In der Formel 1 gilt 2021 weiterhin: Nach einer roten Flagge kann ein Grand Prix mit einem erneuten stehenden Start aus der Startaufstellung wieder aufgenommen werden. Das wurde im Vorjahr bei den GPs in Monza und Mugello gleich drei Mal demonstriert.

Verwirrung stiftete daher der Emilia Romagna GP am Wochenende in Imola. Nach einem schweren Unfall wurde das Rennen unterbrochen, dann neu gestartet. Fliegend, wie nach einer Safety-Car-Phase. Das verwirrte - keiner schien davon zu wissen, als die Autos schon aus der Boxengasse gefahren wurden. Mehrere Teams wurden überrascht. Die Frage drängt sich auf: War das Vorgehen der Rennleitung korrekt?

Fahrer und Teams vom Neustart in Imola überrascht

Ein paar Fahrer und Teams waren nach dem Rennen besonders unglücklich. Sie hatten nämlich auf Soft-Reifen gesetzt. Mit dem Hintergedanken, dass diese auf der feuchten Startaufstellung einen deutlichen Grip-Vorteil bringen würden. Der würde es wert sein, dann 30 Runden Reifen zu sparen. Als erst auf der Formationsrunde die Nachricht "Rolling Start" auf dem Zeitenmonitor erschien, war der Vorteil hinfällig.

"Du machst Witze?", funkte Sebastian Vettel, der auf Soft gesetzt hatte, beim Verlassen der Box, als ihn sein Ingenieur informierte. Nach dem Rennen unterstreicht er: "Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass wir einen stehenden Restart haben."

Schlimmer noch lief es für Charles Leclerc. Beim Ferrari war während der Unterbrechung der Funk kaputt gegangen, Leclerc konnte seinen Ingenieur nicht mehr hören. Er verhinderte eine potentiell gefährliche Situation mit Geistesgegenwärtigkeit - indem er sich der noch nicht gefallenen Entscheidung bewusst war. Noch in der Boxengasse ließ er sich die verschiedenen Einstellungen für stehend und rollend durchgehen. Auf der Strecke erkannte er selbst, dass rollend gestartet wurde.

FIA verteidigt Start-Ablauf: Steht so im Reglement

FIA-Rennleiter Michael Masi verteidigt den Ablauf: "Man kann grundsätzlich einen stehenden oder rollenden Start signalisieren, nachdem die Autos aus der Boxengasse kommen. In diesem Fall taten wir das glaube ich in Kurve sieben, ungefähr. Die Safety-Car-Lichter gingen aus, und 'Rolling Start' kam auf dem Monitor, wie per Reglement erlaubt."

Der Neustart mit nur einer trockenen Linie war in Imola nicht einfach, Foto: LAT Images
Der Neustart mit nur einer trockenen Linie war in Imola nicht einfach, Foto: LAT Images

Auch für die Fahrer sollte, so sie sich denn im Reglement im Klaren sind, das ersichtlich sein. Denn die LED-Tafeln rund um die Strecke zeigen ab der Entscheidung entweder "SS" oder "RS" an. In diesem Fall "RS".

FIA verteidigt Start-Entscheidung: Nasse Startaufstellung

Warum fiel die Entscheidung? "Besonders die linke Seite hin zu Kurve zwei, ganz links, war ziemlich feucht, daher entschieden wir uns für einen rollenden Start", erklärt Masi. Was er aber schuldig bleibt: Warum diese Entscheidung erst so spät kommuniziert wurde. Dass es dort nass sein würde, war schon lange vorher klar.

"Es wurde, vielleicht mit Absicht, gewartet, bis die Fahrer auf der Formationsrunde waren", meint Red-Bull-Teamchef Christian Horner und denkt an Reifen-Entscheidungen. "Das hat ja beeinflusst - beziehungsweise haben wir gedacht, es würde ein stehender Start werden, deshalb haben wir Sergio Soft-Reifen gegeben."

Red Bull war aber mit der Entscheidung schließlich ganz und gar nicht unglücklich. Sonst hätte der Führende Max Verstappen von einem feuchten Startplatz wegfahren müssen. Schon während der Unterbrechung hatte man einen rollenden Start gefordert. "Natürlich gab es Sorgen, da war eine feuchte und eine trockene Linie", sagt Horner zu Motorsport-Magazin.com. "Jeder auf der nassen Linie wäre benachteiligt, und wir hatten eben erst einen riesigen Unfall."