"Red Bull ist die perfekte Braut für jeden Hersteller - ein Team ohne jede Alkohol- oder Tabaksponsoren, mit einer klaren und gesunden Zukunft. Wir werden sehen, wer die Braut mit nach Hause nehmen wird", sprach der Konsulent der erwähnten Braut, Dr. Helmut Marko, in einem Interview mit der offiziellen F1-Website formula1. Der Grazer kann sich auch vorstellen, dass der deutsche Automobilriese Volkswagen der glückliche Bräutigam sein könnte, denn: "Es gibt eine langjährige Freundschaft zwischen Dietrich Mateschitz und dem VW-CEO Bernd Pischetsrieder. Red Bull hat auch im Rally Raid-Sport oder in der DTM mit VW/Audi zusammengearbeitet - da ist es nur logisch, dass auch über die Formel 1 gesprochen wird."

Unabhängig davon, wer in der Zukunft die beiden Formel 1-Teams von Red Bull - Red Bull Racing und Scuderia Toro Rosso - mit Motoren versorgen wird, gibt es einen Masterplan, der den Energiegetränkehersteller an die Spitze der Königsklasse bringen soll. Dabei setzt man auf das ab 2008 gültige neue Formel 1-Reglement, welches auch im Chassis-Bereich eine enge Kooperation zwischen den Rennställen erlaubt. Marko erklärt: "Das neue Reglement bedeutet für uns, dass wir die beiden Teams mit nur einer Entwicklungsabteilung betreuen können. Wir können also auf der Konstruktions-Ebene Kosten einsparen und dabei gleichzeitig die gewonnen Daten verdoppeln. Das sollte uns einen wirklichen Sprung an die Spitze ermöglichen."

Rosige Zukunft, problematische Gegenwart

Für diese Entwicklungsabteilung hat man bekanntlich zahlreiche Top-Designer engagiert, allen voran den ehemaligen McLaren-Stardesigner Adrian Newey, der bereits am Red Bull-Ferrari RB3 feilt. Man erwartet eine rosige Zukunft - doch in der Gegenwart läuft es nicht unbedingt wunschgemäß. Da können auch die mehrstöckigen Motorhomes nicht darüber hinwegtäuschen. Marko gibt zu: "Wir liegen hinter unserem Plan. Red Bull Racing musste sich selbst neu strukturieren und seit dem Jahresbeginn mussten wir auch einige Bedürfnisse der Scuderia Toro Rosso abdecken." Hinzu kam der schwere Konstruktionsfehler am RB2, den man in seiner Ur-Version fälschlicherweise mit viel zu kleinen Kühlern versehen hatte, was einen Testrückstand von rund einem Monat zur Folge hatte - das ist in der heutigen Formel 1 fast nicht mehr einzuholen. "Wir haben jedoch in den letzten Wochen Fortschritte erzielen können - 2007 sollten wir wieder im Plan liegen", sagt Marko.

Derzeit mangle es noch in verschiedenen Bereichen: "Ich bin im Moment nicht zufrieden damit, wie wir auf Probleme reagieren. Auch in der Qualitätskontrolle orte ich Defizite, aber wir verbessern uns. Und auch mit einigen der besten Köpfe aus dem Fahrerlager dauert es eine Zeit, bis man eine funktionierende Kraft aufgebaut hat." Einmal mehr wiederholt Dr. Marko den viel zitierten Satz: "Wenn du ein Team aufrüstest, musst du auch im Fahrerbereich aufrüsten." Marko stellt einmal mehr die Rute des freien Markts ins Fahrerfenster: "Wir würden uns freuen, wenn wir unsere Piloten aus unserem Juniorenprogramm rekrutieren könnten. Es ist Fakt, dass von unseren sechs Piloten vier aus diesem Programm entspringen. Sollten wir jedoch unzufrieden sein, müssten wir uns auf dem freien Markt umsehen."