Bob, sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf für Renault zufrieden?

Bob Bell: Wie könnte ich nicht? Fünf Siege aus sieben Rennen sind eine fantastische Ausbeute. Ich bin sehr zufrieden mit den Leistungen des Teams und des Renault R26. Im Moment sieht es wirklich sehr gut für uns aus - aber unsere Gegner schlafen nicht.

Zu Beginn der Saison sah es so aus, als kämpften vier gleichwertige Teams auf Augenhöhe. Jetzt zieht sich die Spitze auseinander...

Bob Bell: Das ist wahr. Renault, McLaren, Honda und Ferrari schenkten sich in den ersten Grands Prix so gut wie nichts. Ich denke, wir haben unser Niveau gehalten, Ferrari hat seinen Rückstand wettgemacht. Zwischen diesen beiden Teams geht es derzeit immer hin und her. McLaren liegt etwas zurück, aber jetzt haben sie wieder Fortschritte gemacht. Honda dagegen hat anscheinend Boden verloren - warum, weiß ich nicht.

Einige Läufe zuvor gab es hitzige Debatten über die flexiblen Flügel. Was ist daraus geworden?

Bob Bell: Die Situation hat sich gebessert, ist aber noch nicht komplett gelöst. Die Technische Arbeitsgruppe der FIA arbeitet an dem Thema. Wir müssen absolut sicher sein, dass jeder die Buchstaben, aber auch den Geist des Reglements respektiert.

Es scheint, als hätten sich die Autos seit Saisonbeginn optisch kaum verändert. Stimmt dieser Eindruck?

Bob Bell: Ja, und ich glaube, das liegt daran, dass die aerodynamischen Regeln jetzt seit zwei Jahren stabil sind und die Fortschritte immer kleiner werden. Allerdings haben sich am Renault R26 seit dem ersten Rennen so gut wie alle wichtigen Karosserieteile geändert: Front- und Heckflügel, Diffusor, Luftleitbleche. Wenn man das Auto von heute neben das vom Saisonstart stellen würde, wären die Unterschiede sofort zu erkennen.

Wird das bis zum Saisonende so weitergehen?

Bob Bell: Nun, wir haben einiges in der Pipeline, das auch einfacher zu entdecken sein wird.

Gab es auf der mechanischen Seite größere Weiterentwicklungen am R26?

Bob Bell: Keine nennenswerten. Wir haben uns vor allem darauf konzentriert, das Auto zuverlässig zu machen, und dann, es auf jeden Kurs anzupassen. Wir haben die Steifigkeit verbessert und Gewicht eingespart. Die größten Änderungen auf der mechanischen Seite erfolgen üblicherweise zwischen den Saisons.

In zwei Wochen trifft der Formel 1-Tross in Montreal ein - eine Strecke, auf der das Renault Team in den beiden vergangenen Jahren nicht vom Glück verfolgt war. Machen Sie sich um diesen Lauf Sorgen?

Bob Bell: Es stimmt, dass wir unsere Pechsträhne bei diesem Rennen beenden wollen und unsere Führung bei den zwei Nordamerika-Rennen zementieren möchten. Immerhin haben wir uns auch in Monaco 2005 schwer getan und in diesem Jahr gewonnen. Aus strategischer Sicht sind Montreal und Indy Schlüsselrennen für die Weltmeisterschaft: Zu diesem Zeitpunkt entscheiden wir und viele unserer Gegner, ob die Entwicklung bis zum Saisonschluss weitergetrieben oder zugunsten des nächstjährigen Autos eingefroren wird. Wenn wir die USA mit einem satten Vorsprung verlassen, werden wir einen großen psychologischen Vorteil genießen. Die kommenden Rennen werden also entscheidend sein.

Die Frage, den aktuellen Vorsprung bloß zu verteidigen, stellt sich also noch nicht?

Bob Bell: Nein. Das machen wir, wenn wir die WM gewonnen haben!