Alles neu macht der Max: Wie vor jeder Formel 1 Saison müssen sich die Fans auch in diesem Jahr nicht nur auf neue Fahrer und Teams, sondern vor allem auf neue Regeln einstellen. Wir verraten Ihnen, was sich in der Saison 2006 alles ändert, wer jetzt wo fährt und was es sonst noch so Neues in der F1-Welt gibt.

Die Regeln

Motor Heiß diskutiert und außer von Max Mosley von niemandem geliebt: Ab dieser Saison sind in der Formel 1 2,4 Liter V8-Motoren vorgeschrieben. Alle Teams bis auf den Minardi-Nachfolger Toro Rosso mussten somit einen komplett neuen Motor entwickeln. Darüber stöhnten nicht nur die Hersteller: Das ist viel zu teuer! Selbst Bernie Ecclestone empfand diese Regeländerung als unnütz. Max Mosley verteidigte sie trotzdem: Schließlich hätten die Hersteller alle dafür gestimmt und damals noch gesagt, dass der Wechsel die Kosten senken würde. Das war aber erwartungsgemäß nicht der Fall.

So sehen sie aus: Die Achtzylinder., Foto: RenaultF1
So sehen sie aus: Die Achtzylinder., Foto: RenaultF1

Für die Fahrer bringen die neuen Achtzylinder ebenfalls Veränderungen mit sich. Rubens Barrichello gab sich nach seinem ersten V8-Test schockiert. Pedro de la Rosa bemängelte die fehlende Power und Ricardo Zonta meinte, dass sogar ein "kleines Mädchen" diese Autos fahren könne. Ob die Fahrbarkeit der V8-Boliden nun einfacher oder schwieriger geworden ist, darüber sind sich die einzelnen Piloten nicht einig. Eines steht aber auf alle Fälle fest: Die neuen Autos sind langsamer, allerdings nicht so langsam wie man angenommen hatte.

Aus technischer Hinsicht brachten die V8 die berüchtigten Vibrationen mit sich, welche den Teams aber nicht mehr allzu großes Kopfzerbrechen bereiten. Viel schwerwiegender waren die technischen Probleme am Mercedes-Achtzylinder sowie die Kühlungsschwierigkeiten für das Ferrari-Kundenaggregat bei Red Bull Racing. Bei RBR hatte man den Kühlbedarf des neuen Aggregats unterschätzt und musste deshalb die Seitenkästen umbauen. Bei den meisten anderen Teams fallen diese in dieser Saison ebenso wie das Heck schmaler aus. Ein Grund dafür ist, dass jeweils ein Auspuff entfällt und die Motoren in den meisten Fällen kürzer ausgefallen sind.

An den ersten Rennwochenenden wird vor allem die Zuverlässigkeit der neuen Triebwerke im Blickpunkt stehen. Denn auch in dieser Saison müssen die Motoren zwei Rennen in Folge durchhalten. Gelingt dies nicht, droht eine Strafversetzung um 10 Startplätze. Mit den zwei Hitzerennen in Bahrain und Malaysia beginnt die Saison also im wahrsten Sinne des Wortes mit einer Feuertaufe für die V8.

Die Reifen wirken unverändert: Die Mischung machts!, Foto: Sutton
Die Reifen wirken unverändert: Die Mischung machts!, Foto: Sutton

Reifen Nur ein Jahr lang gaben die langlebigen Reifen ein Gastspiel in der Formel 1. Seit dieser Saison sind Reifenwechsel wieder erlaubt. Die offizielle Begründung dafür sind die gestiegenen Rundenzeiten durch die V8-Motoren sowie die Sicherheitsrisiken bei Reifenschäden.

Auf dem Papier spielt diese Änderung Bridgestone in die Laufflächen: Denn die Japaner dominierten die letzte Saison mit Reifenwechseln im Jahr 2004 überlegen. Doch Michelin scheint auf diesem Gebiet vor seinem letzten Jahr in der Königsklasse aufgeholt zu haben: Nicht wenige behaupten, dass die Franzosen erneut den besseren Gummi gebacken haben.

Die genaue Reifenmathematik sieht wie folgt aus: Jeder Fahrer darf an einem F1-Wochenende der Saison 2006 sieben verschiedene Trockenreifensätze, vier verschiedene Regenreifensätze und drei verschiedene Extremwetterreifensätze verwenden. Die im Qualifying und Rennen verwendeten Pneus müssen die gleiche Mischung aufweisen. Reifenwechsel sind während des gesamten Rennens erlaubt.

Qualifying Kein Jahr ohne ein neues Qualifying-Format. Werfen wir also einen Blick auf die neueste Variante, die sich Max Mosley & Co haben einfallen lassen: Ihr Name lautet Knock Out Qualifying.

Das neue Qualifying wird nicht einfach., Foto: Sutton
Das neue Qualifying wird nicht einfach., Foto: Sutton

Und genauso geht es auch zur Sache: Nach zwei 15-minütigen Qualifying-Sessions scheiden jeweils die langsamsten 6 Fahrer aus. Diese belegen die Startplätze 17 bis 22 und 11 bis 16. Danach werden die Zeiten der verbliebenen 10 Fahrer, wie schon zu Beginn der ersten beiden Sessions, auf Null gesetzt und sie treten in einer 20-minütigen Session um die besten 10 Startplätze an.

Soweit so verständlich. Kompliziert wird es bei den Tankmodalitäten: Obwohl sich die Autos ab dem Beginn des Qualifyings unter so genannten Parc Fermé Bedingungen befinden, sind Reifenwechsel und Tankvorgänge erlaubt. Allerdings müssen die Top-10 die letzten 20 Minuten mit ihrem Rennsprit bestreiten. Der verbrauchte Sprit während des Qualifyings darf vor dem Rennen jedoch nachgetankt werden. Hierzu werden die Autos beim Verlassen der Boxengasse gewogen. Sollte die Runde eines Fahrers über der 110%-Marke seiner besten Qualifying-Runde liegen, zählt diese Runde allerdings nicht zu den Auftankrunden. Damit sollen taktische Spielchen mit langsamen Spritsparrunden vermieden werden. Die Piloten auf den Rängen 11 bis 22 dürfen vor dem Rennen nach Belieben auf- und abtanken.

Sonstiges Abgesehen von diesen drei großen Neuerungen, hat die FIA zwei kleinere Änderungen beschlossen. Zum einen dürfen die Teammitglieder nach dem Rennen nicht mehr an den Sicherheitszäunen hochklettern um ihre Piloten zu feiern. Zum anderen wurde das 4. Freie Training am Samstagmorgen ersatzlos gestrichen. Dafür rückte die 3. Session um zwei Stunden nach hinten. Sie beginnt jetzt um 11:00 Uhr Ortszeit.

Die Rookies

Super Aguri packt erstmals in der F1 aus., Foto: Sutton
Super Aguri packt erstmals in der F1 aus., Foto: Sutton

Teams Neue Strecken suchen Sie im Rennkalender des Jahres 2006 vergeblich. Dafür gibt es aber gleich fünf neue Teamnamen in der Starterliste! Wirklich neu ist jedoch nur einer der Rennställe. Während Super Aguri F1 tatsächlich bei Null begonnen hat, bauen Honda Racing, BMW Sauber, MF1 Racing und die Scuderia Toro Rosso auf ihren jeweiligen Vorgängerteams auf.

Diese Umbenennungen und Besitzerwechsel wirken sich stark auf das Kräfteverhältnis aus: Insbesondere am Ende des Feldes dürfte ein harter Dreikampf zwischen Super Aguri, MF1 Racing und der Scuderia Toro Rosso entbrennen. Aber auch im Mittelfeld sollte es hoch hergehen: Mit BMW Sauber, Red Bull Racing, Honda, Williams, Toyota und Ferrari balgen sich gleich mehrere Teams um die Punkte- und Podestränge. Ganz zu schweigen vom Siegertreppchen, dass nicht weniger als fünf Rennställe erklimmen möchten.

Fahrer Auch wenn vier der fünf neuen Teams nur einer Frischzellenkur unterzogen worden sind, werden wir 2006 mehr neue Teams als neue Fahrer sehen. Unter den 22 GP-Piloten befinden sich nur drei Rookies. Namentlich sind das: Nico Rosberg, Scott Speed und Yuji Ide.

Die besten Chancen auf ein gutes F1-Debüt besitzt erwartungsgemäß der junge Deutsche. Bei Williams Cosworth könnte er sogar zur großen Überraschung des Jahres aufsteigen. Zumindest trauen einige Experten seinem Rennstall die Rolle des Geheimfavoriten zu.

Nico hat die besten Karten unter den Rookies., Foto: Sutton
Nico hat die besten Karten unter den Rookies., Foto: Sutton

Scott Speed muss sich hingegen mit kleineren Brötchen zufrieden geben. Allerdings plant sein Teamkollege Tonio Liuzzi, der ebenfalls erst vier Grand Prix auf dem Buckel hat, schon Großes: Punkteplatzierungen und Podestplätze stehen auf seiner Aufgabenliste.

Für den Dritten im Bunde sind solche Träumereien nicht realistisch: Yuji Ide muss versuchen sich mit Super Aguri F1 nicht allzu oft überrunden zu lassen. Denn während der Japaner brandneu in der Formel 1 ist, gilt dies für sein Arbeitsgerät ganz und gar nicht. Ide und sein Landsmann Takuma Sato müssen mindestens in den ersten drei Rennen auf einen vier Jahre alten Arrows A23 zurückgreifen.

Abseits der Stammcockpits gibt es noch einige weitere Neulinge. Neben dem Russen Roman Rusinov und dem Schweizer Giorgio Mondini zählen auch die beiden Deutschen Markus Winkelhock und Adrian Sutil zum Kreis der MF1-Testfahrer. Alle sollen im Rahmen der 18 Rennwochenenden dieses Jahres eine Chance als Freitagstester bekommen. Mit 9 Einsätzen steht Mondini ganz oben auf der Liste.