War es schwierig die Strecke in Melbourne zu lernen?
Markus Winkelhock: Nein, das Lernen an sich war nicht schwierig. Das Gefährliche ist hier, dass die Mauern sehr nah dran sind. In Bahrain gab es genügend Auslaufzonen: Wenn man sich dort vertan hat, ist man eben raus und wieder zurück auf die Strecke gefahren. Diese Möglichkeit gab es hier nicht. Deshalb war es ein vorsichtiges Herantasten.
Warst Du diesmal etwas lockerer als bei Deiner Premiere in Bahrain?
Markus Winkelhock: Ja, auf jeden Fall. Es war wie beim Testen: Als ich das erste Mal getestet habe, war alles komplett neu für mich. Beim zweiten Test in Valencia wusste ich schon vorher wie der Hase läuft. Genauso war es jetzt als Freitagsfahrer. Kilometer für Kilometer werde ich mit dem Team und dem Auto vertrauter.
Wie oft kommst Du denn noch als Freitagstester zum Einsatz?
Markus Winkelhock: Ich weiß es nicht. In Hockenheim fahre ich auf jeden Fall. Wann ich bei normalen Tests zwischen den Rennen zum Einsatz komme, weiß ich aber noch nicht.
Wie wurde Deine Leistung beurteilt?
Markus Winkelhock: Eigentlich ganz positiv. Es haben mir schon einige zu meiner Arbeit gratuliert und das Team ist zufrieden. Wir konnten einige wichtige Informationen für das Team und die Stammfahrer sammeln. Und genau das ist ja die Aufgabe des Freitagsfahrers. Ich persönlich war am Ende mit meiner Runde mit wenig Sprit und neuen Reifen nicht ganz zufrieden. Ich musste auf meiner Out-Lap einige Autos vorbeilassen und konnte deshalb meine Reifen nicht richtig auf Temperatur bringen. Dadurch war meine gezeitete Runde nicht perfekt, weil mein Reifen erst während der Runde richtig gegriffen hat. Als ich noch einmal mit wenig Sprit und neuen Reifen raus bin, war zwei Runden lang Gelb. Also konnte ich erneut keine gute Zeit fahren. Das war etwas schade. Meinen Job habe ich laut dem Team wieder gut gemacht. Nach außen zählt zwar immer die Zeit, aber für mich ist es auch wichtig, dass das Team weiß, wozu ich fähig bin.
Wie groß ist die Hoffnung noch öfter für Midland zu testen?
Markus Winkelhock: Es gibt schon Hoffnung. Ich weiß ja, dass ich nicht an jedem Freitag im Auto sitzen werde. Jeder Freitag ist eine Art Prüfung für mich und deshalb strenge ich mich doppelt an diese zu bestehen. Wenn die Leistung stimmt, dann wäre ich absolut happy noch einmal eingeladen zu werden.
Hat Dich das Team in Bahrain auf einen Ersatzeinsatz für Tiago Monteiro vorbereitet?
Markus Winkelhock: Nein, gar nicht. Er hatte etwas Nackenschmerzen, aber ich habe mich nicht besonders dafür interessiert, da ich meinen Job erledigen muss.
Sind in diesem Jahr irgendwelche Renneinsätze in anderen Serien geplant?
Markus Winkelhock: Im Moment noch nicht. Ein kleines Ziel sind für mich momentan Le Mans oder die 24h am Nürburgring. Aber eine komplette Saison ist nicht geplant.
Wie haben Deine deutschen Fahrerkollegen auf Deinen Einstand reagiert? Ist einer auf Dich zugekommen?
Markus Winkelhock: Eigentlich nicht. Michael Schumacher ist bei der ersten Fahrerbesprechung in Bahrain unheimlich nett auf mich zugekommen und hat mit mir geredet als ob ich schon Jahre lang dabei wäre. Das war schon ein positiver Eindruck von ihm. Als siebenfacher Weltmeister hätte er es ja nicht nötig mit mir zu sprechen...
Was hat dich an der Formel 1 überrascht?
Markus Winkelhock: Ich habe es mir grundsätzlich schon so vorgestellt; ich war ja schon einige Male im Rahmenprogramm dabei. Deshalb konnte ich mir ungefähr vorstellen wie alles abläuft. Ich wusste einfach, dass es hier hochprofessionell zugeht und nicht wie in einem Fünf-Mann-Formel 3-Team. Es ist schon beeindruckend, wenn man sieht wie viele Leute für zwei respektive drei Autos arbeiten.
Musstest Du Deine Arbeitsweise sehr stark umstellen?
Markus Winkelhock: Nein. Ich bin schon DTM gefahren, was ja auch eine professionelle Rennserie ist, und auch in der Formel Renault hat das Team letztes Jahr sehr professionell mit dem Fahrer gearbeitet. Es war natürlich nicht mit der Formel 1 zu vergleichen, aber Draco Racing hat mit Barrichello, Massa & Co schon einige F1-Fahrer hervorgebracht. Deshalb musste ich mich nicht besonders umstellen. Auch in der Formel 1 kocht man nur mit Wasser und hat das Auto nur vier Räder. Die Aussagen über das Auto bleiben überall gleich. Es gibt natürlich jede Menge zusätzliche Dinge wie das Differenzial oder die Traktionskontrolle, aber ein F1-Auto hat genauso Über- oder Untersteuern wie ein DTM- oder F3-Wagen.
Was war für Dich das Schwierigste bei der Eingewöhnung?
Markus Winkelhock: Ganz am Anfang war es schon schwierig den richtigen Bremspunkt zu finden, da dieser extrem spät liegt. Aber es gibt so viele Dinge, die man sogar während der Fahrt verstellen kann, die ich vorher einfach nicht hatte. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen.
Würdest Du sagen, dass Du das Auto im Griff hast?
Markus Winkelhock: Absolut. Ich habe das Auto im Griff. Aber man lernt immer von Kilometer zu Kilometer dazu. Ich bin schließlich erst 750 Kilometer mit einem F1-Auto gefahren und das ist nicht so viel.
Wenn Du jetzt sofort ins Auto steigen und ein Rennen bestreiten müsstest: Würdest Du Dich bereit dafür fühlen?
Markus Winkelhock: Beim ersten F1-Rennen wird sicherlich eine gewisse Nervosität vorhanden sein. Aber es sollte kein Problem sein. Deswegen bin ich ja hier.
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