Ähnlich wie Jenson Button eroberte Kimi Räikkönen die Formel 1 kometenhaft, galt bald schon als kommender Champion. Mittlerweile ist der "Iceman" zu einer Formel 1-Institution geworden - doch statt dem ersehnten WM-Titel wurde der Finne "nur" zweimal Vizeweltmeister. Im vergangenen Jahr hat ihm die mangelhafte Standfestigkeit seines über weite Strecken der Saison anerkannt schnellsten Autos im Felde einen Strich durch die Titelrechnung gemacht. Für 2006, und die Zeit darüber hinaus, wurde die Situation nicht unbedingt einfacher für den verschlossenen Nordländer.

Der Nachfolger des schnellen aber fragilen McLaren-Mercedes MP4-20, der verchromte MP4-21, ließ bei den Wintertests Befürchtungen aufkommen, dass es wie im Jahr zuvor weitergehen könnte. Vor allem der V8-Motor schien eine Problemzone darzustellen. Erst bei den jüngsten Tests sah man wieder zufriedene Gesichter in der McLaren-Box. Räikkönen: "Ich spüre, dass wir uns in den letzten Wochen stark verbessert haben. Wir verbessern den Wagen ständig, um den Speed und die Zuverlässigkeit zu finden, die wir benötigen - und wir bewegen uns dabei in die richtige Richtung. Wir konnten in der letzten Woche in Barcelona einige gute Distanzen zurücklegen aber wir müssen weiterhin puschen und es gibt immer noch etwas zu tun."

Eines ist klar: Für jemanden, der zweimal Vizemeister wurde, zählt nur der Titel. Alles andere wäre für Kimi Räikkönen eine Enttäuschung. Und so ist die kommende Saison für ihn so etwas wie ein Schlüsseljahr. Am Ende des Jahres läuft sein Vertrag mit McLaren ab, Räikkönen muss die richtigen Weichen für die Zukunft stellen. Sein Vertrauen in den Silberpfeil ist groß - jedoch dem Vernehmen nach nicht groß genug, als dass sich Räikkönen schon jetzt für eine Vertragsverlängerung entscheiden konnte - zumal er 2007 auch Fernando Alonso als Teamkollegen vorfinden würde. Angeblich soll Räikkönen ein 72 Millionen Euro-Angebot von McLaren abgelehnt haben. Gegenüber der Gazzetta dello Sport sagte Räikkönen unverblümt: "Ich habe viele Möglichkeiten und bevor ich mich entscheide, möchte ich sehen, welches Level an Konkurrenzfähigkeit der McLaren aufbringt."

McLaren? Ferrari? Renault? Toyota?

Vorausgesetzt dass Kimi Räikkönen seinen im letzten Jahr neu hinzu gestoßenen und wegen einer Sportverletzung zu Saisonbeginn zusätzlich gehandicapten Teamkollegen Juan Pablo Montoya auch in der kommenden Saison im Griff hat, stehen für ihn theoretisch sämtliche Türen der Formel 1 offen.

Sollte der McLaren schnell und auch standfest sein, muss Räikkönen nur noch überdenken ob er sich Alonso als Teamkollegen "antun" möchte. Doch auch mit Ferrari wurde der Eismann in Verbindung gebracht - hier wiederum müsste er Michael Schumacher als Stallkollegen in Kauf nehmen, sollte der Siebenfachweltmeister noch einmal seinen Vertrag verlängern. Eine weitere Option wäre der simple Cockpittausch mit Alonso, also ein Wechsel zu Erzkonkurrent Renault - dann wäre womöglich Landsmann Heikki Kovalainen sein neuer Kollege. Zudem könnte auch Toyota eine attraktive Lösung darstellen - allerdings müssten die Japaner dann mit dem noch ausstehenden ersten Sieg ihre Konkurrenzfähigkeit bewiesen haben.

Unabhängig von all dem könnten sich diese Türen wieder ein wenig verschließen, sollte in den ersten Rennen der neuen Saison wider Erwarten JPM die Nase vorne haben. Dem Marktwert des Kimi Räikkönen würde das weniger gut tun. Wie gesagt: Es wurde nicht unbedingt einfacher für den Mann aus dem Norden. Aber einfach soll sie ja auch nicht sein, die Königsklasse des Automobilrennsports.