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Jetzt ist die Formel 1 also auch in ihrem 26. Austragungsland angekommen. Angesichts solcher Streckenanlagen, Rennen und Premieren wie in Bahrain, China oder jetzt der Türkei können wir uns für die Zukunft nur noch mehr solcher Debüts wünschen.

Leider konnte ich noch nicht mit einem Rennauto auf der neuen Strecke fahren, aber angesichts der positiven Aussagen der Fahrer und der Eindrücke von außen scheint mir der Istanbul Speed Park eine sehr interessante Strecke zu sein.

Besonders interessant ist der Kurs durch seinen hügeligen Charakter, die schnelle vierfache Linkskurve und die Fahrtrichtung entgegen dem Uhrzeigersinn, welche die Fahrer ansonsten nur noch in Interlagos und Imola vorfinden.

Mit diesem Kurs hat sich Hermann Tilke also wieder einmal selbst übertroffen und zugleich alle Skeptiker eines Besseren belehrt. Denn noch im letzten Jahr geisterten Befürchtungen durch den F1-Paddock, dass die Tilke-Strecken sich zu ähnlich wären und alle das gleiche Konzept einer langen Geraden mit einer anschließenden Spitzekehre besitzen würden.

Davon ist in Istanbul aber nichts zu spüren und letztlich interessieren sich die Zuschauer ohnehin weniger für das Streckenlayout als vielmehr für spannende Rennen und Überholmanöver. Und diese bekamen sie in der Türkei geboten.

Aber nicht nur das Rennen war dank der Streckenführung spannender. Auch im Qualifying sorgte der Schwierigkeitsgrad des Kurses für viele Fahrfehler seitens der Piloten. Belohnt wurde dies gleich bei der Premiere mit einem durchaus respektablem Zuschauerstrom, der nach dem Rennen aber für ein mittleres Verkehrschaos sorgte.

Allerdings steht man doch lieber im Wissen, dass die Fans die F1 annehmen, im Stau, als dass man innerhalb weniger Minuten die Strecke verlassen hat, weil sich am Austragungsort niemand für die F1 interessiert. Dann nützt einem auch die tollste Rennstrecke nichts.

Kimi Räikkönen nützt hingegen momentan das beste Auto nur bedingt etwas. Denn während er zurzeit richtig gut fährt und Montoya klar hinter ihm liegt, stehen seine Chancen auf den Fahrertitel weiter unverändert. Bei noch 50 zu vergebenden Punkten liegt er weiterhin 24 Zähler hinter Fernando Alonso. Zwar war Renault in der Türkei näher an McLaren dran, aber insgesamt fehlt ihnen dennoch zu viel auf die Silbernen, die deutlich schneller waren.

Etwas angezogen hat seit einigen Rennen British American Racing. Dort war der Aufwärtstrend der zweiten Saisonhälfte auch in Istanbul klar ersichtlich, wobei vor allem Jenson Button mit einigen guten Überholmanövern zu überzeugen wusste.

Ebenfalls verbessert präsentierte sich Williams, die dank eines neuen Frontflügels wieder besser dabei waren. Für sie könnte die Türkei damit den Wendepunkt zurück zur alten Form dargestellt haben.

Ganz anders bei Ferrari. Die waren in Ungarn näher an den Top-Teams dran, konnten in der Türkei aber gar nichts mehr erreichen. Allein das zeigt wie wichtig und entscheidend die Reifen mittlerweile geworden sind. Wie die Unterschiede zwischen Ungarn und der Türkei zeigen, können die Pneus von Woche zu Woche respektive von Rennwochenende zu Rennwochenende für komplett unterschiedliche Rennausgänge sorgen.

Allerdings ist der Ferrari auch nicht perfekt. Und das ist der Unterschied zum letzten Jahr: Wenn da die Reifen nicht gut genug waren, ist es gar nicht erst aufgefallen.

Für das Ferrari-Heimspiel in Monza stellt sich nun die Frage, ob die Roten dort wieder etwas näher an die Spitze heranrücken können. Ganz vorne werden aber auch in Italien die McLaren ihre Kreise ziehen. Einen ersten Vorgeschmack darauf bekommen wir bereits in dieser Woche, wenn die Teams zum großen Monza-Test ausrücken werden.

Ob dieser Test Ferrari eine besondere Hilfe sein kann, bleibt aber abzuwarten. Schließlich nutzten ihnen auch die unlimitierten Testfahrten in der Sommerpause kein bisschen weiter.

Nachdem wir in Istanbul dem ersten Regenrennen der Saison knapp entgangen sind, könnte dieses beim Italien GP gerade recht kommen und für etwas mehr Spannung sorgen. Denn gerade in Monza droht ansonsten erfahrungsgemäß eine High-Speed-Prozession ohne Überholmanöver.