Der Weg in die Formel 1 ist alles andere als einfach. Nicht umsonst wird die Rennserie als Königsklasse bezeichnet. Nur 20 Piloten haben die Chance, sich in einem der begehrtesten Cockpits zu beweisen. Um hier einen Sitz zu ergattern, müssen die Fahrer einige Hürden überwinden. Überwiegend steigen die Fahrer aus den Juniorenkategorien der Formel 1 auf, meistens auch nur dann, wenn sie einem Nachwuchsprogramm angehören. Talent allein reicht dabei nicht aus. Das größte Hindernis des Formelsports? Die finanziellen Mittel.

Wer viel Talent und viel Geld mitbringt, hat gute Chancen, einmal in der Königsklasse des Motorsports zu fahren - aber keine Garantie. Wie sieht der Weg mit Geld und Talent in die Königsklasse aus? Motorsport-Magazin.com blickt auf das aktuelle Fahrerfeld und auf die Nachwuchsklassen Formel 2 und Formel 3.

Formel 2: Das Sprungbrett der Formel 1

Erreichen die Piloten die Formel 2, so fehlt ihnen noch eine Stufe, um ihr Debüt in der Formel 1 zu geben. Die beste Voraussetzung? Formel-2-Meister. Aber auch das war in den vergangenen Jahren nicht immer der Fall. Ein Titel in der Formel 2 bedeutet nicht gleichzeitig ein Cockpit in der Formel 1. Bis zum Jahr 2005 diente noch die internationale Formel-3000-Meisterschaft als Sprungbrett in die Königsklasse. Anschließend wurde sie dann zur GP2-Serie umbenannt.

Felipe Drugovich gewann den Titel der Formel-2-Meisterschaft 2022, Foto: LAT Images
Felipe Drugovich gewann den Titel der Formel-2-Meisterschaft 2022, Foto: LAT Images

Zehn von zwölf GP2-Meister schafften es letztendlich in die Königsklasse, nur Fabio Leimer und Davide Valsecchi blieb der Sprung verwehrt. 2017 wurde aus der GP2 die FIA Formel 2 Meisterschaft. Abgesehen vom amtierenden Meister Felipe Drugovich erreichten hier alle Fahrer die Formel 1. 2023 werden zwei ehemalige Gewinner an den Start gehen. Nyck de Vries gewann 2019 die Formel 2, ergatterte aber erst 2023 ein Formel-1-Cockpit. Der Niederländer fuhr jedoch schon 2022 ein Rennen als Ersatzfahrer. Auch Oscar Piastri erreicht 2023 zwei Jahre nach seinem Formel-2-Sieg die Königsklasse.

Wer den Titel in seiner Rookie-Saison holte, landete immer in der Formel 1. Nico Rosberg, Lewis Hamilton, Nico Hülkenberg, Charles Leclerc und George Russell machten allesamt einen Durchmarsch. Oscar Piastri musste ein Jahr pausieren, ehe er in der Königsklasse an den Start darf.

Nicht immer muss es aber der Titel sein. Sergio Perez, Lando Norris, Guanyu Zhou, Yuki Tsunoda, Alexander Albon und Logan Sargeant schafften es auch ohne Formel-2- oder GP2-Titel in die Formel 1.

Formel-2-Meister und ihr Debüt in der Formel 1

Jahr GP2/F2-SiegerFormel 1 Debüt
2005Nico Rosberg2006
2006Lewis Hamilton 2007
2007Timo Glock2004
2008Giorgio Pantano2004
2009Nico Hülkenberg2010
2010Pastor Maldonado2011
2011Romain Grosjean2009
2012Davide Valsecchi-
2013Fabio Leimer-
2014Jolyon Palmer2016
2015Stoffel Vandoorne2016
2016Pierre Gasly2017
2017Charles Leclerc2018
2018George Russell2019
2019Nyck de Vries2022
2020Mick Schumacher2021
2021Oscar Piastri2023
2022Felipe Drugovich-

Von der Formel 3 in die Formel 1: Geht das?

Insbesondere in der Vergangenheit spielte die Formel 3 auf der Karriereleiter eine große Rolle. Erst seit 2019 wird die Juniorenkategorie international als FIA Formel 3 Meisterschaft ausgetragen. Die Rennserie entstand durch die Zusammenlegung der GP3-Serie und der europäischen Formel 3 Meisterschaft. Bisher holten sich hier Robert Shwartzman (2019), Oscar Piastri (2020), Dennis Hauger (2021) und Victor Martins (2022) den Titel.

Der klassische Weg, im Anschluss die Formel 2 zu bestreiten, war jedoch nicht bei jedem Piloten der Fall. Timo Glock erzielte bei der Formel-3-Euroserie im Jahr 2003 zwar nur den fünften Platz in der Gesamtwertung, als Ersatzfahrer gab er aber dann schon 2004 sein Debüt in der Königsklasse. Der Deutsche absolvierte jedoch nur vier Rennen und erhielt im Folgejahr keinen Sitz. Anschließend nahm er dann an der GP2-Serie teil und gewann diese 2007. Ein Jahr später trat er dann erneut in der Formel 1 an.

Max Verstappen absolvierte nur eine Saison in der europäischen Formel-3-Meisterschaft, Foto: FIA F3
Max Verstappen absolvierte nur eine Saison in der europäischen Formel-3-Meisterschaft, Foto: FIA F3

Auch der amtierende Weltmeister Max Verstappen übersprang eine Stufe auf der Karriereleiter. 2014 nahm der Niederländer an der europäischen Formel-3-Meisterschaft teil und schloss diese auf dem dritten Platz ab. Noch während der Saison wurde er im Förderprogramm von Red Bull aufgenommen. 2015 erhielt er dann ein Cockpit bei Toro Rosso. Im Gegensatz zu Glock blieb er der Formel 1 seither erhalten. Auch Esteban Ocon (kurzer Umweg über die DTM), Valtteri Bottas und Lance Stroll übersprangen Formel 2 oder GP2 vor ihren Formel-1-Debüts.

Inzwischen können die Nachwuchspiloten die Stufen nicht ohne Weiteres überspringen. Da Verstappen seine Superlizenz schon mit 16 Jahren erhielt und nur eine Saison im Formelsport absolvierte, stießen die Vergabekriterien der FIA in der Öffentlichkeit auf Kritik. Seit 2016 muss nun jeder Fahrer bei der Beantragung der Superlizenz das 18. Lebensjahr vollendet haben und einen gültigen Führerschein besitzen. Außerdem braucht man mindestens zwei Jahre Formel-Erfahrung und 40 Superlizenz-Punkte. Der Weg über die Formel 2 ist damit fast vorgezeichnet.

Alternativen zu Formel 2 und Formel 3

Umwege in die Formel 1 gibt es heute praktisch nicht. Kevin Magnussen und Carlos Sainz kamen über die Worldseries by Renault, doch die Serie gibt es heute nicht mehr. Die Karriereleiter in die Formel 1 ist von der FIA klar definiert. Theoretisch ist aber auch der Weg über Amerika, GT- oder Langstreckensport möglich. Praktisch sind die Sportwagenpiloten aber meist uninteressant für die Formel 1. Öffnet sich die Formel-1-Türe für Nachwuchsfahrer nicht, finden sie meist in geschlossenen Autos ein neues Zuhause. Der umgekehrte Weg ist in der heutigen Welt eher theoretischer Natur. Früher war das durchaus normal. Prominentestes Beispiel: Michael Schumacher.

Die Indycar in Amerika ist eher realistisch, allerdings kam schon lange kein Pilot mehr über den großen Teich - obwohl die Formel 1 kommerziell nach einem US-amerikanischen Fahrer lechzt. Das Superlizenz-System macht einen Transfer aber schwierig. Eigentlich wollte AlphaTauri 2023 Colton Hertha ins Auto setzen. Es scheiterte an ausreichend Superlizenz-Punkten. Die Indycar wird beim Punktesystem von der FIA eher stiefmütterlich behandelt.