Der Große Preis von Miami liegt nun schon einige Wochen zurück, die Bedenken bezüglich solcher neuen Events der Superlative im Formel-1-Rennkalender haben jedoch trotzdem nicht abgenommen. Braucht die Königsklasse des Motorsports wirklich solche Veranstaltungen mit Fake-Hafen, Riesen-Starauflauf, künstlichem Strand, Meerjungfrauen in Pools und horrenden Ticketpreisen, oder geht dadurch das Wesen der Formel 1 ein Stück weit verloren?

Günther Steiner sieht das folgendermaßen: "Heute gibt es viele verschiedene Arten von Renn-Events im Kalender. Die einzelnen Rennen sind nicht mehr stereotypisch wie früher in den 80er- oder 90er-Jahren, wo alles immer gleich sein musste - und war es das nicht, war es schlecht. Inzwischen haben wir gelernt, dass es mehr als einen Weg gibt."

Der fast schon legendäre Formel-1-Teamchef macht außerdem klar, dass nicht jedes Rennen in den Vereinigten Staaten zwangsläufig zu einer Art Superbowl werden muss: "Vergleicht man Austin und Miami, sieht man, dass bei beiden Events eine Menge Zuschauer sind, obwohl sich die beiden Events in ihrer Struktur grundlegend voneinander unterscheiden."

"Man muss nicht versuchen, Miami nachzumachen"

Demnach gibt es viele Wege, ein Formel-1-Wochenende auszurichten, und jeder einzelne hat seine Daseinsberechtigung: "Ich denke aber, dass ein Rennen, wie etwa das in Spanien, jetzt nicht versuchen muss, Miami nachzumachen. Wenn sie alles so lassen wie es ist, ist das Publikum groß genug. Es gibt eine Menge Hardcore-Fans, die gerne hierherkommen und Rennwagen sehen möchten. Andere, die schnelle Autos und Partys mögen, gehen nach Miami, zu dieser Art Event. Ich denke, man hat nun die Chance, das zu machen, was man lieber möchte."

Über den Fake-Yachthafen inklusive künstlichem Wasser wurde im Rahmen des 1. Miami-GPs wohl am meisten gespottet, Foto: LAT Images
Über den Fake-Yachthafen inklusive künstlichem Wasser wurde im Rahmen des 1. Miami-GPs wohl am meisten gespottet, Foto: LAT Images

Viele Beobachter der Formel 1 befürchten inzwischen den Verlust klassischer Rennstrecken aus dem Kalender, nachdem immer mehr neue Veranstaltungen in diesen aufgenommen werden - Günther Steiner nicht: "Wir verlieren nur Rennen aus dem Kalender, die nicht finanziell nachhaltig sind. Das müssen sie nun mal sein… Das Erbe der Formel 1 wird aber trotzdem nie verschwinden. Es wird immer genügend (klassische; d. Red.) Rennen geben. Verliert man eines davon, oder verschwindet es für ein oder zwei Jahre aus dem Kalender und kommt dann zurück, sehe ich darin kein Problem."