Schweden war in den 1960er und 1970er Jahren eine feste Größe in der Formel 1. Dank Jo Bonnier und Ronnie Peterson war für die Skandinavier zwischen 1956 und 1978 stets ein Pilot in der Weltspitze des Sports vertreten. Elf Grand-Prix-Siege feierten die schwedischen F1-Ikonen, die beide auf tragische Weise den Tod auf der Rennstrecke fanden. Beim Grand Prix von Belgien 1977 verewigte sich jedoch ein dritter Schwede in den Siegerlisten der Königsklasse. Gunnar Nilssons Karriere war kurz und intensiv, und sein Schicksal nicht weniger traurig als das seiner Landsmänner.

Formel 1 heute vor 44 Jahren: Schwedens vergessener F1-Held siegt

Der Mann, der am 5. Juni vor 44 Jahren Niki Lauda im Ferrari und Ronnie Peterson im Tyrrell hinter sich ließ, war ursprünglich nur als Lückenbüßer und Gegenstand eines Tauschgeschäfts in die Formel 1 befördert worden. Nilsson hatte sich in jungen Jahren als Spediteur selbstständig gemacht und seine Motorsport-Ambitionen parallel dazu ab 1973 in unterschiedlichen Nachwuchskategorien verfolgt.

Für die Saison 1976 wurde dem 27-Jährigen ein Werksvertrag bei March-BMW in der Formel 2 angeboten. Doch schon im März des selben Jahres war dieses Engagement hinfällig. Peterson hatte in der Formel 1 bei Lotus angesichts des schwachen Typ 77 schon nach einem Rennen keine Lust mehr und plante den Absprung zu March. Sein neues Team tauschte Nilsson kurzerhand gegen Peterson ein und Lotus stimmte dem Handel zu.

Ronnie Peterson leistet Landsmann Gunnar Nilsson im Lotus Gesellschaft, Foto: Phipps/Sutton
Ronnie Peterson leistet Landsmann Gunnar Nilsson im Lotus Gesellschaft, Foto: Phipps/Sutton

An der Seite von Lotus-Entwicklungspilot Bob Evans gab Nilsson beim zweiten Saisonrennen in Südafrika sein Debüt. Zwei Rennen später kehrte Mario Andretti zurück, von dessen Erfahrung Nilsson profitierte. Bereits im dritten Rennen in Jarama feierte er als Dritter sein erstes Podium. Auf dem Österreichring wiederholte er das Resultat. Zwei weitere Punkteresultate sicherten ihm trotz einiger Anfängerfehler die Vertragsverlängerung mit Lotus für die Saison 1977.

Mit dem neuen Lotus 78 hielt das Konzept des Ground Effects Einzug in die Formel 1. Nilsson war neben Andretti weiterhin die Nummer zwei im Team und überzeugte mit konstanten Punkteresultaten, bis ihm beim siebten Saisonrennen im Regen von Zolder der Durchbruch gelang. Vom dritten Startplatz aus hielt er den Anschluss an den Führenden Jody Scheckter. Bei abtrocknender Strecke stoppte er zum richtigen Zeitpunkt und ging 20 Runden vor Schluss an Lauda vorbei.

Gunnar Nilsson auf dem Weg zu seinem einzigen F1-Sieg beim Belgien GP 1977, Foto: Sutton
Gunnar Nilsson auf dem Weg zu seinem einzigen F1-Sieg beim Belgien GP 1977, Foto: Sutton

Nilsson feierte mit 14 Sekunden Vorsprung einen souveränen Sieg, der sein einziger in der Formel 1 blieb. Im letzten Saisondrittel brach seine Form ein. Fahrfehler und Unfälle sorgten für sieben Ausfälle in den letzten sieben Rennen. Bei Teamchef Colin Chapman war er in Ungnade gefallen. Lotus holte für 1978 Peterson zurück, woraufhin Nilsson bei Arrows unterzeichnete. Zu diesem zweiten Kapitel seiner Formel-1-Laufbahn sollte es jedoch nie kommen.

Im Dezember 1977 wurde Nilsson bei einem Routinecheck in London mit Hodenkrebs diagnostiziert. Trotz intensiver Chemotherapie war der Kampf gegen die Krankheit aussichtslos. Nachdem keine Chance mehr auf Heilung bestand, widmete sich Nilsson in den letzten Monaten seines Lebens der von ihm ins Leben gerufenen Gunnar Nilsson Krebsstiftung. Er verstarb am 20. Oktober 1978, fünf Wochen nachdem sein Freund Ronnie Peterson in Monza tödlich verunglückt war.

Was sonst noch geschah:

Vor 38 Jahren: Michele Alboreto feiert beim Detroit Grand Prix seinen zweiten Sieg in der Formel 1. Der Italiener erbte diesen neun Runden vor der Zielflagge, als Nelson Piquet im Brabham BMW mit einem Plattfuß zum Boxenstopp gezwungen wurde. Das Podium komplettierten Keke Rosberg (Williams) und John Watson (McLaren). Es war der 23. und letzte Sieg in der Geschichte des erfolgreichen Tyrrell-Teams.

Vor 66 Jahren: Am 5. Juni 1955 standen für die Formel-1-Asse nicht weniger als 36 Runden auf dem damals 14.120 Kilometer langen Circuit de Spa-Francorchamps an. Juan Manuel Fangio gewann den Marathon-GP über eine Distanz von 508 Kilometer vor Mercedes-Teamkollege Stirling Moss, der lediglich acht Sekunden hinter dem Argentinier die Ziellinie überquerte. Die Ferrari-Piloten Nino Farina und Paul Frere blieben auf den Plätzen drei und vier als letzte in der Führungsrunde.

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