Sebastian Vettel setzte beim Formel-1-Rennen in der Türkei alles auf eine Karte und scheiterte im großen Stil. Als einziger Fahrer riskierte er bei den Mischbedingungen den Wechsel auf Slicks. Der Strategie-Poker entpuppte sich innerhalb kürzester Zeit als absolutes Debakel. Mit dem Eiertanz auf dem Trockenreifen verzockte Vettel jede Chance auf ein Punkteresultat. Der Aston-Martin-Pilot nimmt den Fehlschlag auf seine Kappe.

"Ich wollte es versuchen, weil auf dem Intermediate so gut wie kein Gummi mehr war", erklärt Vettel seine mutige Entscheidung in der 37. Runde. Nachdem das Rennen bei Mischbedingungen gestartet worden war, spekulierte das gesamte Feld auf den Reifenwechsel zum richtigen Zeitpunkt. In den Top-10 managten die Piloten den Verschleiß und die Abstände allerdings so kontrolliert, dass niemand als erstes den Poker wagen wollte.

Vettel hingegen hatte sich im ersten Stint schwer getan, die Schlagzahl der Konkurrenz mitzugehen. Nach 34 Runden lag er als Elfter schon 20 Sekunden hinter Carlos Sainz, der im Ferrari aus der letzten Startreihe in den Grand Prix gegangen war. Im vergangenen Jahr hatte Vettel bei ähnlichen Bedingungen den Wechsel auf Trockenreifen richtig abgepasst und war aufs Podium gefahren. In seiner aussichtslosen Situation hoffte er auf eine Wiederholung des Kunststücks.

Vettel übersteht Rutschpartie: Reines Überleben

"Wir haben im ersten Stint zu viel Zeit verloren. Ich dachte mir, dass der Trockenreifen nicht so anders ist, oder wahrscheinlich sogar etwas besser, weil er mehr Grip bietet", erklärt Vettel. Doch der vermeintliche Strategie-Coup ging auf ganzer Linie daneben. Auf seiner Outlap eierte der 34-Jährige mit großer Mühe um die Strecke und rutschte mehrfach in die Auslaufzone.

"Es gibt diesen Silikonfilm auf der Oberfläche eines neuen Reifens und durch den kommst du nicht durch", so Vettel, dem es deshalb nicht gelang, auf dem Medium-Compound Grip aufzubauen. Der fehlende Reibungswiderstand führte zum zweiten Problem, das seine Pläne zunichte machte.

"Wenn dann einmal die Temperaturen in den Keller gehen, ist eigentlich alles verloren", sagt er. Nach einer ewig langen Out-Lap steuerte er umgehend wieder die Box an, um wieder auf Intermediates zu gehen. Bei der Boxeneinfahrt drehte er sich um ein Haar in die Streckenbegrenzung. "Es war das reine Überleben und damit war das Rennen gelaufen."

Runde auf Slicks ruiniert ganzes Rennen

Nach dem zweiten Boxenstopp kehrte er als 18. auf die Strecke zurück und war aus der Führungsrunde gerutscht. Auf dieser Position blieb er bis zum Fallen der Zielflagge 20 Runden später. "Der letzte Stint war ganz okay, aber da war es schon zu spät. Wir haben praktisch eine ganze Runde verloren", so Vettel, für den Istanbul die zwölfte Nullrunde in dieser Saison war.

"Wir hätten heute zumindest einen Punkt mitnehmen müssen. Wir wissen, dass wir um die Top-10 gefahren sind", sagt der viermalige Weltmeister, der die Verantwortung für die misslungene Strategie trägt. "Es war die falsche Entscheidung. Ich wollte es versuchen, aber es war ein Fehler. Im Nachhinein ist es immer einfacher."

Trockenreifen zu keinem Zeitpunkt richtig

Im Eifer des Gefechts war er davon überzeugt, das Richtige zu tun. "Die Strecke wurde nicht viel besser, aber ein bisschen besser. Irgendwo war es einen Versuch wert", rechtfertigt er das Risiko. Gegen Ende des Rennens meldete auch Lewis Hamilton im Funk, dass die Bedingungen bald Slicks zulassen würden. Der Brite ließ sich von Mercedes letztendlich zu einem kostspieligen Wechsel auf neue Intermediates überreden.

Vettel glaubt aber nicht, dass der Wechsel auf Trockenreifen in der Schlussphase von mehr Erfolg gekrönt gewesen wäre. "Es hat sehr lange gedauert, bis die Strecke trockener wurde und auch zum Schluss war es nicht viel besser", sagt er.