In der Formel 1 soll an diesem Wochenende in Australien endlich wieder der Sport zu Wort kommen. Doch über dem ersten Rennen 2020 an diesem Sonntag hängen gleich mehrere dunkle Schleier. Neben der Coronavirus-Krise, die auch in Melbourne für einen Ausnahmezustand sorgt, ist der umstrittene Deal zwischen Ferrari und der FIA weiter ein Thema.

Im Vorfeld des Grand Prix in Down Under äußerten sich nun erstmals Sebastian Vettel und Lewis Hamilton zum großen Politikum im Paddock. Die Rivalen bemühen sich um Diplomatie, doch Unbefangenheit sieht anders aus.

"Das hätte man sicherlich besser handhaben können", schlägt sich Hamilton wenig überraschend auf die Seite seines Teams. Mercedes führt den Widerstand der insgesamt sieben Teams gegen die geheime Abmachung zwischen Ferrari und der FIA an, welche in der Woche nach den Testfahrten per Schreiben die Runde machte.

Auf die Frage, ob die Power Unit der Italiener 2019 legal war oder nicht, hat Vettel die politisch korrekteste Antwort parat. "Für mich ist es ganz einfach. Ich vertraue natürlich meinem Team, dass sie zu jeder Zeit die richtigen Dinge im Sinne des Reglements tun", so der viermalige Weltmeister.

Vettel und Leclerc sprechen der FIA ihr Vertrauen aus

Vertrauen ist das Stichwort, denn genau das stellen Mercedes und Co. der FIA nach dem ominösen Deal mit Ferrari in Frage. "Für uns Athleten ist es so, dass wir vor einem Rennen einfach das Gefühl haben wollen, dass Chancengleichheit herrscht - auch wenn die Teams alle unterschiedliche Performances haben", betont Hamilton.

Bei Vettel klingt das etwas anders. "Wir Fahrer vertrauen alle der FIA, dass sie für alle Teams in der Startaufstellung ihren Job richtig macht", so der Ferrari-Pilot. Teamkollege Charles Leclerc stimmt mit ein: "Sie sollten der FIA vertrauen, dass sie ihre Arbeit macht. Ich denke, es ist völlig verständlich, dass sie nicht alles erklären."

Er befürchtet, dass die Veröffentlichung gewisser Details einen Wettbewerbsnachteil mit sich bringen könnten. "Es wird bei uns in sämtlichen Bereich viel Arbeit geleistet. Wenn du all das publik machst, wirst du die Arbeit eines Teams publik machen", sagt der Monegasse.

Was Ferraris plötzlichen Performance-Verlust nach der FIA-Direktive vor dem USA GP 2019 angeht, beruft er sich weiterhin auf das Chassis. "Wir haben mehr Anpressdruck gefahren, wie ich bereits in Barcelona erklärt habe. Das Auto hat daraufhin Topspeed auf den Geraden verloren, wie zu erwarten war."

Formel 1 2020: Geldgier! Hamilton kritisiert FIA & F1 (08:58 Min.)

Beziehung zwischen Hamilton und Vettel nicht belastet

Der Hoheit des Sports wird die Glaubwürdigkeit abgesprochen und der Streit scheint nach der relativ einsilbigen Antwort der FIA auf das gemeinsame Schreiben von Mercedes, McLaren, Racing Point, Williams, Renault, Red Bull und Toro Rosso auch noch nicht ausgestanden. Die Piloten sind sich aber zumindest darin einig, dass der Zwist nicht die persönlichen Beziehungen vergiften soll.

"Es ändert zwischen Lewis und mir nichts", stellt Vettel klar. "Der Respekt den wir miteinander teilen und der über die Jahre entstanden ist, bleibt davon unberührt und ist auch nicht gefährdet." Hamilton sieht das genauso: "Was im Hintergrund zwischen den Teams und den Offiziellen abgeht, ist eine Angelegenheit für sich."