Im Jahr 2002 hat Toyota den österreichischen Stardesigner Gustav Brunner aus seinem Vertrag bei Minardi ausgekauft. Der Steirer gilt als ganz besonderes Genie - einer vom alten Schlag, wie man gerne sagt. Einer, der noch über den Gesamtüberblick beim Bau eines Boliden verfügt. Eines seiner Meisterwerke war der türkis-grüne Leyton House-March, mit dem unter anderen auch Karl Wendlinger sein Talent zeigen konnte. Aus seiner Feder stammt auch jener Ferrari aus dem Jahr 1987, mit dem Gerhard Berger seine ersten Siege eroberte. Die Wege der beiden Österreicher kreuzten einander noch einmal im Jahr 1994 - da litt die Scuderia an einer Serie von 58 Rennen ohne Sieg. Brunner sah sich den Wagen an und prompt konnte Berger diese Serie beenden. Selbst bei Minardi konnte Brunner mit seiner Gabe, auch mit wenig Budget äußerst brauchbare Lösungen zu finden, punkten. Bei Toyota konnte er dann endlich aus dem Vollen schöpfen...

Doch mittlerweile hat Gustav Brunner bereits sein Büro in Köln-Marsdorf geräumt. Die Kleine Zeitung berichtet von jenem firmeninternen Rundschreiben mit der knappen Mitteilung "Gustav Brunner verlässt Toyota", welches bereits gestern Nachmittag für heiße Drähte unter Formel 1-Journalisten gesorgt hat. Obwohl es noch keine offizielle Mitteilung seitens Toyota gibt, darf man getrost davon ausgehen, dass Toyota und Brunner getrennte Wege gehen.

Während diese Kündigung für viele überraschend kommt, ist sie für andere eine logische Konsequenz. Denn Gustav Brunner gilt nicht nur als Genie, sondern auch als Eigenbrötler. Als dann Mike Gascoyne bei Toyota hinzu stieß, soll das große Auseinanderleben begonnen haben - die beiden sollen nicht allzu viel miteinander kommuniziert haben. Brunner habe nicht mehr in die Arbeitsstruktur des Teams gepasst, heißt es. Zugleich darf man auch annehmen, dass der Chefdesigner Gustav Brunner und der Technische Direktor Mike Gascoyne einfach zu viel des Guten waren - für einen der beiden war kein Platz mehr vorhanden. Beide sollen ganz genau wissen, was sie wollen. Die alte Geschichte, wenn zwei begnadete Egozentriker aneinanderprallen...

Wie geht es weiter bei Gustav Brunner? Zunächst soll sich der Steirer zu seiner Familie nach Italien begeben haben. Doch man darf davon ausgehen, dass Gustav Brunner bald wieder ein Team finden wird, denn solche Designer sind höchst gefragt in einer Zeit der Spezifizierung. Vielleicht wird es wieder ein kleineres Team? In dem sich Brunner, wie bei Minardi, ungestört entfalten kann? Wir werden sehen...