Das Fahrerlager von Silverstone hat einen prominenten Gast. Mika Häkkinen ist vor Ort, weil er hier für ein Buch über alle lebenden Formel-1-Weltmeister fotografiert wird. Er hat natürlich gleichzeitig auch alte Bekannte bei McLaren-Mercedes besucht. "Mir wurde auch das Auto gezeigt, und wie alles heute funktioniert. Das war sehr spannend", sagte Häkkinen. Aber ob es ihm noch jucken würde, das Auto wenigsten ein paar Runden lang zu bewegen? "Wenn ich jetzt ja sagen würden, dann wäre es keine besonders gute Idee", lacht er.

Wenn es aber um die Zukunft seines Landsmannes Kimi Räikkönen geht, dann wird Häkkinen ernster und auch kritischer. "McLaren-Mercedes ist von den Ressourcen, von der Technologie und von den Finanzen her ein super Rennstall", sagt er. "An seiner Stelle würde ich meine Energie darauf konzentrieren, wie ich diese Ressourcen so ausnutzen kann, dass ich Weltmeister werden kann. Ich würde so lange so intensiv arbeiten, bis ich den Ingenieuren sagen kann, was ich im Auto fühle, wo sind die Gründe dafür, dass Renault und Ferrari gerade jetzt schneller sind. Das ist nämlich die Frage, auf die man die Antwort finden muss."

Häkkinen sieht McLaren-Mercedes nicht in der Krise, obwohl viele Schlüsselpersonen den Rennstall verlassen haben. "In der Formel 1 geht es immer auf und ab", sagt er. "Hier gibt es keine Überraschungen. Man muss alles analysieren. Es gibt einen stichfesten Grund dafür, dass andere schneller sind, und den muss man jetzt finden."

Häkkinen gibt zu, dass diese Situation eine Geduldsprobe ist, genau so für Räikkönen wie auch für das ganze Team. "Jeder im Team ist unzufrieden mit der Situation, jedem tut sie weh", sagt er. "Da darf man aber nicht nach links und rechts schauen, sondern man muss weiter arbeiten, Richtung Lösung des Problems."

Den Wechsel des Rennstalls sieht Häkkinen gar nicht als richtige Lösung. "Obwohl das Gras auf der anderen Seite grüner erscheint, ist es das nicht", sagt er. "Die Jungs in anderen Teams kämpfen mit den gleichen Problemen. Diesem Rennstall fehlt es nicht an Ressourcen, man muss jetzt nur erreichen, dass alle in die gleiche Richtung ziehen."

Darin sieht er den Fahrer als einen wichtigen Faktor. "Wir Fahrer sind für den Rest der Mannschaft Helden, die gehört werden", sagt er. "Und wenn man alle tausend Leute, die bei McLaren arbeiten, hinter sich bringt, dann ist es schon ein Wunder, wenn sich die Situation nicht verbessert"

Gleichzeitig zeigt Häkkinen aber auch Verständnis dafür, dass Räikkönen frustriert ist, nachdem er den Titel zweimal knapp verpasst hat. "Ich weiß aus der Erfahrung von 2000, wie sehr das an einem nagt", sagt er. "Man hat das ganze Jahr dafür gekämpft. Und wenn dann technische Probleme kommen, dann ist das noch bitterer. Bei eigenen Fehlern kann man nur auf sich selber zeigen. Technische Probleme, besonders wenn ein Teil wiederholt kaputt geht und man kein Licht am Ende des Tunnels sieht, sind besonders bitter."

In seiner Zeit habe Häkkinen in solchen Situationen Kraft von seiner Mentalität geholt. "Wir Finnen sind schon sehr zäh, wir geben nicht so leicht auf", sagt er. "Man muss auch an schlechten Tagen weiter schuften. Da hilft es nicht, wenn man nur die Wunden leckt und losheult."