Formel-1-Reifenhersteller Pirelli hat nach einem Überfall auf Mechaniker der Italiener am Sonntagabend nach dem Rennen in Brasilien einen für Dienstag und Mittwoch in Sao Paulo geplanten Reifen-Test mit McLaren abgesagt. Man könne nach inzwischen mehreren Vorfällen am Rennwochenende die Sicherheit der Mitarbeiter nicht garantieren.

"Nach einem versuchten Überfall, von der Pirelli-Security neutralisiert, auf einen Pirelli-Van am Kurs von Interlagos am vergangenen Sonntag – nach einem Wochenende, an dem ähnliche Vorfälle bei anderen Teams vorgefallen sind – ist entschieden worden, den für Dienstag, den 14. und Mittwoch, den 15. mit McLaren geplanten Reifentest auf dem brasilianischen Kurs abzusagen", teilte Pirelli mit.

Brasilien: Drei Überfälle auf Formel-1-Teams am Rennwochenende

"Die Entscheidung, gemeinsam mit McLaren, FIA und der Formel 1 getroffen, wurde im Interesse der Sicherheit des Personals von McLaren und uns selbst, die an diesem Test teilgenommen hätten, gefällt", hieß es weiter. Bei dem Überfall auf die Pirelli-Truppe am Sonntagabend kam dank des Eingreifens des Sicherheitspersonals niemand zu Schaden, die Crew konnte fliehen.

Dasselbe galt für eine Attacke auf einen Minibus des Sauber-Teams am Tag zuvor. "Wurden von einem Auto angefahren, das uns mit Hilfe eines anderes Autos vor uns zum Stoppen bringen wollte", twitterte Strategie-Ingenieurin Ruth Buscombe zu dem Vorfall und pochte noch einmal darauf, trotz der bereits erhöhten Sicherheitsvorkehrungen beim Verlassen der Strecke Vorsicht walten zu lassen.

Verschärft worden waren die Sicherheitsbestimmungen in Interlagos erst wenige Stunden zuvor nachdem am Vorabend die erste Schreckensmeldung des Wochenendes durchgesickert war: Ein Überfall auf das Mercedes-Team war gelungen, diverse persönliche Gegenstände waren mit vorgehaltener Waffe geraubt worden. Verletzte gab es auch hier glücklicherweise nicht.

Einen großen Effekt hatte die erhöhte Polizeipräsenz an der mitten im Armenviertel gelegenen Rennstrecke offenbar nicht, wie die Folge-Übergriffe klar zeigen. "Wir müssen die Sicherheit für die Teams verbessern. Was dieses Jahr passiert ist, ist ganz klar inakzeptabel. Es ist ein fantastisches Rennen mit einer fantastischen Atmosphäre und wir müssen einen Weg finden, dass die Sicherheit aller gewährleistet ist", stellte der Sport-Boss der Formel 1, Ross Brawn, bei Sky klar.

Sao Paulos Kampf gegen Kriminalität bei Formel 1

Wirklich neu sind die Probleme mit der Kriminalität in Brasilien nicht. DIE Fahrer werden schon seit Jahren teilweise in gepanzerten Fahrzeugen an die Strecke gebracht. Vor einigen Jahren wurde Jenson Button Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls. Der Formel-1-Weltmeister von 2009 kam mit dem Schock und einem Sachschaden davon.

Auch beim Comeback in Mexiko City im Jahr 2015 gab es große Sicherheitsbedenken. Im vergangenen Jahr gab es dort ebenfalls einen Zwischenfall mit Mercedes-Teammitgliedern. Der Bereich rund um die Strecke ist dort - im Gegensatz zu Sao Paulo - allerdings sehr gut von der Polizei bewacht.