Am 13. Mai 1950 fand in Silverstone der erste Formel-1-Grand-Prix der Geschichte statt. Motorsport-Magazin.com blickt anlässlich des 65-jährigen Jubiläums auf das erste Jahrzehnt der Königsklasse zurück.

Die Jahre im Überblick

1950 - Am Samstag, den 13. Mai, wird die FIA Formel-1-Weltmeisterschaft in Silverstone geboren. Der Italiener Giuseppe Farina trägt sich als erster Pilot in die Siegerlisten ein. Die Weltmeisterschaft besteht aus sechs europäischen Grands Prix und den Indy 500 in den USA, an der jedoch kein Formel-1-Fahrer teilnimmt. Alfa Romeo kommt nach einjähriger Pause zum Rennzirkus zurück, mit einem 1,5-Liter-Vorkriegs-Tipo 158 mit Zweistufen-Kompressormotor, und gewinnt auf Anhieb sämtliche Grands Prix - Farina wird mit drei Siegen im letzten Rennen Weltmeister. Juan Manuel Fangio, der ebenfalls drei Rennen gewinnen kann, wird Zweiter, gefolgt von seinem Teamkollegen Luigi Fagioli - Ferrari ist zwar mit einem 4,5-Liter V12 mit Saugmotor unterwegs, aber es reichte nur für ein paar zweite Plätze, eingefahren von Alberto Ascari.

Giuseppe Farina gewinnt den ersten GP der Geschichte, Foto: Sutton
Giuseppe Farina gewinnt den ersten GP der Geschichte, Foto: Sutton

1951 - Alfa Romeo fährt auch in diesem Jahr mit einem weiterentwickelten Tipo 159 dem Feld davon. Fangio gewinnt mit drei Grand-Prix Siegen seinen ersten WM-Titel. Auch Ferrari verbessert sich und kann zum ersten Mal beim Grand Prix von Großbritannien mit José Froilan Gonzalez am Steuer vor Alfa Romeo gewinnen. Der 4,5-Liter V12 Ferrari Saugmotor ist genauso schnell wie der 8-Zylinder-Kompressor des Alfa Romeo, ist jedoch beim Benzinverbrauch sparsamer. Alberto Ascari wird WM-Zweiter mit zwei Siegen.

1952 - Die Formel 1 kann sich beim Publikum nicht richtig durchsetzen und die Formel 2 scheint mehr Interesse zu wecken. Ascari wird mit sechs Siegen in Folge Weltmeister. Farina, der es in diesem Jahr nicht schaffte zu siegen wurde Zweiter vor Piero Taruffi, der einen GP-Sieg verbuchen konnte. Juan-Manual Fangio konnte aufgrund eines außerhalb der WM zählenden Rennens nicht in den Kampf um den Titel eingreifen. Als bester Nicht-Ferrari wird Mike Hawthorn, der Cooper-Bristol fährt, auf Rang fünf gewertet. Auch für die beiden Gordini-Fahrer Jean Behra und Robert Manzon waren ein paar dritte Plätze möglich.

1953 - Ferrari hat in der zweiten und zugleich auch letzten Formel 2-Weltmeisterschaft härter mit der Konkurrenz zu kämpfen. Der erste Grand Prix außerhalb Europas wurde in Argentinien ausgetragen. Alberto Ascari sichert sich auch in diesem Jahr den WM-Titel mit fünf Siegen. Auch Fangio ist wieder mit im Titelrennen - er fährt für Maserati und wird am Ende mit einem Sieg WM-Zweiter. Die beiden Ferrari-Piloten Farina und Hawthorn gewinnen jeweils ein Rennen für den italienischen Rennstall. Traurige Bilanz auch, dass beim Grand Prix von Argentinien bei einem Unfall von Ascaris Ferrari insgesamt neun Zuschauer getötet und vierzig verletzt werden.

Die Königsklasse im Jahr 1955, Foto: Sutton
Die Königsklasse im Jahr 1955, Foto: Sutton

1954 - Die neue Formel 1 feiert zugleich auch die Rückkehr der 2,5-Liter-Autos ohne Kompressor. Fangio geht für Maserati an den Start, wechselt jedoch zu Mercedes, als die Deutschen Mitte der Saison mit in die Weltmeisterschaft einsteigen. Juan-Manuel Fangio kann sich mit sechs Siegen seinen zweiten WM-Titel sichern. Mike Hawthorn und Gonzalez gewinnen für Ferrari jeweils ein Rennen. Während des Grand Prix von Deutschland kommt es zum ersten tödlichen Unfall in der Formel 1. Onofre Marimon erlitt bei einem Unfall im Training tödliche Verletzungen.

1955 - Mercedes ist dem Feld erneut überlegen und führt Fangio mit vier Siegen zu seinem dritten Titel. Stirling Moss, der ebenfalls für Mercedes fährt kann sein erstes Rennen gewinnen und wird am Ende WM-Zweiter. Ein weiterer Tod eines F1-Fahrers erschüttert die Motorsportwelt. Alberto Ascari kommt bei einem Sportwagentest für Lancia ums Leben. Lancia, die in dieser Saison eigentlich konkurrenzfähig waren ziehen sich jedoch zurück. Lancia wird offiziell an Ferrari übergeben. Nach der Le Mans Tragödie, bei der 81 Zuschauer getötet wurden, werden die Rennen in Frankreich und der Schweiz gestrichen. Auch Mercedes zieht sich aufgrund dieses Vorfalls am Ende der Saison aus Rennsport zurück.

1956 - Juan Manual Fangio wechselt zu Ferrari und gewinnt seinen vierten Weltmeister-Titel mit drei Siegen in einem Lancia D50 mit Ferrari V8-Motor. Er gewinnt im Duell gegen seinen einzig ernsthaften Gegner, seinen Stallgefährten Peter Collins. Stirling Moss beendet die Saison mit zwei Siegen als WM-Zweiter. Collins sicherte sich Rang ebenfalls mit zwei Saisonsiegen Rang drei. Hobby-Fahrer Paul Frere kommt zwar nur als Zuschauer zum Grand Prix von Spa, wird dort jedoch von Ferrari engagiert und beendet das Rennen als Dritter.

Fangio siegt am Nürburgring 1957, Foto: Sutton
Fangio siegt am Nürburgring 1957, Foto: Sutton

1957 - Fangio wechselt von Ferrari zu Maserati, kann dort vier mal gewinnen und holt sich seinen fünften Titel. Stirling Moss, der für Vanwall fährt wird WM-Zweiter. Juan-Manuel Fangio fährt sein größtes Rennen, als er den Grand Prix von Deutschland auf dem Nürburgring nach einem viel zu langen Boxenstopp gewinnt, dabei unterbietet Fangio auf seiner schnellsten Rennrunde den Rundenrekord um 24,2 Sekunden. In Pescara findet zum ersten und zum letzten Mal ein Grand Prix auf dem 25,838 Kilometer langen Straßenkurs statt.

1958 - In diesem Jahr wird neben der Fahrer-Weltmeisterschaft auch die Konstrukteurs-WM eingeführt. Mike Hawthorn wird auf Ferrari mit nur einem Sieg Weltmeister. Stirling Moss, der bei Cooper und Vanwall fährt wird Zweiter am Ende der Saison. Moss gewinnt beim Grand Prix von Argentinien das erste Rennen in einem Auto mit Heckmotor - einem Cooper. Juan-Manuel Fangio hängt seinen Rennsportlerkarriere Mitte der Saison an den Nagel. Auch diese Saison wird wieder von tragischen Todesfällen überschattet. Luigi Musso und Stuart Lewis-Evans kommen bei Saisonrennen ums Leben, Mike Hawthorn hört nach der Saison auf, stirbt jedoch kurz darauf bei einem Autounfall.

Hans Hermann übersteht diesen Unfall unverletzt, Foto: Sutton
Hans Hermann übersteht diesen Unfall unverletzt, Foto: Sutton

1959 - Autos mit Heckmotor führen in dieser Saison das Feld an. Jack Brabham gewinnt mit zwei Siegen und seinem leichtgewichtigen Cooper, den er beim Grossen Preis von Amerika aufgrund von Benzinmangel die letzten 800 Meter schieben muss, den Titel. Tony Brooks in einem "einfachen" Ferrari mit Frontmotor wird WM-Zweiter. BRM gelingt der erste Sieg beim Grand Prix der Niederlande.

Das Reglement der 50er Jahre

1950-1951
1500-ccm-Kompressormotoren oder 4500-ccm-Motoren ohne Kompressor. Kein Gewichtslimit. Typische Leistung/Gewicht: 425 bhp bei 930 U/min - 710 kg (1951 Alfa-Romeo 159)

1952-1953
2000 ccm ohne Kompressor oder 500 ccm mit Kompressor. Kein Gewichtslimit. ("Formel-2-Reglement"). Typische Leistung/Gewicht: 175 bhp bei 7200 U/min - 560 kg (1953 Ferrari 500F2)

1954-1959
750 ccm mit Kompressor oder 2500 ccm mit Kompressor. Kein Gewichtslimit. Typische Leistung/Gewicht: 290 bhp bei 8500 U/min - 730 kg (1955 Mercedes W196); 280 bhp bei 7600 U/min - 630 kg (1957 Maserati 250F); 240 bhp bei 6750 U/min - 460 kg (1959 Cooper F51 Climax)

Technische Neuerungen der 50er Jahre

  • Scheibenbremsen (1951)
  • Der erste Motor ohne Aufladung produziert 100 bhp (britische PS)/Liter (1953)
  • Benzindirekteinspritzung (1954)
  • Zwangsgesteuerte Ventile (1954)
  • Der Wechsel des Motors von der Front in das Heck der Autos