Es ist eine Frage der Philosophie, bei der zwei völlig gegensätzliche Welten aufeinanderprallen: Soll ein neues Auto so früh wie möglich vorgestellt werden, um die mechanischen und elektronischen Komponenten auf Herz und Nieren testen zu können, oder soll ein Auto so spät wie nur irgendmöglich vom Stapel laufen, um auf diese Weise den letzten Aerodynamik-Schrei aus dem Windkanal noch integrieren zu können?

Für Honda-Technikchef Geoff Willis ist die Antwort auf diese Frage die gleiche, die auch Ferrari vor der Saison 2005 gab: Umso länger man im Windkanal forschen kann, desto besser wird der Wagen.

Demnach ist sich Willis sicher, dass jene Teams 2006 einen Vorteil haben werden, die ihre Autos später vorstellen. Nachdem Toyota bereits am vergangenen Montag seinen neuen TF106 aus dem Sack gelassen hat, würde dies einen Nachteil für die Japaner bedeuten.

Doch in Köln-Marsdorf blickt man dennoch zuversichtlich in die neue Saison. "Durch das frühe Testdebüt können wir an der Zuverlässigkeit des Autos und des V8-Motors arbeiten und haben genügend Zeit um größere Probleme zu beheben", ist sich Technikdirektor Mike Gascoyne sicher. "Dadurch haben wir einen großen Vorteil gegenüber unseren Konkurrenten und können dennoch Last-Minute-Änderungen bis zum ersten Rennen einführen."

Laut Willis wird Toyota zum Saisonstart auch das angekündigte neue Aero-Paket benötigen, da die Unterschiede bei der Aerodynamik in der neuen Saison durch die Leistungsverluste bei den V8-Motoren besonders ins Gewicht fallen werden.

"60% unseres neuen Autos stecken bereits in unserem Hybridwagen, den wir momentan testen", so Geoff Willis. "Dazu zählen das Getriebe, die Hydraulik, die Elektronik und die Hinterradaufhängung." Die Aerodynamik wird hingegen weiter im Windkanal ausgetüftelt. "Deswegen ist ein später Launch-Termin besser."