Als was wird der 7. Dezember des Jahres 2005 in die Formel 1 Geschichtsschreibung eingehen? Als ganz normaler Mittwoch? Höchstwahrscheinlich nicht. Als Mittwoch nach dem Nikolaustag? Nein, das ist zu einfach. Als Tag an dem die letzten anderthalb Testwochen des Jahres in Jerez begannen? Auch nicht. Als Tag an dem Narain Karthikeyan erstmals in einen Williams-Boliden steigen durfte? Wohl auch nicht. Als Tag an dem Thomas Biagi sein F1-Debüt gab? Wohl kaum.

Dann viellleicht als Tag an dem ein richtungweisender Schritt zu einer gemeinsamen Formel 1-Zukunft unternommen wurde? Ja, das ist gut möglich.

Der erste Grund dafür war die Bekanntgabe einer Unterschrift. Allerdings handelte es sich nicht um eine gewöhnliche Unterschrift unter ein entgegengenommenes Paket oder ein schlichtes Autogramm: Sir Frank Williams signierte zusammen mit der FIA und Bernie Ecclestone das neue Concorde Agreement von 2008 bis 2012.

Weht die F1-Flagge auch zukünftig im Wind?, Foto: Sutton
Weht die F1-Flagge auch zukünftig im Wind?, Foto: Sutton

Damit haben sich mit Ferrari, Red Bull Racing, MF1 Racing und Williams ganze vier Rennställe an die "alte F1" unter dem FIA/FOM-Doppel gebunden. Die Unterschrift des zweiten Red Bull Teams gilt als reine Formsache und dürfte spätestens mit dem offiziellen Antritt von Teamboss Franz Tost Anfang des neuen Jahres unter Dach und Fach gebracht werden.

Im Duell zwischen der FIA-FOM-Ferrari-Achse sowie den fünf Herstellern BMW, Mercedes-Benz, Renault, Toyota und Honda steht es somit 5:5. Die 'herkömmliche' Formel 1 darf auf Ferrari, RBR, MF1 und Williams bauen, die "Neue Serie" der Hersteller auf BMW Sauber, McLaren Mercedes, Renault, Toyota und Honda.

Angesichts der fehlenden Herstellerunterstützung bei Williams erscheint der Lagerwechsel der Mitternachtsblauen alles andere als überraschend: Schließlich sind mittlerweile alle Privatteams ohne Herstellerunterstützung auf Seiten der drei F's angelangt; bei Ferrari, der FIA und der FOM.

Vor einiger Zeit hätte noch der alte Grundsatz gegolten: "Jene Serie die Ferrari auf ihre Seite bringt, hat gewonnen." Zusammen mit den vier weiteren Rennställen sieht die FIA bei dieser Sichtweise wie der sichere Sieger aus. Insbesondere da man sich mit Williams einen weiteren Traditionsrennstall aus dem Trio der großen Drei angeln konnte. Denn ein weiterer Leitspruch besagt: "Wer Ferrari, Williams und McLaren auf seiner Seite hat, hat endgültig gewonnen."

Während sich die GPMA offiziell von der Williams-Unterzeichnung wenig beeindruckt zeigte, soll hinter den Kulissen auch Renault drauf und dran sein den finanziellen Verlockungen erhöhter Einnahmen aus den diversen Töpfen zu unterliegen. Da der neue Renault-Boss Carlos Ghosn nicht unbedingt als großer F1-Fan, sondern vielmehr als knallharter Sanierer gilt, erscheint dies zumindest als möglich.

Da ist es kein Wunder, dass RenaultF1-Präsident Patrick Faure die kommenden Wochen als äußerst "wichtig" bezeichnete. "Das Jahresende könnte ein Wendepunkt werden. Wir können mit der neuen Serie nicht noch länger warten, da wir Strecken unter Vertrag nehmen müssen."

Dieses unterschwellige Ultimatum der GPMA an die FIA sowie den neuen Mehrheitsbesitzer der SLEC, die Investmentfirma CVC und deren Unternehmen Alpha Prema, scheint gewirkt zu haben. Denn während die FIA mit den wachsenden Unterschriften unter dem neuen Concorde Agreement der Herstellerserie die Teams entzieht, kommt sie ihnen mit einem generalüberholten und veränderten International Court of Appeal auf einem anderen Sektor entgegen.

Kommt es bald zum Happy-End am Horizont?, Foto: Sutton
Kommt es bald zum Happy-End am Horizont?, Foto: Sutton

Seit der Tankaffäre um B·A·R-Honda sowie dem Indygate-Vorfall mit den anschließenden Beschuldigungen der Michelin-Teams, stehen die Hersteller, Teams und Michelin mit dem FIA ICA auf Kriegsfuß. Mit einem "vollkommen unabhängigen, transparenten, fairen und effizienten" Berufungsgericht macht der Weltverband jetzt zumindest zwischen den Zeilen Zugeständnisse an die Forderungen der Hersteller.

Kommt es also noch vor dem von Patrick Faure angekündigten "Point of no return" am Jahresende zu einem Happy-End? Unmöglich ist in der Formel 1 nicht erst seit dem Einstieg von Toyota nichts. Allerdings gab es bereits vor zwei Jahren einen so genannten F1-Weihnachtsfrieden zwischen der FIA und den Herstellern.

Damals wurde ein Memorandum unterschrieben, alles schien perfekt zu sein und nach einem halben Jahr zerbröckelte die heile F1-Welt wieder. Somit bleibt zu hoffen, dass es diesmal wirklich heißt: Friede, Freude, Formel 1.