Startplatz fünf beim Singapur GP ist für Mercedes-Pilot Lewis Hamilton das zweitschlechteste Qualifying-Ergebnis der Formel-1-Saison 2017. Nur in Monaco qualifizierte sich der WM-Leader noch schlechter. Dabei sah es für Hamilton bis zum letzten Qualifikationsabschnitt noch ganz ordentlich aus. Im Q2 lag der Brite nur etwas mehr als zwei Zehntel hinter der Bestzeit.

Im finalen Qualisegment allerdings fehlten Hamilton als Fünftem satte sechs Zehntelsekunden auf Polesetter Sebastian Vettel. "Ich weiß nicht, wie sie einen so großen Sprung machen konnten in Q3", rätselt Hamilton. Ein Fehler unterlief dem WM-Leader nicht: "Meine Runden waren so gut, wie sie nur sein konnten."

Dass sich das Bild im Rennen drastisch ändern wird, daran glauben nur wenige. "Unser Auto ist hier nur das drittschnellste Auto", muss Mercedes Motorsportchef Toto Wolff eingestehen. "Das Qualifikationsergebnis ist der Worst Case, weil Lewis' Hauptrivale in der Meisterschaft auf Pole steht, aber wir sind da, wo unsere Pace ist."

Kann Mercedes auf Soft-Reifen punkten?

Obwohl Überholen auf dem Marina Bay Street Circuit so gut wie unmöglich ist, glaubt Hamilton trotzdem noch an seine Chance. "Der Start ist eine Möglichkeit, hier Plätze gut zu machen", so Hamilton. Doch der Sprint zur ersten Kurve ist mit 301,2 Metern von Pole nicht besonders lang.

"Und es gibt die Strategie, man kann hier einen Overcut oder einen Udercut versuchen", hofft Hamilton. Tatsächlich könnte Mercedes hier noch ein Ass im Ärmel haben. Erneut sah es so aus, als könnte Mercedes auf dem Soft-Reifen deutlich mehr Rundenzeit herausholen als die Konkurrenz.

Bei einer Einstopp-Strategie müssen die meisten Teams wohl von Ultrasoft auf Supersoft wechseln, weil der Performance-Unterschied zwischen Supersoft und Soft zu groß wäre. Mercedes kann sich den Soft-Reifen nach den Erfahrungen am Freitag erlauben. Weil eine Einstopp-Strategie laut Pirelli genau an der Grenze ist, könnte sich der haltbare Reifen am Ende auszahlen.

"Diese zwei Möglichkeiten habe ich sicher und dann gibt es da vielleicht noch eine dritte", hofft Hamilton. "Das Safety-Car." Auf keiner Strecke ist die Safety-Car-Wahrscheinlich so hoch wie in Singapur. In allen neun bisherigen GPs in Singapur musste Bernd Mayländer mindestens einmal ausrücken.

Hamilton und Wolff hoffen auf Red Bulls Hilfe

Unter normalen Umständen wird es aber für Mercedes schwierig, Ferrari und Red Bull anzugreifen. Muss Toto Wolff dann ausgerechnet für den Erzrivalen Red Bull Daumen drücken? "Wenn Max oder Daniel gewinnen, wäre es in der Meisterschaft zumindest Schadensbegrenzung", muss Wolff zugeben.

"Aber man kann das bei Red Bull ja nicht pauschalisieren, es gibt dort auch Leute, mit denen ich ganz gut auskomme", sagte er in Richtung deren Motorsportberater Dr. Helmut Marko, der damit wohl nicht gemeint sein dürfte. Auch Hamilton hofft insgeheim auf Schützenhilfe im wahrsten Sinne des Wortes von Red Bull: "Sebastian startet neben Verstappen, am Start kann also alles passieren."