Was bisher geschah...

Eigentlich gilt der Donnerstag traditionell als Medien- und Sponsorentag. Doch in Istanbul war er angesichts der unbekannten Strecke auch ein Kennenlerntag. Entsprechend brach schnell das "große Laufen" aus. Fahrer fuhren mit Rollern über den Kurs, liefen mit ihren Ingenieuren die Ideallinie ab und inspizierten die Kerbs.

Der Gesamteindruck der 20 Akteure war danach jedenfalls positiv: "Es sieht nach einer guten Strecke inmitten einer wundervollen Landschaft aus", fasste Michael Schumacher seine Eindrücke vom Speed Park zusammen. "Es scheint auch einige Überholmöglichkeiten zu geben und die Strecke ist auch sehr sicher. Sie haben sehr gute Arbeit geleistet."

Damit das gleiche auch für die Fahrer gilt, waren diese bereits mit Scootern auf dem neuen Asphalt unterwegs. "Es ist eine schöne, geschwungene Strecke mit der einen oder anderen Kurve, die 'blind' angefahren wird", resümierte Ralf Schumacher nach seiner ersten Roller-Runde. "Außerdem gibt es auch noch die eine oder andere Kurve, bei der man mehr als eine Linie fahren kann, um schnell zu sein. Generell wird es wichtig sein, auf der Strecke zu bleiben, da es anfangs noch sehr rutschig sein wird."

WM-Spitzenreiter Fernando Alonso zeigte sich "wie alle ziemlich beeindruckt" vom neuesten Meisterwerk aus der Feder von Hermann Tilke. "Die Strecke ist etwas anders als die anderen neuen Strecken der letzten drei oder vier Jahre. Es geht hoch und runter und als Fahrer genießt man die Runde regelrecht."

Felipe Massa fiel besonders die große Vielfalt an Kurven auf: "Es gibt alles: Schnelle Kurven, langsame Kurven, Richtungswechsel, starke Bremszonen - einfach alles."

Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen setzte Christian Klien bei seinen ersten Umläufen auf dem neuen Kurs nicht auf Motorroller-Power, sondern auf die Kraft seiner eigenen Beine: Mit einem Fahrrad sammelte er seine ersten Erfahrungen in der Türkei.

Und diese fielen durchaus positiv aus: "Es ist eine sehr interessante Strecke, die ganz anders als die anderen Kurse ist." Allerdings schätzt der Österreicher den Schwierigkeitsgrad des neuen Parcours nicht gerade als einfach ein. "Es sieht sehr schwierig aus."

Was heute ansteht...

Freies Training Viel Fahrbetrieb erwartet man sich normalerweise auf einer neuen Strecke. Allerdings dürfte diese Annahme in Zeiten des Rundengeizes und der Zwei-Wochenend-Motoren mit Vorsicht zu verwenden sein. Nichtsdestotrotz sollten die Fahrer in den Freien Trainings am Freitag öfter auf der Strecke zu sehen sein, als dies etwa in Ungarn der Fall gewesen ist. Gegen einen extrem starken Fahrbetrieb zu Beginn des Freitags sprechen jedoch die sich verbessernden Streckenbedingungen, die erst gegen Ende des 2. Trainings für genügend Grip auf dem neuen Asphalt sorgen werden. In den Zeitenlisten dürften trotzdem die üblichen Verdächtigen ganz oben Stellung beziehen. Angefangen bei McLaren, bei denen vor allem auf Freitagstester Pedro de la Rosa zu achten sein wird, über Toyota, bei denen auch Ricardo Zonta zu beachten ist, bis hin zu Ferrari. Schließlich sind die Italiener auf neuen Strecken in den letzten fünf Jahren die absoluten Könige gewesen. Bei Renault muss hingegen abgewartet werden, ob sie ihren "normalen Freitag" absolvieren oder schon heute auf Zeitenjagd gehen werden.

Das Reifenduell Dreimal mussten die Reifenhersteller in diesem Jahr mit einer frisch asphaltierten Strecke oder Teilstrecke umgehen. In Barcelona und Montreal gelang dieses Unterfangen den Franzosen von Michelin vorzüglich. In Indianapolis ging der Schuss hingegen nach hinten los. Und obwohl eine Wiederholung der Indy-Farce hier nicht zu befürchten ist, könnte ein Fehlgriff bei der Reifenmischung oder Konstruktion einen der beiden Reifenhersteller schnell ins Hintertreffen bringen. Da sich die Streckenbedingungen im Laufe des Wochenendes durch den zunehmenden Gummiabrieb und Grip verbessern werden, könnten das Kräfteverhältnis am Sonntag auch ganz anders als im 1. Freien Training am Freitag aussehen.

Die Motorenlage Neue Strecke, neuer Motor: Sieben Piloten dürfen turnusgemäß mit einem neuen Aggregat in den Türkei GP gehen. Drei weitere dürfen hingegen wegen eines Ausfalls im letzten Rennen vor der dreiwöchigen Sommerpause mit einem frischen Triebwerk auf Zeitenjagd gehen. Nicht gilt dies für die beiden Renault-Piloten. Diese müssen mit den gleichen RS25 wie in Budapest antreten. Beeinträchtigt wird ihre Abstimmungs- und Lernarbeit dadurch aber nicht: Sie schonten ihre Motoren schon in Ungarn, womit ihnen hier mehr Runden zur Verfügung stehen.

Das Wetter Zum Türkei-Debüt der Königsklasse erwarten uns 23 bis 28 Grad Lufttemperatur und ein Regenrisiko von 0 Prozent. Ganz anders soll es hingegen am Samstag aussehen, für den die Wetterfrösche eine Regenwahrscheinlichkeit von 50% angeben.

Die Pressekonferenz Wie an jedem GP-Freitag werden auch heute wieder die Teambosse zu einem Plauderstündchen im Pressesaal antreten. Diesmal sind geladen: Patrick Faure, Frank Williams, Christian Horner, Tim Routsis und Yasuhiro Wada. Angesichts dieser illustren Runde dürfen wir nicht nur Fragen rund um die neue Streckenanlage und das neue Austragungsland, sondern hoffentlich auch Antworten zum Williams-Cosworth-Deal oder der Buttongate-Affäre erwarten.