Man kann alles auf verschiedene Art und Weisen angehen. Das ist auch in der Formel 1 nicht anders. So kursierten in den vergangenen Jahren immer zwei Optionen für den Launch eines neuen Autos in der F1-Welt: Ein früher Launch, um so die Zuverlässigkeitsprobleme auszumerzen, und ein später Launch, um so lange wie möglich im Windkanal an der Aerodynamik feilen zu können.

Während Ferrari in den letzten Jahren beinahe ausschließlich auf eine lange Entwicklungszeit setzte und damit bis auf das Jahr 2005 immer richtig lag, gilt Toyota als Verfechter eines frühen Launch-Termins. Im Falle des TF106 sogar eines sehr frühen Testdebüts.

Der neue Toyota gab bereits im November 2005 sein überraschendes Debüt und glich dabei wie ein weiß-roter Bolide seinem Vorgänger nur gleichen kann. Allerdings ist das durchaus so gewollt und kein großer Nachteil: Denn Toyota geht einen dritten Weg.

"Wenn man das Auto so früh zum ersten Mal fährt und das Bodywork so spät wie möglich überarbeitet, kann man das Beste aus beiden Welten zusammenführen", bringt Technikchef Mike Gascoyne seine Toyota-Philosophie auf den Punkt. "Der Nachteil ist, dass man viele Teile wegwirft, die niemals ein Rennen sehen." Das Team mit dem angeblich größten Budget und weitestgehend freier Hand bei der Ressourcenverteilung stören solche 'Peanuts' natürlich nicht.

Entsprechend ist die aktuelle Aerodynamik des TF106 nicht mehr als ein Mittel zum Zweck. Und dieser Zweck ist es Kilometer abzuspulen sowie die Zuverlässigkeit von Motor, Getriebe und allen anderen Teilen sicherzustellen. "Wir werden unser endgültiges Aerodynamikpaket für Bahrain erst in der zweiten oder dritten Februar-Woche fertig stellen", enthüllte Gascoyne gegenüber Autosport. Dann wäre es für ein Roll-Out eines neuen Autos selbstverständlich schon viel zu spät.

Der TF106 soll den ersten Toyota-Sieg holen., Foto: Sutton
Der TF106 soll den ersten Toyota-Sieg holen., Foto: Sutton

"Die Strategie die wir verfolgen ist eine kontinuierliche Verbesserung", bestätigte ein Toyota-Mitarbeiter gegenüber motorsport-magazin.com. "Wir haben beim TF106 auf dem TF105B aufgebaut und bringen immer weitere Updates und Verbesserungen."

Das Ergebnis soll dann eines Tages "der Gewinn des WM-Titels" sein. Vorerst würden sich die Japaner aber auch mit dem ersten GP-Sieg zufrieden geben. "Ja, das muss unser Ziel sein", stimmt Gascoyne zu. "Ich persönlich wäre schon etwas enttäuscht, wenn es nicht klappen würde, aber es spielen immer jede Menge Faktoren eine Rolle und von daher benötigt man manchmal auch einfach nur etwas Glück."

Ralf Schumacher und Jarno Trulli sind sich unterdessen sicher, dass sie sich dieses Glück im Winter erarbeitet haben und noch werden. "Das Ziel für 2006 ist es einige Rennen zu gewinnen und das sollte nach den Podestplätzen im letzten Jahr realistisch sein", kündigte Ralf an. "Ich bin voller Optimismus für die neue Saison und es wäre toll, wenn wir noch ein besseres Jahr als 2005 und unseren ersten Grand Prix Sieg erleben könnten", stößt sein Teamkollege ins gleiche Horn.

Und wie weit sind die Weiß-Roten auf ihrem Weg zum ersten GP-Triumph bereits gekommen? "Wenn wir die V10-Fahrer und jene mit einer vorteilhafteren Aerodynamikkonfiguration [der F2004-M mit V8-Motor und altem Aerodynamikreglement] herausnehmen", sagt Testfahrer Ricardo Zonta, "dann sind wir immer vorne. Wer nur auf die Rundenzeiten achtet, der versteht das vielleicht nicht, aber im Vergleich zu den Autos mit der gleichen Konfiguration sind wir sehr schnell."

Ob sie schnell genug sind, ihren Weg zum Erfolg fortzusetzen, wird sich allerdings frühenstens am 12. März in Bahrain zeigen. Dann gilt eine andere F1-Weisheit, für die es keine verschiedenen Wahlmöglichkeiten wie frühe oder späte Präsentationen gibt: "When the red lights go off, the bullshit stopps."