Ohne Cockpits bei Ferrari und Mercedes sind die Alternativen zum kränkelnden McLaren-Team für Fernando Alonso rar gesät. Die besten Chancen auf eine Rückkehr an die Spitze der Formel 1 dürfte er beim Werksteam von Renault haben, mit dem er 2005 und 2006 seine beiden WM-Titel feierte. Managing Director Cyril Abiteboul hat jedoch seine Bedenken, was eine dritte Ehe mit dem temperamentvollen Spanier angeht.

"Er hat seine eigene Dynamik. Ich denke, er will dringend zurück in eine Position, in der er wieder um Weltmeisterschaften kämpfen kann", so der Franzose gegenüber Autosport. Renault hat ins Auge gefasst, nach einer umfangreichen Aufbauphase ab 2020 WM-fähig zu sein. Beim französischen Team würde sich Alonso aller Wahrscheinlichkeit nach also wieder nur auf den Rängen hinter den Top-Teams wiederfinden.

"Wir wissen, dass wir eine gewisse Zeit brauchen um ein Auto zu haben, das diese Möglichkeiten bietet. Was ich also auf keinen Fall haben will, ist ein frustrierter Fernando in einem Renault. Das ist ganz klar", fügt Abiteboul an. Den zweimaligen Weltmeister, der zwischen 2003 und 2006 sowie 2008 und 2009 für Renault fuhr erneut zu verpflichten, hätte laut Renault-Berater Alain Prost durchaus seinen Reiz.

"Was Fernando angeht - er war vor über zehn Jahren Weltmeister mit Renault. Es wäre also eine große Ehre für uns, ihn im Team zu haben", so die französische Formel-1-Legende. Prost weiß jedoch wie der Rest von Renaults Chefetage, dass die Ansprüche des Star-Piloten wohl höher als Renaults Etappenziele auf dem Weg zurück an die Spitze sind: "Auf der anderen Seite wissen wir alle, dass er sofort gewinnen will - und ich denke nicht, dass wir ihm sofort ein siegfähiges Auto geben können:"

Nostalgie schön und gut, aber Alonso nur wegen der schönen Erinnerungen ein drittes Mal zu verpflichten, ist auch für Abiteboul nicht der richtige Weg: "Die Dinge müssen kompatibel sein, damit es eine erfolgreiche Zusammenarbeit wird. Es funktioniert nicht nur, weil es irgendwann in der Vergangenheit schon einmal erfolgreich gewesen ist."

Fernando Alonso feierte mit Renault seine größten Erfolge in der Formel 1, Foto: Sutton
Fernando Alonso feierte mit Renault seine größten Erfolge in der Formel 1, Foto: Sutton

Honda sah keinen Defekt an Alonsos Spa-Motor

Renaults Sorge, ein ungeduldiger Alonso könnte für Unruhe im Team sorgen, besteht nicht ohne Grund. McLaren muss sich in der desaströsen Saison 2017 beinahe permanent mit sehr offenherziger Kritik Alonsos auseinandersetzen. Der Spanier macht keinen Hehl daraus, dass er mit dem Paket der britisch-japanischen Allianz nicht glücklich ist. Was bei den Zuschauern zur allgemeinen Erheiterung führt, ist für das Team alle andere als einfach zu handhaben.

Zu verbalen Nadelstichen gegen Motorlieferant Honda gesellen sich auch immer wieder Spekulationen darüber, dass Alonso in gewissen Situationen die Arbeit verweigert. In Spa erlebte er wieder einmal auf besonders schmerzhafte Art und Weise, dass er mit dem McLaren auf verlorenem Posten steht. Nach einem guten Start wurde er sukzessive aus den Punkterängen durchgereicht. In der 26. Runde stellte Alonso seinen Boliden ab.

Zuvor hatte er im Funk von einem Leistungsverlust berichtet. Eigentlich nichts Ungewöhnliches bei der Defekt-Häufigkeit des Honda-Aggregats. Honda-Chef Yusuke Hasegawa konnte den Defekt nach dem Rennen jedoch nicht bestätigen: "Er funkte, dass er glaubte ein Problem zu haben. Obwohl wir in den Daten nichts sehen konnten, entschieden wir uns das Auto vorsichtshalber abzustellen."

Nachdem sich Alonso vorher ausgiebig über die schlechte Performance beschwert hatte und ihm sein Renningenieur obendrein auch noch die Hoffnung auf einen Regenschauer nahm, wurden abermals Vermutungen laut, der Spanier könnte seinen MCL32 kurzerhand aus Frustration an die Box gesteuert haben. Der 36-Jährige widersprach dem in Belgien jedoch: "Ich musste leider ranfahren, weil das Auto keine Leistung mehr hatte."