Liebe motorsport-magazin.com Leserinnen und Leser,

Wenn wir ehrlich sind, dann war der Große Preis von Frankreich nicht spannend. Es war ein taktisch geprägtes Rennen, aber im Grunde genommen ist doch jedes Rennen ein Taktik-Rennen. Es war der erste GP in diesem Jahr, in dem nicht viel passiert ist. Das ist natürlich schade. Ich bin mir sicher, dass wir ein spannenderes Rennen gesehen hätten, wenn Kimi Räikkönen nicht das Motorproblem im Training gehabt hätte. Er ist jedenfalls ein sehr gutes Rennen gefahren und seine Zweistoppstrategie ist aufgegangen. Seine einzige Möglichkeit viele Plätze gut zu machen, war mit viel Sprit zu starten und dann lange draußen zu bleiben. Ohne den Motorwechsel wäre er jedoch höchstwahrscheinlich auf die Pole gefahren und hätte das Rennen gewonnen.

Fernando Alonso konnte dagegen vorne wegfahren und feierte seinen einfachsten Sieg in diesem Jahr. Außerdem konnte ihm keiner etwas entgegensetzen: Jarno Trulli und Toyota sind auf einer Runde im Qualifying sehr schnell, aber sie können die Pace im Rennen noch nicht halten. Michael Schumacher hing lange hinter Trulli fest, obwohl er vielleicht etwas schneller gewesen wäre. Später im Rennen kam er an Montoya nicht vorbei. Aber ich denke nicht, dass Schumacher vor Alonso oder Räikkönen ins Ziel gekommen wäre.

Nach Magny-Cours geht es für die Teams direkt nach Silverstone. Dort fährt man mit einem ähnlichen Setup wie in Frankreich. Es gibt in Silverstone viele schnelle Kurven, wie Becketts oder Stowe. Dazu ist der Belag sehr eben. Grundsätzlich gilt: Wer in Magny-Cours gut ist, ist auch in Silverstone gut.

In meinen Augen ist McLaren eindeutig Favorit in Silverstone. Sie waren bei den Tests sehr schnell. Aber Renault wird auch um den Sieg kämpfen, zumal sie nach dem kleinen Tief in Kanada wieder einen Schritt nach vorne gemacht haben.

Bei BMW-Williams sehe ich dagegen große Probleme. Das Auto war weder im Qualifying noch im Rennen schnell genug und ich weiß auch nicht genau, woran es liegen könnte. BMW-Williams hatte zu Saisonbeginn Probleme, doch dann lief es besser und Heidfeld fuhr auch auf das Podium. Wahrscheinlich sind die Fortschritte nicht groß genug und die Konkurrenz arbeitet besser. Möglich ist auch, dass die Probleme zwischen Williams und BMW die Arbeit beeinträchtig haben. Dann lassen die Leistungen nach.

Was die Motorsituation bei Williams betrifft, so ist da viel Politik im Spiel. An deren Stelle würde ich 2006 nicht mehr mit BMW Motoren fahren, sondern Motoren von einem anderen Hersteller beziehen. Ich denke, dass Cosworth für Williams eine gute Möglichkeit wäre. Sie bauen gute Motoren und haben viel Erfahrung, was V8-Motoren betrifft.

Am Sonntag wurde darüber berichtet, dass wieder ein Belgier im dritten Minardi sitzen könnte. Ich wusste bereits Anfang 2005, dass Jan Heylen mit Paul Stoddart in Kontakt steht im Hinblick auf das dritte Cockpit. Doch zu Saisonbeginn hatte er nicht genug Geld, aber vielleicht hat er es ja jetzt. Für ihn wäre das natürlich toll, denn jeder Rennfahrer möchte den Sprung in die F1 schaffen. Aber man muss auch in Betracht ziehen, dass Minardi mit Friesacher und Albers zwei gute Fahrer hat und ein dritter Pilot es gewiss nicht einfach haben würde. Ich hoffe für ihn, dass es klappt.

Ich war dieses Wochenende auch in Magny-Cours und habe einige Bekannte, sowie Paul Stoddart getroffen. Mit ihm habe ich mich über die Möglichkeiten für ein Cockpit im kommenden Jahr unterhalten. Es geht jedoch immer um das Geld. Stoddart verlangt fünf Millionen Euro für eine Saison als Rennfahrer. Jeder Fahrer, der das Geld hat, darf bei Minardi fahren. Dabei kann es durchaus sein, dass ein nicht so talentierter Fahrer ein Cockpit bekommt.

Während der Saison als dritter Mann bei Minardi einzusteigen ist jedoch sehr schwierig, denn – wie schon gesagt – Minardi hat gute Fahrer und in den verbleibenden Wochenenden kann man nicht mehr viel ausrichten. Der Kampf gegen Jordan ist dazu auch nicht einfach.

Darüber hinaus habe ich meine Gespräche für ein ChampCar Cockpit fortgesetzt. Dieses Wochenende wird ja in Toronto gefahren und es gibt immer wieder kleine Änderungen, aber es ist noch nicht die Möglichkeit. Wenn ich ein Cockpit bekomme, möchte ich auch die Saison zu Ende fahren und nicht nur ein Rennen. Sollte nichts zustande kommen, könnte ich mir vorstellen gegen Ende der Saison zu fahren und dann auf ein Stammfahrercockpit für 2006 hinzuarbeiten.