Fernando Alonso - der erste Formel 1-Weltmeister des Jahrtausends, der nicht Michael Schumacher heißt - hat in einem Gespräch mit Auto, Motor und Sport Einblicke in seine Persönlichkeit gewährt. Einmal mehr bestätigte der 24jährige Spanier dabei sein Image als "am Boden gebliebener" und "bescheidener Junge vom Land". Auf "teure Spielzeuge" seiner Formel 1-Kollegen angesprochen, fragte Alonso erstaunt: "Was soll ich mit einem Boot? Teure Autos, große Häuser - das bedeutet mir nichts. Ich komme aus einer Familie, die nie viel Geld hatte. Wenn ich etwas sehe, das mich interessiert, kaufe ich es. Aber nicht einfach so, nur um es zu haben."

Die idyllische Gemütlichkeit entweicht jedoch augenblicklich, wenn es um einen Wettkampf geht - im Verlieren ist Fernando Alonso seinen Aussagen zufolge nur Vizemeister: "Ich will jeden Wettbewerb gewinnen. Nur darum geht es. Wenn ich mal nicht mehr Formel 1 fahre, muss ich etwas Neues finden, wo ich gut genug bin. Ein anderer Sport, vielleicht Kartenspielen. Ich kann nicht verlieren. Wenn ich beim Kartenspielen verliere, könnte ich heulen."

Bei der Arbeit gilt Alonso jedoch als ausgesprochen ruhig und konzentriert. Dass sein Chef Flavio Briatore behauptet, er sei "im Kopf achtzig Jahre alt", betrachtet er als Kompliment - seine Abgeklärtheit pflegt Fernando Alonso wie Kimi Räikkönen seinen Ruf als unterkühlter Eismann: "Ich bin mein ganzes Leben lang Rennen gefahren. Erstmals mit drei Jahren. Als ich acht oder neun war, bin ich ganz allein, ohne Eltern, nach Italien gereist, um dort Kartrennen zu bestreiten. So wird man schneller erwachsen. Ich habe bis zu 50 Rennen im Jahr bestritten und 21 Jahre Erfahrung im Gepäck. Im normalen Leben bin ich 24, im Rennauto älter."

Zur bescheidenen Bodenständigkeit gehört auch die Ehrlichkeit - Alonso ist sich dessen bewusst, dass er in seinem Beruf von Lügen umgeben ist, er selbst möchte bei der Wahrheit bleiben: "Es wird viel gelogen in der Formel 1. Oder die Leute drücken sich um eine ehrliche Antwort. Ich ziehe es vor, das zu sagen, was ich denke, und nicht das, was andere von mir erwarten. Auch wenn es manchmal Ärger gibt, weil es falsch verstanden wird."

"Gehe ich mit 20 Freunden in ein Restaurant, habe ich im Handumdrehen 200 Freunde", sagte Alonso in dem Interview - er sprach dabei nicht von seinem neuesten Zaubertrick, sondern von den unangenehmen Seiten seiner Ausnahmekarriere. "Ich kann mich in Spanien nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen", stellte der neue Champion fest, der deshalb seine Zelte in England aufgestellt hat. Alonso hofft, dass die Begeisterung um seine Person mit der Zeit abkühlen wird...