Es knistert bei Williams. Das letzte wirkliche Privatteam verströmt zurzeit eine ganz besondere Stimmung - und es dürfte nicht nur an dem wundervollen Retro-Outfit liegen, in dem Mark Webber und Nico Rosberg die Teststrecken dieser Formel 1-Welt umkreisen. Mit dem großen Herstellerpartner BMW sind auch die hohen Erwartungen verschwunden. Und gerade das wiederum scheint die Türen zu öffnen - einer neuen Art von Optimismus. Ein Optimismus, der nicht dem Konzernvorstand verpflichtet ist, sonders quasi aus sich selbst heraus entsteht. Man könnte ihn vielleicht liebevoll den "Bastelbudenoptimismus" nennen - wenngleich auch Neo-Privatier Williams längst schon auf einem mit den britischen Garagenteams der Sechzigerjahre nicht mehr vergleichbaren Niveau agiert...

Aber es knistert einfach irgendwie - wenn Cosworth vermeldet, dass man bei den Wintertests die 20.000 Touren-Schallmauer durchbrochen hat oder wenn ein mitternachtsblauer FW27C die Tagesbestzeit der V8-Piloten markiert. Natürlich sind die Rundenzeiten, die bei den Tests erzielt werden, gerade in der aktuellen Übergangsphase so wenig interpretierbar wie nie zuvor. Und natürlich ist das Gespann Williams-Cosworth in Anbetracht von Teams wie Toyota, die jetzt schon B-Versionen ihrer Boliden einplanen, eher als krasser Außenseiter zu betrachten. Aber man weiß ja nie - und schließlich zählt Williams zu den besonders erfolgreichen Teams der Formel 1-Geschichte und man hat sich oft schon wieder aufgerappelt nach einer Partnerschafts-Auflösung...

Mark Webber kann sich auch 2006 Erfolge vorstellen., Foto: Sutton
Mark Webber kann sich auch 2006 Erfolge vorstellen., Foto: Sutton

So ähnlich denkt auch Mark Webber. Zum einen blickt er der neuen Saison "besorgt" entgegen, zum anderen sagt er auch, er sei "zuversichtlich, dass wir erfolgreich sein werden". Für Webber war das abgelaufene Jahr besonders schmerzhaft, wenngleich er in punkto Image mit einem blauen Auge davonkam. Mit dem ersten Sieg, den ihm viele zugetraut haben, wurde es nichts. Ein dritter Platz in Monaco war das höchste der Gefühle, während Stallkollege Nick Heidfeld zweimal Zweiter wurde. Alles in allem jedoch konnten Webber und Heidfeld einander nicht überstrahlen, konnten beide ihren guten Ruf bewahren - wenngleich "Quick Nick" mehr profitieren konnte, immerhin saß er schon im gelben Jordan, und das ist für viele Piloten die Endstation gewesen...

Jetzt erhält Webber einen neuen und blutjungen Reibebaum, den GP2-Champion Nico Rosberg - und er wäre nicht Mark Webber, würde er diesem neuen Teamduell nicht mit Freude entgegen blicken: "Nico Rosberg ist ein junger und höchst motivierter Teamkollege. Er ist absolut bereit für die Formel 1 - er hatte eine großartige Saison in der GP2-Serie. Und wenn nicht er - wer sonst wäre bereit für die Formel 1? Ich wüsste keinen anderen. Und ich freue mich auf die Duelle mit ihm."

Hochtrabende Ziele sind nicht seine Sache - Mark Webber bleibt am Boden: "Mein Ziel lautet natürlich, mich am Ende des Jahres in der WM-Tabelle zu verbessern. Aber das müssen immer der Fahrer und das Team gemeinsam erreichen." So gesehen strebt "Webbo" Platz 9 in der Fahrer-Endwertung an. Insgeheim wird er sich wohl mehr erhoffen - vieles könnte sich schon im März entscheiden. Denn Webber weiß nur allzu gut, dass es gerade bei kleineren Teams darauf ankommt, gleich von Beginn an stark zu sein: "Wenn wir von Beginn an erfolgreich sein können, kommen die Resultate von ganz allein."

Mit den bisherigen Tests ist Mark Webber zufrieden: "Die Rundenzeiten waren in Relation gesehen ziemlich gut." Weniger anfreunden kann sich der Australier mit den V8-Motoren. "Natürlich spürt man den Unterschied. Es gibt weniger Power - und als Fahrer ist man darüber nie glücklich..."