Lewis Hamilton hat den nächsten Meilenstein in seiner Formel-1-Karriere erreicht. Der Mercedes-Pilot sicherte sich im Qualifying zum Belgien Grand Prix die Pole Position. Mit seiner 68. Pole zog er in Spa in dieser Kategorie mit Rekordweltmeister Michael Schumacher gleich. Sohn Mick fährt am Sonntagmittag eine Ehrenrunde in Schumachers Benetton, mit dem er 1994 seine erste Weltmeisterschaft gewann.

Für seine Pole erhielt Hamilton eine besondere Geste von Ross Brawn, Schumachers früherem Superhirn. Der heutige Technikchef von Liberty Media zum dreifachen Weltmeister: "Ich überbringe dir eine besondere Botschaft im Namen von Corinna und Michael: Sie wollen dir gratulieren, dass du Michaels Rekord eingestellt hast. Er hat gesagt, dass Rekorde da sind, um gebrochen zu werden. Gratulation, super gemacht."

Hamilton: Schumacher einer der Größten

Hamilton freute sich über die Nachricht des verletzten Rekord-Champions und dessen Familie. "Ich bete für Michael und seine Familie", sagte er. "Ich hatte das Privileg, mit ihm fahren zu können im Kart in Kerpen und auch in der Formel 1. Ich habe ihn immer bewundert. Es ist eine Ehre für mich, mit ihm dort oben zu stehen. Er ist einer der Größten aller Zeiten."

Hamilton pulverisierte den Streckenrekord auf dem Ardennenkurs mit einer 1:42.553 im Q3. Damit unterstrich der Brite den Favoritenstatus von Mercedes, die in Spa mit einem überarbeiteten Motor starten. Nachdem es in den vorangegangenen Sessions meist eng zugegangen war, ließ Hamilton am Samstag nichts anbrennen und beide Ferrari hinter sich.

Vettel: Neuer Vertrag und Startplatz zwei

Sebastian Vettel fuhr auf den zweiten Startplatz mit einer 1:42.795 - 0,242 Sekunden Rückstand auf Spitzenreiter Hamilton. Der Ferrari-Star, der seinen Vertrag am Vormittag bis 2020 verlängert hatte, übernahm im letzten Moment den zweiten Platz von Valtteri Bottas und profitierte dabei von Kimi Räikkönens Windschatten auf der letzten Runde.

Räikkönen, der schon viermal in Spa gewinnen konnte, musste sich mit dem vierten Startplatz zufrieden geben. Der Finne beschwerte sich während des gesamten Qualifyings über Vibrationen am Heck seines Autos. Im Q3 brach er seine letzte Runde ab und gab Teamkollege Vettel Windschatten.

Max Verstappen gelang es vor quasi heimischer Kulisse nicht, Mercedes oder Ferrari zu knacken. Platz fünf für den Red-Bull-Piloten, der in den ersten beiden Qualifying-Runden Anstalten gemacht hatte, in die zweite Startreihe zu fahren. Teamkollege Daniel Ricciardo komplettierte die dritte Reihe.

Nico Hülkenberg wurde Siebter. Bitter lief es unterdessen für Jolyon Palmer, der seinen Renault-Teamkollegen im Qualifying ausnahmsweise einmal im Griff hatte. Im Q3 fiel der Brite früh wegen eines Getriebeschadens aus. Sergio Perez und Esteban Ocon fuhren auf die Plätze acht und neun.

Das sagen Hamilton, Vettel & Bottas zum Qualifying

Lewis Hamilton: "Ich kann es nicht glauben. Ein großes Dankeschön ans Team, die haben einen tollen Job gemacht. Vor den Ferrari zu stehen, ist ein super Gefühl. Das ist eine meiner Lieblingsstrecken und jetzt so eine Runde zusammenzubekommen, ist ein Traum. Ich habe den besten Job auf der Welt!"

Sebastian Vettel: "Es lief gut. Zwischenzeitlich war das Gefühl ein bisschen weg und das Auto vorne etwas leicht. Das habe ich besonders im zweiten Sektor gespürt. In schnellen und mittelschnellen Kurven hat das Auto nicht richtig reagiert. Ich hatte ein bisschen Glück, weil Kimi seine Runde abbrechen musste und mir Windschatten gegeben hat. Das war wichtig, um den zweiten Platz zu holen."

Valtteri Bottas: "Eine erste Mercedes-Reihe wäre natürlich schöner gewesen, trotzdem ist es ein guter Startplatz. Ich hatte die Pole vor Augen, aber Lewis hat am ganzen Wochenende einen perfekten Job gemacht. Ich habe aus irgendeinem Grund Probleme. Ich weiß auch nicht, warum ich nicht rankomme. Ich habe dieses Jahr meinen ersten Sieg geholt, jetzt will ich mehr. Das bleibt meine Mission für morgen."

Qualifying - Session 3
Zwischenfälle: Getriebeschaden bei Palmer
Top-5: Hamilton, Vettel, Bottas, Räikkönen, Verstappen

Das war Q2: Keine Strategiespielchen in Spa: Alle Fahrer gingen im Q2 mit den Ultrasoft-Reifen auf die Strecke. Lewis Hamilton sicherte sich erneut die Bestzeit mit einem deutlichen Vorsprung von 0,322 Sekunden vor Valtteri Bottas. Kimi Räikkönen hatte fast acht Zehntel Rückstand, Max Verstappen platzierte sich ein weiteres Mal als Vierter vor einem der beiden Ferrari. Fernando Alonso nutzte auf seiner letzten Runde den Windschatten von McLaren-Teamkollege Stoffel Vandoorne, beschwerte sich aber wenig später über einen Power-Verlust. Der Spanier fiel als Elfter raus, weil sich Nico Hülkenberg auf seinem letzten Run auf P9 verbesserte. Renault-Teamkollege Jolyon Palmer war als Siebter erneut schneller als der Deutsche.

Qualifying - Session 2
Zwischenfälle: Power-Verlust bei Alonso, Vibrationen bei Räikkönen
ausgeschieden: Alonso, Grosjean, Magnussen, Sainz, Vandoorne
Top-5: Hamilton, Bottas, Räikkönen, Verstappen, Vettel

Das war Q1: Mercedes und Ferrari konnten es sich leisten, die erste Runde auf den Supersoft-Reifen zu absolvieren - Red Bull setzte schon im Q1 auf die schnelleren Ultrasoft-Mischungen. Ganz bitter verlief der Auftakt für Williams, für Felipe Massa und Lance Stroll war nach dem Q1 Feierabend. Sauber war schon das gesamte Wochenende völlig abgeschlagen vom Rest des Feldes, daran änderte sich für Marcus Ericsson und Pascal Wehrlein auch im Qualifying nichts. "Ich hatte überhaupt keinen Grip in den schnellen Kurven", sagte Wehrlein, der während der Session ein Teil an seinem Auto verloren haben soll.

Qualifying - Session 1
Zwischenfälle: Keine
ausgeschieden: Massa, Kvyat, Stroll, Ericsson, Wehrlein
Top-5: Hamilton, Vettel, Verstappen, Räikkönen, Bottas

Die Strafen: Gibt es einige. Das prominenteste Opfer ist Felipe Massa, der im Sonntagsrennen fünf Plätze zurück muss. Der Williams-Pilot war im 3. Training am Samstagmorgen unter Doppel-Gelb zu schnell unterwegs - dafür gab es obendrein drei Strafpunkte für den Brasilianer, der den Trainings-Freitag wegen eines Unfalls verpasst hatte. Stoffel Vandoorne erhält in Folge eines Getriebewechsels sowie einiger neuen Motorenteile gleich 65 Strafplätze. Die beiden Sauber-Piloten Pascal Wehrlein und Marcus Ericsson werden wegen Getriebewechseln ebenfalls um je fünf Positionen nach hinten versetzt. Daniil Kvyat muss nach dem Tausch einiger Elemente seiner Power Unit 20 Plätze nach hinten.

Die Analyse: Mercedes hat sich mit dem neuen Motor zur Pole gepowert und seinen Favoriten-Status in Spa untermauert. Vettel kam mit seinem letzten Run zwar näher an Hamilton heran als erwartet, profitierte dabei aber von Räikkönens Windschatten. Sonst wäre der Abstand wohl zwei Zehntel größer gewesen. Die Silberpfeile gehen also als Favorit ins Rennen. Spannend wird die Frage nach der Reifen-Performance, nachdem die Spitzengruppe geschlossen auf den relativ fragilen Ultrasofts starten wird. Vettels Longruns am Freitag haben Mercedes beeindruckt - reicht das für den nächsten Sieg?