Es ist wieder kein guter Saisonstart für Mercedes. Nach Ergebnissen ist 2024 tatsächlich sogar der schlechteste, seit das Team mit Beginn der Ground-Effect-Ära 2022 abgestürzt ist. Zum ersten Mal seit 2011 stand in keinem der vier ersten Rennen ein Mercedes auf dem Podium. Trotz komplett umgebautem Auto gibt es schwerwiegende Probleme. Nach dem Bestätigen der Korrelationsprobleme vor zwei Wochen geht Toto Wolff in Japan weiter ins Detail.

Nach dem Desaster von Australien hatte Wolff zuerst einmal nur auf Korrelationsprobleme verwiesen - was schlicht bedeutet, dass irgendwo zwischen den Simulationswerkzeugen und der Realität die Daten auseinandergehen. Solche Probleme beklagt Mercedes praktisch seit Beginn der Ground-Effect-Ära. Hoffnungen aus Bahrain 2024, dass man sie endlich mit dem großen Umbau in der Winterpause abgelegt hätte, bewahrheiteten sich nicht.

Nachdem man auch in Japan nicht über Platz sieben hinauskam, präzisiert Wolff nun das aktuelle Ausmaß des Problems. Das Team im Windkanal einen Zuwachs des Abtriebs, und hat diese Daten inzwischen auch auf der Strecke bestätigt. "Wir haben den Abtrieb mit unseren Sensoren und Druckmessern erfasst und in einer Kurve in Melbourne sagen uns die, dass wir 70 Punkte mehr Abtrieb haben als im Vorjahr", verdeutlicht Wolff.

In den Simulationen entsteht durch dieses Mehr an Abtrieb eine höhere Kurvengeschwindigkeit, und dadurch eine bessere Rundenzeit. Doch aus irgendeinem Grund ist das in der Realität nicht der Fall: "Es ist keinen Km/h schneller. Das macht keinen Sinn."

Mercedes dreht sich im Kreis: Wir müssen etwas anders machen

Die schnellen Kurven sind das Hauptproblem, versicherte Russell in Japan nach dem Qualifying. In langsamen und mittelschnellen Passagen würden die Daten alle zusammenpassen. "Irgendwo krankt es im System", urteilt Wolff. "Damit haben wir zu kämpfen, seit diese Regeln 2022 eingeführt wurden. Jetzt sind wir an einem Punkt, wo wir neue Wege testen, um herauszufinden, wie wir die Leistung, die wir in der virtuellen Welt sehen, auf die Straße bringen."

Mercedes-Teamchef Toto Wolff in der Pressekonferenz
Toto Wolff hat vieles bei Mercedes zu hinterfragen, Foto: LAT Images

"Nach drei Jahren unter diesen Regeln musst du eingestehen, dass wir die Dinge anders angehen müssen", meint Wolff und definiert den aktuellen Zustand von Mercedes als "Wiederaufbau". Mit Einschränkung: "Ohne dass wir das über Bord werfen, von dem wir glauben, dass es gut ist."

Schon in Australien hatte Wolff nämlich seinem Techniker-Team sein volles Vertrauen ausgesprochen und festgehalten, dass man dort nicht starrköpfig an Ideen festhalte. "Das Auto ist denke ich so komplex für uns, wenn wir von Aero-Balance und mechanischer Balance sprechen", definiert er. "Diese zwei müssen korrelieren, und wir folgen hier einer bestimmten Richtung in den letzten Jahren, bei der wir uns im Kreis drehen."

Japan der Schlüssel für die Mercedes-Saison?

Was genau man nun also gedenkt anders zu machen - diese Details bleibt Wolff schuldig. "Ich denke, wir wollten einiges abhaken bezüglich der Frage, ob es irgendeine Einschränkung gibt, die wir entdeckt haben, und das ist uns gelungen", gibt er sich jedoch nach dem Japan-Wochenende wieder einmal vorsichtig optimistisch.

Japan ist dafür eigentlich ideal. Viele schnelle und mittelschnelle Kurven fordern die Balance. Die perfekte Teststrecke, um die Schwächen zu finden, analysierte Lewis Hamilton nach dem Qualifying. Wolff hält fest: "Wir waren schnell in den Esses. Da waren wir im Vorjahr im Nirgendwo." Diese Daten können, so hofft Mercedes, nach der Auswertung für die Zukunft richtungsweisend sein.

Hat Mercedes obendrauf ein Fahrer-Problem? Im AvD Motorsport Magazin analysiert Experte Christian Danner, wie es um die Karriere von Lewis Hamilton steht.

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