In den Schlusssekunden des Qualifyings richteten sich heute erwartungsgemäß alle Augen auf die letzte Kurve: Diese ist in Silverstone durchaus kritisch - allerdings nur beim Start, wenn manche Fahrer weit hinten die Startampel gar nicht einsehen können. Das erhöhte Interesse im Qualifying erklärte sich durch Michael Schumachers mittlerweile berühmt-berüchtigte Parkaktion von vor zwei Wochen. Diesmal blieb die Kurve jedoch frei, die gelben Flaggen wurden nicht geschwenkt und die Konkurrenten wurden nicht beeinträchtigt. Stattdessen kam es zu einem Herzschlagfinale, welches am Ende Fernando Alonso haarscharf für sich entscheiden konnte.

1. Session: Favoritensterben in Silverstone

Überraschend früh griff Fernando Alonso ins Qualifying-Geschehen ein: Schon direkt nach Eröffnung der 1. Session war der Spanier unterwegs. Man hat aus den Verkehrsproblemen der letzten Rennwochenenden also gelernt: Alonso sicherte sich frühzeitig die Eintrittskarte für Session Nummer 2.

Nicht so gut begann das Qualifying für Jarno Trulli: Der Toyota-Pechvogel kehrte nach zwei Runden mit stark rauchendem Heck in die Box zurück und stieg verärgert aus seinem B-Toyota aus. Ein Motorschaden beendete seine Chancen auf mehr als Startplatz 22.

Einen ähnlichen Schock erlitten die vielen Fans auf den Tribünen: Ihr Lokalmatador Jenson Button schied als 19. aus. Aber nicht nur das: Auch Mark Webber scheiterte in der ersten Session. Sein Teamkollege Nico Rosberg schaffte es als 16. gerade so in die zweite Runde. Raus waren damit: Trulli, Montagny, Sato, Button, Albers und Webber. Vorne reihte sich Fernando Alonso vor Villeneuve, Massa, Räikkönen, Heidfeld und M. Schumacher ein. Die positiven Überraschungen der ersten Session waren die beiden Toro Rosso sowie Tiago Monteiro, die auf den Rängen 14 bis 16 für das kleine Favoritensterben sorgten.

2. Session: Weiß-Blaue Show

Das zweite Qualifying eröffneten die beiden BMW Sauber-Piloten mit einer zwischenzeitlichen Doppelführung. Damit bestätigten die Weiß-Blauen ihre gute Form auf dem ehemaligen Flugplatzkurs in Silverstone. Doch dann kamen die Top-Teams: Alonso, Fisichella, Räikkönen, Schumacher fuhren auf Anhieb vor die Hinwiler.

Abschied nehmen hieß es derweil von Monteiro, Speed, Klien, Liuzzi, Rosberg und Coulthard - damit waren alle Red Bull und Williams bereits vor der Runde der letzten Zehn ausgeschieden. David Coulthard war nach seinem Ausscheiden nicht besonders gut gelaunt - angeblich hat ihn Juan Pablo Montoya aufgehalten. Das Team erwägt dagegen Protest einzulegen.

Gerade so in die To10 schaffte es Ralf Schumacher als Zehnter. Davor reihten sich Barrichello, Massa und Montoya ein. Die gute Performance von BMW Sauber bestätigten die Plätze 6 und 4 für Villeneuve und Heidfeld. Vorne blieb alles beim alten: Alonso vor Räikkönen und Fisichella.

3. Session:

Zum achten Mal in dieser Saison begann das große Spritverbrennen: Angeführt wurde das Feld wie üblich von Michael Schumacher und Fernando Alonso. Bis 7 Minuten vor Schluss hieß es jetzt erst einmal: Runden drehen, Tank leeren und auf den Boxenstopp vorbereiten.

Den ersten Schlagabtausch gewann Michael Schumacher: Der Deutsche blieb einige Hundertstel vor Fernando Alonso. Dann ging es rund zweieinhalb Minuten vor dem Ende zur zweiten Runde der Boxenstopps und zum entscheidenden Angriff auf die Pole.

Diesen eröffnete erneut Michael Schumacher mit einer verbesserten Zeit, doch der 1:20.253 von Alonso hatte er nichts entgegenzusetzen. Fernando Alonso sicherte sich mit anderthalb Zehnteln Vorsprung die Pole - aber nicht vor Schumacher, sondern vor Kimi Räikkönen! Der Finne war kurz vor dem Fallen der schwarz-weiß karierten Flagge über die Linie gegangen und konnte sich somit in den Schlusssekunden noch zwischen die beiden Titelanwärter quetschen.

Startaufstellung: Silverstone GP

In der ersten Startreihe beziehen somit morgen Fernando Alonso und Kimi Räikkönen Aufstellung. Erst auf Rang 3 steht der WM-Zweite Michael Schumacher. Neben ihm startet sein Teamkollege Felipe Massa.

Nur in der dritten Startreihe steht der zweite Renault von Giancarlo Fisichella. Er geht zusammen mit Rubens Barrichello in das achte Saisonrennen. Der zweite McLaren von Juan Pablo Montoya steht dahinter neben Ralf Schumacher auf Rang 8. Die fünfte Reihe gehört hingegen komplett BMW Sauber: Heidfeld startet neben Villeneuve.

Die sechste Startreihe teilen sich David Coulthard und Nico Rosberg. Knapp dahinter stehen die nächsten Red Bull-Fahrer: Liuzzi auf 13, Klien auf 14 und Speed auf 15. Neben dem Amerikaner geht der beste Midland-Pilot Monteiro von Rang 16 ins Rennen.

Am Ende des Feldes kommt es in den letzten Reihen zu einer kleinen Ansammlung von Spitzenpiloten: Mark Webber startet aus der drittletzten Reihe neben dem MF1 von Christijan Albers. Dahinter steht Jenson Button neben seinem Honda-Kollegen Franck Montagny.

Ganz hinten stehen Takuma Sato und Jarno Trulli. Während Sato nach seinem Unfall im Freien Training den Motor wechselte und dafür 10 Startplätze kassierte, schied Trulli im Qualifying ohne Rundenzeit aus. Angesichts der deutlichen Rauchzeichen aus dem Heck seines TF106B dürfte auch bei ihm ein Motorwechsel anstehen.