Formel 1 Liveticker zum Rennen heute in Mexiko - F1-News aktuell zum GP

Wir beschließen unsere Vorbericht-Erstattung, in 45 Minuten steht schon der Start auf dem Programm. Oben verlinkt: Der Renn-Ticker. Dort findet ihr für den Rest des Abends alle Infos sowie den ganzen Mexiko-GP live. Einfach dem Link folgen!

Die letzte Stunde vor dem Start ist angebrochen, und es sieht wie schon das ganze Wochenende herrlich aus draußen auf der Strecke. Strahlender Sonnenschein, damit sind Temperaturen in den 20ern zu erwarten. Streckentemperaturen kletterten gestern bis an die 50-Grad-Marke, auch das ist heute durchaus möglich. Das ist etwas wärmer als im 2. Training am Freitag, als alle die Longruns fuhren. Das hatte ja drei Stunden später bei untergehender Sonne stattgefunden.

Die asphaltierten Flächen hinter den Kerbs in Kurve 12 sowie eingangs beim Stadion verzeihen viel, lassen aber eben auch locker Track-Limit-Verstöße zu. Das sollte aber hier im Rennen aufgrund doch recht hoher Kerbs eher kein so großes Problem sein. Nur im Limit während des Qualifyings rutschen die Autos hier weit raus. Wegen der Kerbs ist der Zeitgewinn dabei ohnehin eher mau.

In drei der letzten fünf Rennen kam in Mexiko das Safety Car zum Einsatz. Die Wände sind relativ weit weg, außer in der berühmten letzten Kurve, der Peraltada, damit sollten Fehler eigentlich verziehen werden. Aber das Verzweiflungs-Risiko ist bei 71 Runden Renndistanz und schwierigem Überholen hoch. Oftmals verlocken die Schikanen zu verzweifelten Zweikampf-Aktionen mit Feindkontakt. Obendrauf ist der Start ein großes Risiko. Eben weil Überholen schwierig ist, und der Windschatten so gut, lockt die erste Kurve mit Alles-oder-Nichts-Manövern.

Weil die Luft so dünn ist, fahren alle Autos mit High-Downforce-Paketen, und sind trotzdem sehr schnell. Das reduziert den DRS-Effekt, und obwohl es eine lange Gerade gibt, ist Überholen deshalb schwierig, erst recht weil die Autos beim Hinterherfahren auf dem griparmen Asphalt sehr leicht zu rutschen beginnen. Im Qualifying waren die Top-Teams bei den Topspeed-Messwerten recht eng beieinander. Das wird Überholen ohne Reifenvorteil also voraussichtlich schwierig machen.

Worauf kommt es heute in Mexiko also an? Zuerst einmal absolut auf die Kühlung. Dünne Luft kühlt schlecht, deshalb fahren viele Autos mit sehr großen Kühlöffnungen. Im Rennen kann entscheidend sein, wer hier in Dirty Air trotzdem gut zurechtkommt. Einige Teams mögen vielleicht etwas kleinere, riskantere Setups gewählt haben und auf eher freiere Fahrt hoffen. In dem Fall ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie irgendwann mittels Lift-and-Coast Tempo rausnehmen müssen. Für den Zuseher ein guter Hinweis auf ein überhitzendes Auto: Wenn der Fahrer ohne Not auf der langen Geraden aus dem Windschatten des Vordermannes ausschert.

Mathematisch ist es erstmals realistisch. Gewinnt er, während Piastri auf seinem siebten Platz hängenbleibt, würde Norris damit 19 Punkte gutmachen - dann hätte er fünf Punkte Führung. Und wäre zum ersten Mal wieder vorn, nachdem Piastri in Saudi-Arabien an ihm vorbeigezogen war. Piastri war seitdem durchgehend auf dem ersten Platz gelegen.

Die Reifen-Tabelle ist heute in Mexiko einfach. Jeder Fahrer hat sich einen Medium und einen Hard für das Rennen aufgehoben, sowie vier Soft. Ein klarer Indikator dafür, dass niemand ernsthaft von mehr als einem Stopp ausgeht. Wie gut ist der Hard? Immer ein Fragezeichen, wenn eine Mischung übersprungen wird. Das bedeutet oft, dass der Performance-Schritt von Medium hinab auf Hard zu groß ist, um ihn ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Erst recht, wenn alle davon ausgehen, dass auch der Medium an die 50 Runden halten kann.

Pirelli will von zwei Stopps heute nichts gehört haben. Fünf empfohlene Optionen haben sie vorab ausgeschickt, und wenn erst die fünfte ganz unten in der Liste zwei Stopps sind, dann weiß man schon: Die wurde nur der Vollständigkeit halber inkludiert. Ideal sollte ein Start auf Medium sein, dann zwischen Runde 42 und 48 ein Wechsel auf Soft. Alternativ kann man ab Runde 26 von Medium auf Hard umstecken. In der Theorie sollte Durchfahren mit dem Hard - hier der C2, zwei Stufen härter als der C4-Medium - ab Runde 20 schon möglich sein. Da öffnet sich das Stopp-Fenster für alle, die mit einem Soft-Start pokern. Mit Medium sollte Durchfahren ab Runde 23 aber auch schon kein Problem sein.

Auf dem Papier gehen alle von einer Einstopp-Strategie aus. Die robusteren 2025er-Pirellis halten zum einen lang, zum anderen sind sie anders als im Vorjahr sehr Graining-resistent. Ohne diese Oberflächen-Körnung wird jedes Rennen aktuell ein langsames Managen des Abbaus, entweder durch Verschleiß oder durch Hitze. McLaren-Teamchef Andrea Stella warnt jedoch: "Auch wenn wir gutes Verhalten vom Soft gesehen haben, so ist niemand mehr als 10, 12 Runden damit gefahren. Niemand weiß, was im zweiten Teil des Stints passieren wird. Wenn der Abbau hoch ist, muss es kein Einstopp-Rennen sein."

Wir haben uns zum Anlass dieser Start-Frage auch die Statistik genau angesehen und festgestellt: Platz 3 ist wirklich nicht besonders. Eher ist Platz 2 "place to be", von dort kann man sich üblicherweise bei durchschnittlichem Start sofort hinter den Führenden klemmen und später auf der Geraden das Abdecken gegen Angreifer von hinten mit dem eigenen Angriff nach vorne perfekt in Einklang bringen. Die Wahrscheinlichkeit, dann als Erster zurückzukommen, ist da die höchste. P3 verliert im Gegenzug bei mehr als der Hälfte aller Starts hier Plätze.

Die Fahrer sprechen gern davon, dass Startplatz 3 in Mexiko der beste Platz ist, aber George Russell hebt gleich einmal hervor: "Du würdest immer noch die Pole vorziehen. Hinten bist du quasi von der Entscheidung des Pole-Mannes abhängig. Wenn er nach links zieht, bekommen die auf ungeraden Startplätzen Windschatten. Nach rechts, und es geht an die geraden Starter." Es ist weniger ein spezifischer Startplatz, den man haben möchte. Und viel mehr reines Glücksspiel, ob man sich hinter dem Führenden in Position bringen kann.

Sollte Norris den Start verlieren, so wäre das natürlich erst einmal uingemötlich - er würde dann in der verwirbelten Luft von anderen, wahrscheinlich langsameren, Autos stecken. Allerdings hat der McLaren schon das ganze Jahr einen nennenswerten Kühl-Vorteil. Viel Ressourcen waren im Winter in spezielle Kühl-Designs gesteckt worden, und so war Überhitzung des Autos dieses Jahr noch nie wirklich ein Problem. Mehr zum McLaren-Kühlpaket gibt es hier.

Egal, ob er die Führung am Start verliert, davon ist auszugehen. Sicher, die 768 Meter zur ersten Bremszone sind lang, und für alle hinter ihm eine große Chance, aber in den Trainings sah Norris mit vollen Tanks im Renn-Trimm geradezu überlegen aus. "Das kann eines dieser Rennen sein, wo hoffentlich an einem Punkt im Stint die McLaren-Stärken rauskommen, indem wir weniger Reifen-Abbau als unsere Gegner haben", sieht Andrea Stella dem GP positiv entgegen.

Wir treten an zum fünftletzten Grand Prix der Formel-1-Saison in Mexiko. Mit einem ordentlichen Vorteil für Lando Norris - die Startaufstellung könnte für ihn besser nicht sein. Er auf Pole, Max Verstappen nur auf P5, Oscar Piastri nur auf P7. Das könnte ein entscheidendes Rennen werden.