Valtteri Bottas startet den USA GP der Formel 1 in Austin von Platz drei. Doch das nur, weil der Mercedes-Pilot von der Strafversetzung gegen Sebastian Vettel profitiert. Sonst hätte der Finne nicht mit den Top-3 zu tun gehabt.

Während sich Teamkollege Lewis Hamilton, Vettel und Kimi Räikkönen im Q3 einen waschechten Krimi um die Pole lieferten, fuhr Bottas dem Trio hinterher. Die drei anderen Spitzenfahrer trennten gerade einmal 0,07 Sekunden voneinander, Bottas dagegen wies als Vierter bereits fast vier Zehntel Rückstand auf.

Valtteri Bottas verpasst perfektes Arbeitsfenster

"Bis zum zweiten Run im Q3 war es ein relativ unkompliziertes Qualifying. Alle anderen haben sich auf ihrem zweiten Versuch viel mehr verbessert, aber ich habe nicht mehr Grip gefunden", erklärt Bottas den für ihn etwas rätselhaften Grund. "In diesen letzten Runden im Qualifying möchtest du die Reifendrücke und Temperaturen im optimalen Fenster haben."

Offenbar war genau das nicht der Fall. "Der erste Versuch im Q3 fühlte sich etwas besser an. Jetzt müssen wir uns die Daten ansehen und herausfinden, ob es uns auch auf dem zweiten Run gelungen ist, die Reifen in das optimale Fenster zu bringen", sagt Bottas.

Bottas will im Rennen angreifen, nicht einbremsen

Tatsächlich hatte er allerdings schon zuvor nicht ganz mithalten können. In Q2 war Bottas ebenfalls klar langsamster Mercedes oder Ferrari, zwischen zwei bis acht Zehntel hinter den drei anderen Piloten. Im Q1 lag Bottas knapp vor den Ferrari, aber stramme vier Zehntel hinter Hamilton.

Unter dem Strich überwiegt vielleicht auch deshalb jetzt dennoch die Freude über P3. "Startplatz drei ist jedoch nicht schlecht und mein Job morgen ist, anzugreifen und im Rennen nach vorne zu kommen. Also vorbei an Kimi", gibt sich Bottas angriffslustig. "Schließlich ist es unser Ziel, die bestmögliche Punktzahl für das Team einzufahren. Ich habe keinen Plan, irgendwen einzubremsen", lenkt Bottas von einer reinen Anti-Vettel-Taktik ab. "Ich bin einfach auf das bestmögliche Ergebnis aus."

Post-Qualifying: Bottas drohte Strafe

Auch Mercedes will sich noch nicht klar zu einer Bottas-Taktik rein für Hamiltons WM-Kampf bekennen. "Wir könnten wieder an den Punkt kommen, an dem wir an die Punkte denken müssen, sodass wir dann etwas tun müssen. Aber ich will mich da jetzt noch nicht festlegen. Bottas wird es am Anfang erst einmal voll versuchen. Er hat nicht viel zu verlieren und will uns ein starkes Rennen zeigen", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Einen herben Dämpfer hätte es dafür noch nach dem Qualifying gesetzt. Plötzlich musste Bottas bei den Stewards vorsprechen, weil er - genauso wie Force Indias Esteban Ocon - nach dem Qualifying auf seiner Inlap zu langsam gewesen sein soll - eine mögliche Behinderung. Aber nur eine mögliche. Weder seien Bottas und Ocon unnötig langsam gefahren, noch hätten sie jemanden behindert, begründeten die Stewards ihr letztlich entlastendes Urteil.

Bottas sieht Chance gegen Räikkönen - nach acht Runden

Damit behält Bottas Startplatz drei. Von dort aus sieht es selbst gegen die Ultrasofts von Kimi Räikkönen sogar noch eine Chance. "Sowohl Lewis als auch ich gehen auf den superweichen Reifen ins Rennen, Kimi startet hingegen zwischen uns auf den Ultrasofts. Der Start sollte also interessant werden", sagt Bottas. "Er hat da einen Vorteil, aber es hängt auch vom Asphalt ab und ich stehe auf der sauberen Seite", erklärt er.

Noch dazu werde sich der Supersoft im Rennverlauf als bessere Wahl erweisen, glaubt Bottas. "Wir sollten einen längeren ersten Stint fahren können. Nach zwei, drei Runden wird sich sein Vorteil schon erledigt haben und nach etwa acht Runden sollte der Vorteil dann zu uns wechseln", schätzt Bottas.

Die generell wieder bessere Ferrari-Performance bereitet dem Finnen da schon mehr Sorgen. "Im Trockenen haben sie heute den ganzen Tag ziemlich gut performt. Sie waren heute sofort schnell und scheinen auf der Geraden einen Vorteil zu haben. Dort gewinnen sie Zeit. Wir sehen dann, wie es im Rennen ausgeht. Aber sie waren sehr stark", mahnt Bottas.