Es gibt keine Helden und Märchen mehr? Die Königsklasse des Motorsports mag dieser Tage nicht mehr so wie zu den Zeiten der wieder aktiven Grand Prix Altstars sein, aber sie schreibt noch immer ganz besondere Geschichten. Eine dieser Geschichten handelt von einem österreichischen Märchenprinzen.

Dem Märchen von Didi im Wunderland liegt ein beinahe uramerikanisches Prinzip zu Grunde: Vom Dosenverkäufer zum Multimillionär. Oder anders ausgedrückt: Es war einmal vor langer, langer Zeit in einer vom Rundengeiz und Regelwahn beherrschten F1-Welt...

Da gab es einen Helden namens Didi. Dieser Superheld kämpfte aber nicht gegen Feuer speiende Drachen. Im Gegenteil: Er ritt auf Flügel verleihenden roten Bullen. Und mit diesen machte er sich daran die weite F1-Welt und den nordamerikanischen Markt mit seinen Energie geladenen Dosen zu beglücken.

Der Märchenprinz und seine Leibgarde., Foto: Sutton
Der Märchenprinz und seine Leibgarde., Foto: Sutton

Zuerst pumpte er sein Dosengeld in diverse Teams. Danach begann er junge Talente zu fördern und den amerikanischen Markt mit einem Förderprogramm zu beleben. Als nächstes stand der Kauf eines eigenen Rennstalls auf dem Programm. Kaum war dies geschehen, folgte bereits das zweite Team und nur wenig später schon der erste Superstar. Die kleine Alpenrepublik, aus der Didi stammt, kam sich also nicht ohne Grund wie in einem Märchen vor.

Damit dieses Märchen zu einem Evergreen wird und nicht schon bald wieder in Vergessenheit gerät, rüsten die Helden aus Milton Keynes und Fuschl weiter auf: Sir Adrian soll ab dem Jahr 2007 dafür sorgen, dass die böse und uneinige Konkurrenz ein dunkelblaues Wunder erlebt.

Dann nämlich möchte RBR laut dem zweiten Märchenhelden Christian Horner (welcher Name könnte besser zu einem Bullen-Teamchef passen?) erste Siege einfahren. Dass man nicht nur zu Marketingzwecken in der Königsklasse aktiv ist, haben die Österreicher mit der Verpflichtung des als Designgenies gepriesenen Newey in dieser Woche nachdrücklich bewiesen.

Noch märchenhafter könnte die Zukunft der Bullen allerdings werden, wenn eine von zwei Ankündigungen zutreffen sollte. Die erste ist, dass Didi Mateschitz gerne einen seiner Red Bull Junioren zum Superstar aufbauen möchte. Sollte dies nicht gelingen, dann würde er auch die Verpflichtung eines zweiten Superstars neben dem Stardesigner nicht ablehnen. Diese Rolle würde dann einem der beiden Bullenreiter zufallen.

Lassen Sie ihn los, Klien., Foto: Sutton
Lassen Sie ihn los, Klien., Foto: Sutton

Die zweite märchenhafte Wendung der bulligen Zukunftsvision könnte eine Verbindung mit den Herren der Ringe werden: Zumindest die deutsche Presselandschaft hat wieder einmal das Märchen vom Audi- und VW-Einstieg in die Formel 1 entdeckt.

Während die vier Ringe ab 2008 die Bullen in Richtung WM-Titel befeuern sollen, sollen die Wölfe ab dem gleichen Jahr bei der Squadra Toro Rosso für ein Aufheulen der V8-Motoren sorgen. Die meisten Geschichtsschreiber sehen dies allerdings mehr als Dichtung denn als Wahrheit an. Ins Feuer werfen sollte man die vier Ringe der Ingolstädter deshalb aber noch lange nicht! Denn man soll ja bekanntlich niemals nie sagen.

Und was ist die Moral von der Geschicht'? Der 'alte' Märchenprinz Didi musste den noch älteren Bossen Max, Bernie & Co gleich in seinem ersten Jahr im Märchenland vormachen, wie man frischen Wind und neues Blut in die F1-Welt bringt. Und wenn Didi nicht vergrault wird, dann wird die Energy Station dem Paddock auch noch bis an dessen Lebensende Flügel verleihen...