Zunächst ist es vielleicht ratsam, zu fragen: Wer ist Nigel Mansell? Die Antwort: Nigel Mansell ist so etwas wie ein Paraderacer. Warum? Als Mansell seine Leidenschaft für den Rennsport entdeckt hatte, verkaufte er all seine Habseligkeiten, sein Haus und drei alte Gewehre, nächtigte in einem kleinen Wohnwagen, oft am Rande der Rennstrecken abgestellt, Gattin Rosanna war von Beginn an mit dabei. Wochentags arbeitete Mansell zeitweise sogar als Fensterputzer - um sich über Wasser halten zu können. Für Mansell gab es kein Juniorenprogramm und auch keine reichen Eltern. Mansell setzte damals alles auf eine Karte - und bekanntlich hat es funktioniert. Colin Chapman holte ihn als Testfahrer ins Lotus-Team, 1980 gab es den ersten Einsatz als Werkspilot. Der Rest ist Geschichte. Dreimal verliert er den Titel im letzten Rennen. 1992 klappt es endlich. Als F1-Weltmeister wechselt er 1993 in die Indy Car-Serie und wird auf Anhieb Champion.

Dieser Mann also hat am letzten Wochenende den GP der USA im TV angesehen. Gegenüber Daily Mail erzählt Mansell, den man den "Löwen" nannte: "Obwohl ich über 4.000 Meilen entfernt war, fühlte ich mich von den Vorgängen in Indianapolis erniedrigt, mich hat das in Verlegenheit gebracht. Es war so, als ob jemand öffentlich Selbstmord begeht. Es war nicht mehr als ein kranker Scherz."

Mansell fügt hinzu: "Man kann Michelin nicht die Schuld geben. Ich fand es sehr korrekt von ihnen, dass sie ihre Sicherheitsbedenken hinsichtlich ihres Produkts ausgesprochen und die Teams gewarnt haben. Man kann auch den Teams nicht die Schuld geben - sie mussten auf die Anweisung des Reifenherstellers reagieren und durften die Sicherheit ihrer Piloten nicht riskieren."

Mansell erinnert sich: "Ich hatte einige spektakuläre Reifenschäden in meiner Karriere. Einer davon kostete mich einen Weltmeistertitel und selbst damals habe ich die Firma Goodyear nicht kritisiert."

Für Mansell steht fest: "Man darf Warnungen hinsichtlich der Reifen nicht ignorieren. Wenn die Sicherheit der Piloten und möglicherweise sogar des Publikums in Frage gestellt wird, gibt es kein Herumbasteln." Mansell kommt aus einer Zeit, in der die Formel 1-Piloten immer wieder ihr Leben lassen mussten - die Regeln gab es auch damals schon, doch waren sie nicht derart aufgeblasen und entrückt, wie sie es heute sind.

Damals dachte man irgendwie einfacher - Nigel Mansell sagt: "In solch einem Fall wie am letzten Wochenende tut man einfach, was nötig ist, um ein Rennen fahren zu können. Ein Kompromiss hätte gefunden werden müssen. Eine Schikane in der Steilwandkurve. Ganz einfach."