Das Leben an der Seite eines unersättlichen Champions ist hart. Die eigenen Ambitionen erleiden Schlagseite, die Reputation geht mit jeder Niederlage weiter den Bach runter. Umso süßer schmeckt der Moment, in dem der Endgegner endlich bezwungen ist - und wenn es am Ende nur der eine perfekte Tag im Rennfahrerleben ist.
5. Valtteri Bottas - Rache des Wingman
Valtteri Bottas stand nach der Saison 2018 vor einem Scherbenhaufen. Mit großen Plänen ins Jahr gestartet, gingen ihm in der ersten Saisonhälfte gleich mehrere Siege im letzten Moment durch die Lappen. Seine WM-Ambitionen musste er im Sommer begraben. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, wurde er von Teamchef Toto Wolff zum Wingman umfunktioniert. Noch vor der Sommerpause musste er in Hockenheim für die WM-Chancen von Lewis Hamilton das erste Mal zurückstecken. Und spätestens nachdem er in Sochi seinen Sieg an den Teamkollegen abtreten musste, war Bottas nur noch ein Schatten seiner selbst. Der Finne war abgeschrieben, wurde von seinen Kritikern bereits aus dem Mercedes-Cockpit geunkt. Doch im Winter kittete er die Risse in seinem Selbstvertrauen. Der Dreitagebart des neuen Valtteri Bottas wurde noch belächelt. Die 20 Sekunden Vorsprung, die er Hamilton bei seinem Sieg im Auftaktrennen von Melbourne aufdrückte, eher weniger. Bottas' Antwort hätte kaum deutlicher ausfallen können: "An alle, die sich angesprochen fühlen: f***t euch!"
4. Francois Cevert - Der Lehrling und sein Meister
Er war die etwas andere Art des Wingman. In einer Zeit als das Wort Gentleman auch im Profisport noch groß geschrieben wurde, stellte sich ein junger Franzose in den Dienst seines schottischen Meisters. Jackie Stewart wurde 1970 bei Tyrrell ein Rookie namens Francois Cevert zur Seite gestellt. Die Rollenverteilung war von Anfang an klar. Der Champion war der Teamleader, der Youngster sein Lehrling. Zunächst eine klare Angelegenheit, war Stewart doch ein absolutes Ausnahmetalent und der große Star der Formel 1. Ende 1971 drehte Cevert den Spieß jedoch um. Beim Finale in den USA setzte er seinen Lehrer derart unter Druck, dass dieser schließlich nachgab. Kein Kampf der Alphatiere, einfach nur ein Gentlemen's Agreement. Cevert machte Watkins Glen mit diesem ersten Sieg zu seiner Rennstrecke. 1973 rief Stewart ein allerletztes Mal alles ab, um seinen dritten und letzten WM-Titel unter Dach und Fach zu bringen. Cevert folgte ihm in vielen Rennen wie ein Schatten, ließ den Meister gewähren, obwohl er selbst die Pace für den Sieg hatte. Doch das Erbe Stewarts sollte er nie antreten. Beim Qualifying in Watkins Glen verunglückte Cevert tödlich.
3. David Coulthard - Im Stil eines Champions
DC als Nummer zwei oder Wingman zu bezeichnen, würde seinem Format als Rennfahrer nicht gerecht werden. Der Schotte war für einen reinen Wasserträger einfach zu gut. Trotzdem musste er bei McLaren Mercedes 1998 durchaus überraschend einsehen, dass Mika Häkkinen in Woking die Hosen anhatte. Coulthard war im Vorjahr noch der erfolgreichere Silberpfeil-Pilot, doch im übermächtigen MP4/13 wurde nicht er, sondern Häkkinen zum Siegfahrer. Coulthard gewann in den Weltmeister-Jahren McLarens nur drei magere Rennen. Erst im Jahr 2000 fand er zurück zu alter Stärke. Mit Siegen in Silverstone und Monaco zog er in der WM an Häkkinen vorbei und nahm die Verfolgung Michael Schumachers auf. Beim Grand Prix von Frankreich lieferte er sich wenig später ein erbittertes Duell mit dem WM-Führenden im Ferrari. Rundenlang bekämpften sich die Streithähne, inklusive Stinkefinger-Geste Coulthards für die harte Gangart des Rivalen. DC gewann das Rennen komfortabel vor Häkkinen und unterstrich damit seine eigentlichen Ansprüche bei McLaren: "Dieses Ergebnis bringt uns dahin zurück, wo wir nach Monaco standen. Mitten in den Kampf um die Weltmeisterschaft."
2. Rubens Barrichello - König für einen Tag
Er sollte Brasiliens nächster Ayrton Senna werden. Nach starken Jahren bei den Mittelfeldteams von Jordan und Stewart schien die Erfolgsgeschichte Rubens Barrichellos perfekt. Ferrari holte ihn 2000 nach Maranello. Nicht wenige trauten ihm dort Großes zu, doch die Realität sah anders aus. Von Beginn an stand Rubinho im Schatten von Michael Schumacher. Der deutsche Star-Pilot der Roten ließ an seinem Status als klare Nummer eins nie auch nur den geringsten Zweifel aufkommen - und die Teamführung genau so wenig. Spätestens nach 2002 in Österreich, als Barrichello von Teamchef Jean Todt mit den Worten "Let Michael pass for the championship" zur Aufgabe seines Sieges aufgefordert wurde, gab es keine Zweifel mehr. Doch Barrichello ließ sich nicht brechen. Immer wieder nutzte er seine Paradestrecken, um Schumacher zumindest ein paar Mal im Jahr eine Lektion zu erteilen. So auch 2004 in Monza. Barrichello nahm dem Rekordweltmeister im Qualifying über eine halbe Sekunde ab. Mit der schnellsten Runde und dem Sieg machte er am Sonntag den Hattrick vor den Augen der Tifosi perfekt. Es war sein zweiter von drei Siegen im Königlichen Park.
1. Mark Webber - Nummer zwei lebt
Sebastian Vettel schrieb zwischen 2010 und 2013 Red Bulls große Erfolgsstory in der Formel 1. Der hauseigene Junior war nach seiner Beförderung in der Saison 2009 von Beginn an die klare Nummer eins im Team. Nur einer sah das anders. Stallgefährte Mark Webber bäumte sich gegen den Youngster auf und redete 2010 selbst ein Wörtchen um den WM-Titel mit. In Istanbul kam es zu einer Kollision, bei der Vettel den Kürzeren zog. Drei Rennen später machte Red Bull in Silverstone ein unmissverständliches Statement. Vettel lag in der WM an dritter Stelle, nur zwölf Punkte vor Webber. Nachdem das Frontflügel-Update des Deutschen im Training zu Bruch gegangen war, musste Webber das einzige verbliebene Teil der neuen Spezifikation von seinem Auto an den Teamkollegen abtreten. Vettel sicherte sich daraufhin mit knappem Vorsprung die Pole Position. Doch Webber ließ die Demütigung nicht auf sich sitzen. Am Sonntag verschaffte sich der Aussie mit einem Sieg Genugtuung, inklusive knackigem Funkspruch: "Nicht schlecht für eine Nummer zwei, was?!"
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