Was sich der frühere BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger stets gewünscht hat, wird bald schon Realität sein - ein eigenes Formel 1-Team von BMW. Nur noch an zwei Grand Prix-Wochenenden wird man die blauen Sauber-Boliden in Aktion sehen können, ab dann wird wohl umlackiert werden. Unter welchem Namen das neue Team im kommenden Jahr antreten wird, ist derzeit noch nicht bekannt. In einem Gespräch mit Sport1 erklärte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen: "Da ist noch keine Entscheidung gefallen. Wir wollen das ganze Paket mit Name, Fahrern und allem was dazugehört im Januar vorstellen."

Rosen für Heidfeld

Fix ist jedenfalls Nick Heidfeld, der die Münchner in diesem Jahr schwer beeindruckt hat. Theissen bezeichnet den Mönchengladbacher als "Wunschfahrer" - dass "Quick Nick" schon im kommenden Jahr den BMW-Formel 1 lenken darf, war lange Zeit nicht sicher, hatte doch Sir Frank Williams eine Option auf Heidfeld. Theissen wollte nur so viel sagen: "Williams hat sich sehr fair verhalten."

Seinem Wunschfahrer, der verletzungsbedingt in diesem Jahr keinen Grand Prix mehr bestreiten wird, streute Theissen Rosen: "Wir sind von Nicks Leistungen absolut überzeugt. Er passt gut zum Team und wird uns in der Integrationsphase helfen. Er zeigt die richtige Mischung aus Überlegtheit und Aggressivität. Nick wird dazu beitragen, dass wir im BMW geführten Team schnell auf Tempo kommen."

Nick Heidfeld ist für BMW der Wunschpilot., Foto: Sutton
Nick Heidfeld ist für BMW der Wunschpilot., Foto: Sutton

Wer neben Heidfeld den zweiten reinrassigen BMW-F1 steuern wird - darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Zwar verfügt Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve über einen gültigen Vertrag mit Sauber und somit auch mit BMW, doch eine Garantie scheint das nicht zu sein. JV fährt die kommenden Rennen "unter Beobachtung" - doch mittlerweile hat sich der Kanadier recht gut eingelebt bei den Schweizern, Villeneuve steht nicht mehr im Schatten seines Teamkollegen Felipe Massa, der im kommenden Jahr zu Ferrari wechselt. Neben Villeneuve werden auch Fahrer wie der Österreicher Alex Wurz als mögliche BMW-Piloten gehandelt - fix ist nur: Das Team braucht in punkto Piloten keine übermäßige Eile an den Tag legen...

Ausbau

Der neue BMW-Rennstall steht ohnehin vor einem Berg von Arbeit, das Team muss neu strukturiert und vor allem vergrößert werden. Mario Theissen: "Im ersten Schritt müssen wir die Aerodynamik-Abteilung ausbauen. Außerdem hat Sauber kein eigenes Testteam, was aber jedes Top-Team hat. Wir müssen noch vor der Winterpause im selben Umfang wie die anderen Top-Teams testen."

Teurer V8-Motor

Getestet werden muss natürlich auch der neue V8-Motor werden - dieser laufe am Prüfstand und sei "für die Wintertests einsatzbereit", versicherte Theissen. Dass man mit dem V8-Konzept Kosten senken würde, wie dies die FIA beabsichtigt hatte - diese Ansicht ordnet der Motorsportdirektor ins Reich der Fabelwelt ein: "Das Entwicklungsprogramm ist in der Summe deutlich aufwändiger als die Weiterentwicklung des V10-Motors. Das heißt, wir geben noch mehr Geld aus. Insofern ist die ursprüngliche Intention, mit dem V8-Motor Geld zu sparen, sicher nicht aufgegangen - im Gegenteil."

Einen Fahrplan, ähnlich dem Fünfjahresplan von Toyota, habe man sich nicht zurechtgelegt, sagt Mario Theissen. Man wolle jedoch "BMW zu einem Topteam machen", versichert er. Ob er, wie von dem scheidenden Teambesitzer Peter Sauber gewünscht, die Rolle des Teamchefs einnehmen werde, sei noch nicht geklärt. Aber: "Es wird eine Menge attraktiver Jobs in diesem Team geben, und da ist für mich sicher etwas dabei."