Ein Rookie, der in die Streckenbegrenzung crasht. Beim regnerischen Formel-1-Austakt in Australien keine Seltenheit. Auch den Sauber-Neuling Gabriel Bortoleto hat es beim Rennen in Down-Under erwischt. Im Qualifying überraschte der Brasilianer noch und schlug seinen Teamkollegen Nico Hülkenberg. Beim Rennen am Sonntag war es jedoch der Deutsche, der schlussendlich die ersten Punkte für das zukünftige Audi-Team einsackte. Bortoleto heimste sich stattdessen eine Zeitstrafe für einen Unsafe Release ein und crashte dann im Regen. Ein Debüt-Wochenende zum Vergessen? Nicht doch!
"Das war natürlich kein einfacher Start", gibt Bortoleto zu. "Ich würde aber sagen, es war insgesamt ein gutes Wochenende, denn wir haben viel gelernt. Leider hat es nicht so geendet, wie wir erwartet hatten. Nico hat einige gute Punkte geholt, und ich freue mich sehr für das Team. Mein Fehler tut mir natürlich leid. Wir nehmen jetzt das Positive aus diesem Wochenende mit, lernen aus dem Negativen und denken daran, dass dies erst der Anfang einer langen Saison ist."
Strafe und Crash vermasseln F1-Debüt: Waren Rookie-Fehler schuld?
Zu den negativen Aspekten von Bortoletos Debüt-Rennen zählen offensichtlich der Unsafe Release und der Abflug in die Streckenbegrenzung zehn Runden vor Rennende. Bei beiden Vorfällen lässt sich die Schuldfrage stellen. Zunächst zum gefährlichen Boxenstopp. In der 33. Runde wechselte Bortoleto auf Medium-Reifen. Beim Verlassen der Boxenposition fuhr der Rookie fast Liam Lawson ins Auto und bekam dafür eine 5-Sekunden-Strafe aufgebrummt. Technik-Chef James Key will die Schuld dafür bei keinem seiner Sauber-Kollegen gesehen haben.
"Niemand hat etwas falsch gemacht", so Key. "Wenn die Boxengasse nass ist, muss man langsamer wegfahren, die Traktion war bei den Bedingungen jedoch unvorhersehbar." Aufgrund des langsameren Starts aus der Boxenposition, kam Bortoleto dem heraneilenden Lawson in die Quere. Die Strafe dafür hatte am Schluss ohnehin keine Auswirkung auf das Ergebnis, denn Bortoleto beendete kurze Zeit später sein Rennen mit einem Crash in Kurve 13.

Auch hier lässt sich die Schuldfrage nicht auf Anhieb beantworten, denn die Zeitlupenaufnahmen verraten, dass die Hinterachse an Bortoletos Sauber schon vor dem Einschlag beschädigt war. Löste ein Defekt den Dreher aus? "Es gibt in den Daten keinen Hinweis darauf, dass zuvor etwas kaputtgegangen ist und den Dreher auslöste", klärt Key auf. Warum sich die Aufhängung verabschiedete, kann der Technik-Chef nicht definitiv beantworten. "Womöglich ist es beim Überfahren des Kerbs passiert, oder die Kräfte beim Dreher waren zu groß. Er stand bei der Rückwärtsfahrt voll auf der Bremse. Das kann die Aufhängung beschädigen." Den Crash muss Bortoleto somit auf seine eigene Kappe nehmen.
"Leider bin ich in der Bande gelandet. Wenn man sich dreht, kann alles passieren. Solche Bedingungen sind immer schwierig, vor allem, wenn man nicht sicher in den Punkten ist und deswegen pushen und die Limits testen muss", bedauert der Brasilianer und fügt hinzu: "Nicht nur die Rookies sind verunfallt. Ich habe Ferraris gesehen, die sich drehen. Ich habe McLarens gesehen, die sich drehen. Alle eigentlich."
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Auf Regen gefreut - Gabriel Bortoleto strotzt vor Selbstvertrauen
Nach dem unglücklichen Ausgang seines Debüt-Rennens zeigt sich Bortoleto keinesfalls niedergeschlagen. Stattdessen beweist der Rookie mentale Stärke und legt eine gute Portion Selbstvertrauen an den Tag. "Bei solchen Bedingungen ist die Chance auf Fehler groß", weiß der Sauber-Pilot. "Natürlich bin ich nicht stolz darauf, dass ich einen Fehler gemacht habe, aber ich werde deswegen jetzt nicht heulen. Ich fahre das Auto lieber ans Limit und baue dabei einen Unfall, anstatt als Beifahrer um die Strecke zu fahren und Letzter zu werden."
Mit seinem Wochenende ist Bortoleto daher durchaus zufrieden. "Ich denke, dass ich bis jetzt einen recht guten Job gemacht habe", so der Brasilianer. "Auf dem Intermediate-Reifen war ich das ganze Rennen über sehr nah an Nico dran. Die Pace war gut und ich hatte ein gutes Gefühl im Auto." Auf das Rennen im kniffeligen Nass hat sich der Rookie sogar gefreut. "Es war toll, weil ich diese Art von Erfahrung brauchte", so Bortoleto. "Irgendwann muss man im Nassen fahren, um ein Gefühl für diese Art von Autos zu bekommen und mehr Vertrauen zu gewinnen. Ich denke, wenn man im Nassen mit dem Auto vertraut ist, ist es auch im Trockenen einfacher."
Trotz Crash: Sauber von Bortoleto beeindruckt
Für seine Vorstellung beim Grand Prix von Australien heimst Bortoleto ordentlich Lob von Technik-Chef Key ein. "Um ehrlich zu sein, bin ich sehr beeindruckt von ihm. Im Qualifying fehlte im Q2 nicht viel. Er hat in seiner letzten Runde zu hart gepusht, sonst wäre er wohl noch weiter vorne gewesen. Im Rennen war seine Pace wirklich stark. Auch die Entschlossenheit, die man über den Funk mitbekam, war wirklich ermutigend. Er hat sich auf das Regenrennen gefreut. Das ist eine beeindruckende Einstellung."
Bortoleto hatte während des gesamten Rennens zudem mit einem Bremsproblem zu tun und musste ständig etwas umstellen. "Er hat das gut gemeistert und ist trotz des Problems einige gute Rundenzeiten gefahren. Ich denke, dass er das Wochenende mit dem Erreichen von Q2 sehr zufrieden abschließen kann. Es war sehr einfach, es zu vermasseln und er hat es lange Zeit sauber hinbekommen. Das war echt gut."
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