Manch einer wird den Ruf des ewigen Verlierers in der Formel 1 nie los. Auch Giancarlo Fisichella zählte letzte Woche nach seinem Ausscheiden in Bahrain schon wieder fest zu dieser Kategorie. Wenn bei Renault ein Auto kaputt geht, dann eben bei ihm, wurde überall gelästert, dazu kam noch, dass viele ihm schon vor Saisonbeginn noch geringere Chancen einräumten als 2005. Denn, so das Argument, der neue Renault ist noch mehr auf den ganz speziellen Fahrstil von Alonso zugeschnitten, auf jenes extrem aggressive Einlenken, das den Spanier so einzigartig macht.

Doch mit der Vorstellung von Malaysia strafte Fisichella die Zweifler erst einmal Lügen. Nichts von der immer wieder zitierten mentalen Schwäche, nichts davon zu sehen, dass ihm der Ausfall im ersten Rennen bei gleichzeitigem Alonso-Sieg schon den Nerv gezogen hätte. Im Gegenteil Fisichella lieferte das ganze Wochenende eine perfekte Vorstellung ab und nutzte eiskalt die Chance, die sich ihm bot, nachdem der Pech- und Problemteufel im Qualifying auch einmal Alonso erwischt hatte.

Kein Wunder, dass sich Fisico über seinen Triumph so riesig freute. Denn erstens einmal bewies er damit, dass er noch lange nicht gewillt ist, die Dominanz im Team kampflos Fernando Alonso zu überlassen. Vielleicht hofft er ja sogar darauf, dass die Prioritäten im Team noch umschwenken könnten, sollte er in etwa auf gleichem Level mit Alonso fahren. Schließlich hat der ja für 2007 schon bei der Konkurrenz unterschrieben - aber jedes Team behält gern die Nummer 1. Und bei Flavio Briatore gilt ganz bestimmt auch das Motto eines anderen Rivalen, dass nämlich nichts unmöglich ist...

Aber Fisichella konnte sich erst einmal vom Verliererimage befreien - andere schaffen es wohl nie. Das Paradebeispiel ist Rubens Barrichello. Der macht bei Honda gegen Jenson Button genauso wenig einen Stich, wie er bei Ferrari gegen Michael Schumacher jemals eine echte Chance hatte. Und schon wieder ertönt die Liste der Erklärungen, die in den meisten Ohren inzwischen nur wie lahme Entschuldigungen klingen, die Klagen, mit der Charakteristik des Autos nicht zurechtzukommen. Besonders bitter dürfte es für den Brasilianer sein, dass er gleichzeitig sehen muss, wie sich sein junger Landsmann Felipe Massa auf Anhieb gegen Schumi schlägt: In Bahrain hätte er dem siebenmaligen Weltmeister beinahe die Pole weggeschnappt, wäre da nicht noch ausgerechnet Fisichella im Weg gestanden. Und in Malaysia kam er gar einen Rang vor Schumi ins Ziel, obwohl er sieben Plätze hinter ihm gestartet war...

Ein besonderes Thema sind die McLaren-Mercedes-Piloten: Juan-Pablo Montoya ist dabei, sich allmählich ebenfalls in die Kategorie der Verlierer einzureihen. Dass Mercedes-Sportchef Norbert Haug betont, wie sehr man Kimi Räikkönen nach seinem frühen Ausfall im Rennen in Malaysia vermisst habe, sagt ja schon einiges darüber, wie viel man teamintern wem zutraut. Dass ein Räikkönen, so wie er in Bahrain von ganz hinten auf Platz drei nach vorne preschte, auch in Sepang mehr als einen vierten Platz aus dem Silberpfeil herausgeholt hätte, daran hat kaum ein Experte Zweifel.

Nur - was nützt das dem Finnen, wenn er seine Rolle als ewiger Pechvogel der Formel 1 nicht los wird? Denn bei Räikkönen ist das schon nicht mehr nur ein Image - sondern eine Tatsache: So viel unverschuldete Ausfälle wie er hatte in den letzten Jahren kein anderer Top-Pilot. Da fragt sich schon mancher, welche Sünden Kimi wohl in einem früheren Leben begangen haben muss, um jetzt so bestraft zu werden. Den Spruch, dass jede Serie einmal enden müsse, so auch seine schwarze, kann Räikkönen garantiert schon nicht mehr hören. Andererseits - was soll sein Umfeld, auch sein Arbeitgeber, sonst noch sagen? "Wir werden auch einmal zusammen sitzen, wenn Kimi zum 15. Mal hintereinander ins Ziel gekommen ist. Solche Serien gibt es, aber das gleicht sich immer irgendwann aus", hofft Haug. Aber wenn Räikkönen mit McLaren-Mercedes noch Weltmeister werden will - oder umgekehrt, McLaren-Mercedes mit Räikkönen, dann muss das wohl bald passieren...