Jarno Trulli blickt zurück auf seine erste volle Saison im Toyota-Rennstall. Dass er dort angeheuert hat, ist für den Italiener heute "das Beste, das ich je in meinem Leben getan habe". Trulli präzisiert: "Ich habe hier neue Leute gefunden - Leute mit einer großen Verbundenheit, sehr hart arbeitende Menschen mit einer wirklich großen Leidenschaft für diesen Sport. Als wir die Saison derart gut begonnen haben, dachte ich, wenn wir all unser Potential bündeln könnten, würden wir unsere Gegner regelrecht verblasen. Doch leider spielt die Erfahrung eine große Rolle in der Formel 1. Die Ressourcen haben wir, aber wir sind noch ein recht junges Team und wir müssen lernen, diese Ressourcen ordentlich zu nutzen."

Die Saison begann für Trulli wahrlich traumhaft, wenngleich in Melbourne weder er noch sein Stallkollege Ralf Schumacher punkten konnten. Doch danach ging es für den Mann aus Pescara so richtig zur Sache: Platz 2 in Malaysia, Platz 2 in Bahrain, Platz 5 in Imola, Platz 3 in Spanien. Drei Podestplätze standen zu diesem Zeitpunkt keinem von Ralf Schumacher gegenüber, der aber ebenfalls WM-Punkte abräumen konnte, 14 an der Zahl. Zusammen eroberten die beiden in den ersten fünf Rennen satte 30 WM-Zähler.

Dass er also in Barcelona zum letzten Mal in diesem Jahr auf dem Podium stehen würde, hätte sich Jarno Trulli zu diesem Zeitpunkt nicht einmal im Traum vorstellen können. Es war Ralf Schumacher, der in der zweiten Saisonhälfte zweimal als Dritter auf das Treppchen stieg. Trulli sagt: "Der letzte Teil der Saison war nicht so gut und ich hatte zur Saisonmitte ein paar Probleme, als ich letztlich drei oder vier potentielle Podestplätze verloren habe. Wenn ich diese Podiumsplätze geholt hätte, würde ich mir jetzt die Note 9.9 geben." Trulli lacht: "Eine 10 gibt es nur, wenn man die WM gewinnt!" .So aber bewertet Trulli seine eigene Leistung mit "8 oder 9 von 10".

Jarno Trulli war im ersten Saisonteil Podest-Stammgast., Foto: Sutton
Jarno Trulli war im ersten Saisonteil Podest-Stammgast., Foto: Sutton

Das Hauptproblem sei jedoch das berühmte "Bad Luck" gewesen, sagt Trulli. "Spa war eine große Enttäuschung. Oder in Kanada, wo nur noch sieben Runden zu fahren waren und ich ein Bremsproblem hatte, obwohl das Podium zum Greifen nahe war. Auf dem Nürburgring hätte ich um den Sieg kämpfen können, wenn wir nicht das Problem gehabt hätten, dass wir das Auto nicht starten konnten. Und auch in Monaco hätte ich auf dem Podest landen können." Als seine besten Rennen bezeichnet Trullli "Spa, Malaysia und Bahrain". Zusatz: "Nürburgring und Kanada hätten auch gute Rennen sein können..."

Verbesserungspotential ortet Jarno Trulli in der Aerodynamik - und er sagt: "In punkto Weiterentwicklung war das Team gut, aber man kann immer noch härter arbeiten und noch schneller reagieren." In Suzuka sprach Trulli mit den Ingenieuren - eine Woche später waren in Shanghai die gewünschten Verbesserungen an seinem Wagen. Trulli schwärmerisch: "Das war großartig. Es gibt dem Fahrer einfach ein gutes Gefühl, wenn das Team auf ihn hört und binnen zweier Tage reagiert. Sie hätten es nicht besser machen können - das ist genau die Mentalität, die ich mir wünsche und die ich bevorzuge."

Auffällig waren in diesem Jahr die guten Qualifying-Resultate des Jarno Trulli - fast immer war er in den Top 6 vertreten. Warum er im Quali derart starke Auftritte liefert, weiß auch Trulli selbst nicht so genau, sagt er. Dann überlegt er: "Ich denke, der Wagen selbst ist extrem schnell im Qualifying. Und möglicherweise kann ich etwas besser mit den neuen Reifen umgehen. Da geht es nur um Kleinigkeiten, aber vielleicht ist es so, dass nur Piloten, die einen besonders sensiblen Umgang mit dem Auto hegen, so wie ich das tue, diese Limits finden können. Wenn ich fahre, fühlt sich alles normal an. Es fühlt sich nicht so an, als würde ich anders als sonst agieren - aber es sieht so aus, als wäre ich um einen Tick besser." In punkto Selbstbewusstsein scheint bei Jarno Trulli jedenfalls alles in Ordnung zu sein...