Sie nannten ihn den "Löwen" - tatsächlich war Nigel Mansell, F1-Champion 1992, ein beinharter Typ, der oft bis zur Erschöpfung gekämpft hat. 1984 in Dallas wollte er seinen verendeten Boliden über die Ziellinie schieben und brach ohnmächtig zusammen. In guter Erinnerung auch jene Szene am alten Österreichring, als Sieger Mansell am LKW zur Siegerehrung unterwegs war und man dabei eine Betonbrücke übersah, genau auf Kopfhöhe des Briten - mit voller Wucht prallte Mansell gegen den harten Beton. Pech hatte er oft in seiner Karriere, mit ein bisschen mehr Glück wäre er heute ein mehrfacher Formel 1-Weltmeister.

Jetzt hat Nigel Mansell dem Sender ITV ein paar kleine "Geheimnisse" rund um seine Karriere verraten. Diese Karriere ist geprägt von einem unbändigen Willen, nach oben zu kommen. Man erinnere sich an einen Nigel Mansell in kurzer Sporthose, am Campingplatz neben der Rennstrecke, mit seiner Frau im Wohnwagen. Mansell hatte keine reichen Eltern, keine Manager, die ihm sein Leben einteilten und vorschrieben. Seine Karriere ist aber auch geprägt von vielen Problemen, in die der Brite geriet, weil er einfach zu ehrlich, zu direkt war. Denn die Formel 1 ist nicht erst seit vorgestern ein Haifischbecken. Was Mansell heute erzählt, sagt sehr viel aus über die Formel 1...

Schlechter Start auf Befehl

Als Weltmeister des Jahres 1992 musste Mansell in die USA ausweichen, um dort sogleich Champion zu werden. 1994 kehrte er für einige Läufe in die Formel 1 zurück, absolvierte vier GP für Williams. Beim WM-Finale in Adelaide konnten nur noch Benetton-Pilot Michael Schumacher und Williams-Stallkollege Damon Hill Weltmeister werden. Mansell knallte eine Fabelrunde in den Asphalt, holte die Pole-Position. Mansell: "Ich erhielt sogar ein Lob von Patrick Head für diese Runde. Doch vor dem Start wurde ich zur Seite genommen und mir wurde gesagt, ich müsse einen langsamen Start fabrizieren, sodass ich den beiden Titelaspiranten nicht in die Quere komme - ich darf natürlich nicht sagen, wer mich damals zur Seite genommen hat."

Adelaide 1994 - der Crash von Schumacher und Hill., Foto: Williams
Adelaide 1994 - der Crash von Schumacher und Hill., Foto: Williams

Doch das war noch nicht alles: "Nachdem Michael im Qualifying einen Unfall hatte, bei dem sein Lieblings-Chassis zu Brüche ging, sah ich, wie jemand an den Kerbs in der Schikane, in der Michael verunfallte, arbeitete. Ich stoppte die Arbeiter und fragte: 'Was zur Hölle macht ihr da?' Sie sagten: 'Michael Schumacher hatte hier einen Unfall. Wir ändern die Kurve, denn sie ist zu gefährlich.' Ich sagte: 'Das könnt ihr nicht tun. Man darf zwischen Qualifying und Rennen nicht die Strecke ändern, solange nicht die FIA und alle anderen dafür gestimmt haben. Und ich werde ganz sicher nicht zustimmen. Sagt Michael, er soll eben eher um die Kerbs herum als über sie drüber fahren."

Der letzte Sieg

Das Rennen am folgenden Tag - aus der Sicht von Nigel Mansell: "Ich machte meinen langsamen Start, wie es mir befohlen wurde. Michael und Damon fuhren an mir vorbei. Ich konnte mir ansehen, was die beiden trieben. Sie fuhren einander von der Strecke und ich habe das Rennen gewonnen. Doch was da alles im Vorfeld passiert ist und die Tatsache, dass ich bei Williams für 1995 ausgebootet wurde, haben meine Erinnerungen an meinen letzten Sieg versäuert."

1995 wechselte Nigel Mansell bekanntlich zu McLaren. Doch dort erging es ihm wie Alex Wurz am Beginn dieser Saison - der McLaren war zu eng für Mansell. Er konnte nicht fahren. Danach, als man nach einigen Läufen den Wagen umgebaut hatte, soll Mansell gesagt haben, der Wagen sei nun nicht mehr konkurrenzfähig und deshalb soll er dann auch auf die restlichen Läufe verzichtet haben. Die wahren Hintergründe rund um das Karriere-Ende des "Löwen" können nur erahnt werden. Mansell weiß alles, er verlautet - derzeit zumindest - nur kryptische Andeutungen...

Mansell: "Ich bin ein sehr ehrlicher, geradliniger Typ und ich habe gehasst, was da alles hinter verschlossenen Türen ablief. Ich habe es schon immer auch bereut, dass ich 1995 den Sport verlassen habe, aber ich hatte einfach kein Feuer mehr in mir. Da waren so viele politische Dinge, über die ich nicht einmal heute wirklich sprechen kann. Die Menschen wissen nicht die wahren Gründe, warum ich aufgehört habe. Vielleicht werde ich sie eines Tages offenbaren - und dann werden sie aber mordsmäßig überrascht sein!"