1. Warum startete Verstappen nicht von Pole?

Platz eins im Qualifying am Freitag, Platz eins im Sprint-Shootout und Platz eins im Sprint - und doch startete Max Verstappen beim Grand Prix nur von Platz sechs. Grund dafür war, dass Red Bull Getriebe Nummer fünf bei Verstappen einbaute. Vier Getriebe sind in einer Saison aber nur erlaubt. Es war ein taktischer Wechsel, weil Überholen in Spa verhältnismäßig einfach ist. Wichtig: Die Strafe galt nur für den Grand Prix, nicht für den Sprint.

2. Warum startete Hülkenberg aus der Box?

Platz 20 im Qualifying, aber aus der Boxengasse hätte Nico Hülkenberg eigentlich nicht starten müssen. Haas entschied sich dazu, Hülkenberg einen neuen Motor und ein neues Getriebe zu spendieren. Aber auch das hätte eigentlich nur eine Rückversetzung bedeutet, keinen Start aus der Boxengasse. Grund für den Boxen-Start war ein Bruch der Parc-ferme-Regeln. Haas hatte sich nicht die Erlaubnis geholt, die Komponenten zu tauschen. Das machte man absichtlich nicht, weil man ohnehin Änderungen am Setup vornehmen wollte. Unter Parc-ferme-Bedingungen ist das eigentlich nicht erlaubt. Der Bruch der Parc-ferme-Regeln ist immer gleichbedeutend mit einem Start aus der Boxengasse.

3. Wer war am Start-Crash schuld?

In Kurve eins kollidierte Oscar Piastri mit Carlos Sainz. Piastri, von fünf losgefahren, wählte für Kurve eins die Innenbahn. Carlos Sainz, von Rang vier gestartet, fuhr weiter außen, wollte aber in Kurve eins innen an Lewis Hamilton vorbeigehen. Dabei zog Sainz aggressiv nach innen in Richtung Scheitelpunkt. Piastri konnte nicht ausweichen, weil er schon neben der Mauer fuhr. Der Australier berührte rechts die Mauer und links Sainz.

Sainz ärgerte sich über Piastri: "Wenn du dir die letzten Rennen hier in Spa ansiehst, dann weißt du, was die typischen Unfälle in Kurve eins sind. Es sind genau die. Jeder, der da innen vorbei will, verursacht normalerweise einen Unfall. Er ist auf Höhe meines rechten Hinterreifens, da muss er zurückstecken und nicht ich muss ihn vorbeilassen." Piastri sah das naturgemäß anders: "Ich musste ausweichen, aber von dort zum Scheitelpunkt hatte ich wenig Möglichkeiten. Ich konnte nirgends hin." Die Stewards sahen in der Situation so deutlich einen klassischen La-Source-Rennunfall, dass sie die Szene noch nicht einmal untersuchten. Alle Infos und Aussagen beider Fahrer zum Start-Crash:

4. Warum fuhr Sainz mit kaputtem Auto weiter?

Für Piastri war das Rennen damit in Runde eins zu Ende. Sainz hingegen fuhr mit einem beschädigten Auto weiter. Unterboden und Seitenkasten hatten unter dem Unfall gelitten. Der Spanier wurde bis auf den letzten Platz durchgereicht, fuhr aber trotzdem tapfer weiter. "Wir haben gehofft, dass es mal eine Rennunterbrechung geben würde, in der wir das Auto reparieren können", verriet Teamchef Fred Vasseur. Nach 23 Runden hatte man ein Erbarmen und ließ Sainz aufgeben.

Belgien GP: Startunfall mit Oscar Piastri und Carlos Sainz Jr.
Der Crash der ersten Kurve hatte für Carlos Sainz und Oscar Piastri schwerwiegende Folgen, Foto: LAT Images

5. Warum tat sich Verstappen am Anfang schwer?

Max Verstappen nahm den Belgien GP von Platz sechs auf. Das Ziel war klar: Der Sieg. Im vergangenen Jahr startete er von Platz 14 und siegte. Schon in Runde 12 hatte der Niederländer das Rennen angeführt. In diesem Jahr dauerte es ein wenig länger. Zwei Plätze bekam er am Start geschenkt, weil sich Carlos Sainz und Oscar Piastri gegenseitig aus dem Rennen nahmen. Dann dauerte es aber ein wenig, ehe Verstappen an Lewis Hamilton und Charles Leclerc vorbeigehen konnte.

Das hatte zwei Gründe: Einerseits hatte Hamilton seinen Mercedes konsequent auf Topspeed abgestimmt. Andererseits hatte der Brite selbst DRS, weil er hinter Leclerc fuhr. Erst in Runde sechs, als Hamilton nicht mehr in Leclercs DRS-Fenster war, ging Verstappen an seinem Erzfeind vorbei. Drei Runden später war auch Leclerc fällig.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Sergio Perez an der Spitze schon drei Sekunden abgesetzt. Erst als Perez in Runde 13 an die Box ging, führte Verstappen zum ersten Mal. Die 'echte', also Boxenstopp-bereinigte Führung, übernahm Verstappen in Runde 17. Auf den Medium-Reifen fuhr der Weltmeister Kreise um seinen Teamkollegen.

Belgien GP: Leader Max Verstappen vor Teamkollege Sergio Perez
Das Duell Verstappen gegen Perez blieb nicht lange eng, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

6. Worum ging es beim Funk-Streit mit Verstappen?

Schon früh ging es am Verstappen-Funk heiß her. "Stoppen wir beide?", wollte Verstappen wissen, als die erste Runde der Boxenstopps bevorstand. "Du folgst einfach meinen Anweisungen", entgegnete Renningenieur Gianpiero Lambiase, gemeinhin bekannt als 'GP'. Damit wollte sich Verstappen nicht zufriedengeben. Daraufhin wiederholte GP seine Antwort noch etwas nachdrücklicher. Perez stoppte schließlich zuerst, Verstappen folgte eine Runde später.

Nachdem Lambiase schon oftmals - zuletzt im Qualifying - von Verstappen einstecken musste, ging es nun in die andere Richtung. Nach Verstappens zweitem Boxenstopp gab es Ärger für den Niederländer: "Du hast den Reifen auf der Outlap viel zu viel rangenommen. Ich bin mir nicht sicher´, ob das vernünftig ist." Schon in der Outlap fuhr Verstappen Bestzeit im Mittelsektor - auf Soft-Reifen.

"Dieser Reifen hatte im ersten Stint einiges an Verschleiß. Ich würde dich darum bitten, deinen Kopf etwas mehr einzusetzen", legte Lambiase eine Runde später nach. Verstappen machte von nun an langsamer, konnte sich aber eine nicht ganz ernst gemeinte Antwort nicht verkneifen: "Ich kann jetzt auch den Reifen runterfahren und dann machen wir einen Extra-Stopp. Ihr wollt doch sicher auch Boxenstopps trainieren." Mehr zu Verstappens Funk-Streit:

7. Was war mit Lando Norris los?

Der Brite hatte ein schwieriges Wochenende. Teamkollege Oscar Piastri war schneller, dazu beschädigte sich Norris einen Unterboden im Qualifying. Nach Piastris Startunfall war er der einzig verbliebene McLaren-Pilot. Dann kam, was er bereits am Vortag gefürchtet hatte: Der große Heckflügel wurde zum Problem. Auf der Kemmel-Geraden wurde er zum Opfer. Nach und nach wurde er überholt. In verwirbelter Luft konnte er die Stärke seines MCL60 im Mittelsektor nicht ausspielen.

McLaren holte Norris schon in Runde fünf an die Box und gab ihm die harten Reifen. Ein großer Fehler: McLaren war das einzige Team, dass im Rennen auf dem Hard fuhr. Der Reifen funktionierte bei den kühlen Bedingungen überhaupt nicht. "Ich weiß nicht, wie ich am Ende noch Siebter wurde", gestand Norris nach dem Rennen.

Der Coup gelang in Runde 17: McLaren hatte genug vom Hard-Desaster und gab Norris die Soft-Reifen. Davon profitierte der Brite gleich doppelt: Durch den frühen zweiten Stopp hatte er keinen Verkehr. Weil es zeitgleich leicht zu regnen begann, konnte Norris auf den frischen Softs viel schneller fahren als die Konkurrenz. Dadurch kam er immerhin wieder auf Rang sieben nach vorne. Mehr zum Strategie-Coup von McLaren und Norris gibt es hier: