Das liebe Geld regiert auch die Formel 1-Welt. Im F1-Mikrokosmus verhält es sich dabei genauso wie in der richtigen Welt: Die Schere zwischen Arm und Reich, zwischen gut und schlecht und zwischen den Top-Teams und den Kellerkindern geht immer weiter auseinander. Die Kluft wird immer größer.

Während die einen in einem Glaspalast residieren und selbst am Rennplatz einen riesigen Motorhome-Palast aufstellen, hausen die anderen in gemieteten Hallen eines Ex-Teams. Während die einen gleich zwei Teams besitzen, haben die anderen noch nicht einmal genügend Geld um eines dauerhaft am Leben, geschweige denn konkurrenzfähig, zu erhalten. Und während die einen sich ein modifiziertes Auto vom Schwesterrennstall ausborgen, müssen die anderen mit vier Jahre alten Chassis antreten.

Angesichts dieser Verhältnisse und der explodierenden Kosten sowie Budgets ist es beinahe ein Wunder, dass im letzten Jahr ein Team beide WM-Titel gewinnen hat, dass erwiesenermaßen nicht das größte Budget besitzt. Zwar basiert diese Erkenntnis nur auf den Aussagen des Rennstalls selbst, aber bei Renault darf man dies angesichts des Kostenkillers Carlos Ghosn in der Konzernzentrale durchaus glauben.

Für Flavio Briatore waren diese Erfolge gleich in mehrfacher Hinsicht Gold wert. Zum einen natürlich finanziell. Zum anderen selbstverständlich sportlich. Aber fast genauso wichtig dürfte ihm gewesen sein das - seiner Meinung nach - mit deutlich mehr Geld ausgestattete McLaren Mercedes Team seines Erzrivalen Ron Dennis in die Schranken verwiesen zu haben.

"Wir verkaufen Resultate, Ron lieber eine rosige Zukunft", stichelte Briatore in Richtung McLaren Technology Centre. "Wir haben die WM mit einem Minimum an Geld gewonnen, andere geben das Dreifache aus, um zu verlieren." Wie groß die Genugtuung ist, Dennis geschlagen zu haben, verbirgt der Italiener nicht. Im Gegenteil er sagt offen: "Meine Motivation ist es, Leute wie Ron Dennis zu schlagen."

Bislang druckt Bernie nur Briefmarken. Wann folgen die Geldscheine?, Foto: Sutton
Bislang druckt Bernie nur Briefmarken. Wann folgen die Geldscheine?, Foto: Sutton

Das man auch mit verhältnismäßig 'wenig' Geld Erfolge und vielleicht sogar WM-Titel feiern kann, könnte 2006 neben Renault auch Cosworth beweisen. Vor der Saison wurden die Traditions-Motorenbauer bereits abgeschrieben. Doch jetzt kam das große Lob von Honda: Die Japaner sehen den Cosworth V8 als den stärksten des Feldes an! Das muss den Verantwortlichen der privaten Motorenschmiede wie allerbestes Motorenöl runter gegangen sein. Nach den Vorschusslorbeeren müssen nun aber auf der Rennstrecke Taten respektive Ergebnisse folgen.

Aber nicht alle Teams schaffen es mit einem begrenzten Budget solche Triumphe wie Renault oder vielleicht Cosworth zu feiern. Alle bei denen chronisch Ebbe in der Portokasse herrscht, freuen sich über diese Jahreszeit. Denn der Januar und Februar sind traditionell die Monate der neuen Sponsoren und Partner. Da freut sich das Bankkonto.

Apropos Bankkonto: Nicht alle Konten der F1-Welt sind gähnend leer oder in den roten Zahlen. Die Konten von Bernie Ecclestone und seiner diversen F1-Unternehmen sind sogar praller gefüllt denn je!

Der Stagnation und den politischen Machtkämpfen zum Trotz wiesen die Unternehmenszahlen der Formula One Management, kurz FOM, im Jahr 2004 einen Gewinn von 447 Millionen US-Dollar aus. Damit hat die FOM ihren Gewinn von 2003 ($215 Mio.) innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Die Gesamteinnahmen der FOM stiegen um ganze 25% auf insgesamt 705 Millionen Dollar.

FIA-Präsident Max Mosley hält trotzdem an seinem Vorschlag fest, die Automobilhersteller ab 2008 nicht mehr an den Einnahmen zu beteiligen, um auf diese Weise die Privatteams zu stärken. Bernie Ecclestone nutzt die guten Zahlen hingegen, um den Herstellern zu signalisieren, dass genügend für alle da ist und sie mit ihrer eigenen Rennserie von solchen Einnahmen wohl noch nicht einmal träumen dürfen.

Nicht umsonst sagte Flavio Briatore in diesem Zusammenhang treffend: "Es hat Ewigkeiten gedauert die F1 auf das Niveau zu bringen, auf dem sie jetzt ist. Allerdings kann man all das innerhalb einer Saison locker zerstören."

Trotz der Rekordzahlen bei Bernie & Co funken die meisten Rennstreckenbetreiber SOS. Nach den Problemen am Hockenheimring, meldeten sich jetzt die Organisatoren des Türkei GP zu Wort. Sie spielen mit dem Gedanken die Strecke nach nur einem Jahr zu verkaufen, um die Verluste zu tilgen. Und obwohl die Absage des Belgien GP in Spa-Francorchamps offiziell auf die nicht rechtzeitig abgeschlossenen Modernisierungsarbeiten zurückzuführen ist, könnten auch hier die Finanzen im Hintergrund den Ausschlag gegeben haben.

Doch zurück zu den Teams: Denn laut Flavio Briatore gibt es mit Red Bull einen neuen Branchenprimus im Geldausgeben. Während bislang Ferrari und seit einiger Zeit auch Toyota als Geldverbrennungsmaschinen Nummer 1 galten, sieht Briatore die Shopping-Freunde aus Österreich auf dem Weg an die Spitze.

Aus seiner Sicht verspielen die roten Bullen mit ihrem Einkaufswahn an Teams, Ingenieuren und sonstigem Teampersonal "viele Sympathien", die sie im letzten Jahr durch ihr besonderes Auftreten gewonnen haben. Und in der F1-Welt gibt es bekanntlich nur zwei Dinge die man nicht kaufen kann: Sympathien und Erfolge.