In den belgischen Ardennen kehrt die Formel 1 aus ihrer Sommerpause zurück. Noch neun Rennen stehen in der Saison 2017 auf dem Programm. Nach dem Belgien GP geht es für die Königsklasse weiter nach Italien, ehe die Europa-Saison endet und mit der Übersee-Tour in Asien und Amerika das große Finale eingeläutet wird. Neun Rennen, drei Kontinente - und zahlreiche Brennpunkte für den Rest der Saison. Motorsport-Magazin.com blickt auf die wichtigsten Themen für die letzten Rennen.

Brennpunkt 1: Titelkampf nimmt Fahrt auf

An der Spitze nimmt der Druck zu, Foto: LAT Images
An der Spitze nimmt der Druck zu, Foto: LAT Images

In Belgien startet die zweite Hälfte der neuen Saison, und allmählich nimmt der Titelkampf so richtig Fahrt auf. Sebastian Vettel hat vor dem Belgien GP 14 Punkte Vorsprung auf Lewis Hamilton, 19 weitere Zähler dahinter folgt Valtteri Bottas. Die Eindrücke aus den letzten Rennen vor der Sommerpause mit einem starken Bottas lassen auf einen Dreikampf bis zum Saisonende hoffen.

Beim Blick auf die kommenden Rennen dürfte Mercedes sich jedoch die Hände reiben. In Belgien und eine Woche später beim Ferrari-Heimspiel in Monza warten Highspeed-Strecken, die vor allem Motorleistung verlangen. Und auch wenn die Scuderia extrem aufgeholt hat, so haben die Silberpfeile noch ein paar Pferdchen mehr im Heck, besonders im Qualifying.

Danach jedoch wartet mit Singapur wiederum ein Kurs, der so etwas wie Mercedes' Achillesferse ist. Die Strecke dort gehört zu den winkligeren Kursen, die dem kürzeren Ferrari in dieser Saison bislang entgegenkamen. Mit Mexiko, Abu Dhabi oder auch Japan warten aber noch weitere Highspeed-Kurse, die Mercedes in die Karten spielen sollten. Entscheidend für ein spannendes Saisonfinale dürfte jedoch neben den Strecken noch ein anderer Punkt werden.

Brennpunkt 2: Das Entwicklungsrennen

Bleiben Ferrari und Mercedes auf Augenhöhe?, Foto: LAT Images
Bleiben Ferrari und Mercedes auf Augenhöhe?, Foto: LAT Images

Und zwar die Frage, welchem der beiden Teams es gelingt, das jeweils andere im Entwicklungsrennen zu besiegen. Mercedes und Ferrari haben beide genug finanzielle Ressourcen, um das Auto stets weiterzuentwickeln. Entscheidend ist die Arbeit im Werk. Und hier verstand es Mercedes in der Vergangenheit immer wieder, das eine oder andere Zehntel zusätzlich zu finden. Wenngleich sie in den vergangenen Jahren auch keine echte Konkurrenz fürchten mussten.

In diesem Jahr sitzt ihnen Ferrari im Nacken, die rote Göttin liegt quasi auf allen Strecken hervorragend. Der Silberpfeil dagegen verhielt sich eher wie eine "Diva", so wurde sie intern bereits betitelt. Besonders im Umgang mit den Reifen zeigte der Bolide Schwächen. Mercedes tat sich extrem schwer, das Arbeitsfenster der Pneus zu treffen. In den letzten Rennen vor der Sommerpause gelang dies aber schon deutlich besser. In den fünf Rennen nach dem Monaco GP gelang Ferrari nur ein Sieg, Mercedes aber deren drei. Die Entscheidung über den WM-Titel könnte also nicht nur auf der Strecke fallen, sondern ebenso in den Fabriken in Maranello respektive Brackley.

Brennpunkt 3: Schafft Red Bull den Anschluss?

Bei Red Bull zeigte die Formkurve zuletzt nach oben, Foto: Sutton
Bei Red Bull zeigte die Formkurve zuletzt nach oben, Foto: Sutton

Die Erwartungen Red Bulls haben sich bislang überhaupt nicht erfüllt. Vom Kampf um die WM ist man in diesem Jahr sogar weiter entfernt als 2016. Das neue Reglement hat nicht die erhoffte Wirkung erzielt, mögliche Erklärungen gibt es viele - vom Motor bis hin zum vor der Saison verbotenen Aufhängungssystem. Zudem lieferte der Windkanal nicht jene Daten, die auf der Strecke für eine Besserung gesorgt haben.

Doch inzwischen geht es auch bei Red Bull voran. Seit dem Spanien GP stand etwa Daniel Ricciardo fünfmal in Folge auf dem Podium, darunter der - wenn auch nicht ganz aus freien Stücken herausgefahrene - Sieg in Aserbaidschan. Max Verstappen dagegen erlebt eine Seuchensaison mit regelmäßigen Ausfällen in bester Position. In Ungarn schoss er seinen Teamkollegen ab und kassierte eine Strafe, die ihn weit zurückwarf, um dann doch noch fast auf das Podium zu fahren. Die große Frage daher: Kann Red Bull den direkten Anschluss an Mercedes und Ferrari in dieser Saison noch schaffen und damit aus eigener Kraft um Siege fahren?

Brennpunkt 4: Wer wird Best of the Rest?

Force India dominiert das Mittelfeld, Foto: Sutton
Force India dominiert das Mittelfeld, Foto: Sutton

Hinter den Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull tobt der Kampf um die Spitze des Mittelfeldes. Aktuell scheint Force India dort auf und davon zu sein. 101 Punkte bedeuten 60 (!) Zähler Vorsprung auf Williams. Wie schon im Vorjahr erweist sich das britisch-indische Team als Abstauber Nummer eins, die Fehler der Konkurrenz werden dank der eigenen Performance und Fehlerlosigkeit ausgenutzt. Platz vier und damit die Egalisierung der bislang besten WM-Platzierung der Teamgeschichte scheinen fast sicher.

Dahinter geht es sehr eng zu. Von Williams auf Rang fünf bis Renault auf Platz acht sind es gerade einmal 15 Zähler Unterschied. Renault kämpft mit dem Problem, dass Jolyon Palmer bislang keine Punkte holt. Die Rangordnung verschiebt sich dabei von Wochenende zu Wochenende. Dabei geht es um weit mehr als um die Statistik: Jede bessere Platzierung in der Endabrechnung der Konstrukteurs-WM sorgt für Zusatzeinnahmen in Millionenhöhe.

Brennpunkt 5: Der Gegner im eigenen Stall

In Ungarn krachte es zwischen den Red Bulls, Foto: Sutton
In Ungarn krachte es zwischen den Red Bulls, Foto: Sutton

All jene Fahrer, die zu diesen Mittelfeld-Teams zählen und wenig Aussichten auf Podien oder gar Rennsiege haben, gehen vor allem mit einem Ziel in die letzten Rennen der Saison: das teaminterne Duell für sich zu entscheiden. Bekanntermaßen ist der Teamkollege der erste Gegner, den es zu schlagen gilt. In Teams wie Renault ist die Situation klar, Jolyon Palmer verlor bislang als einziger Fahrer im Feld alle Qualifying-Duelle gegen seinen Teamkollegen. Bei Force India dagegen geht es ganz eng zu zwischen Sergio Perez und Esteban Ocon.

Und auch bei den Top-Teams ist noch nicht alles geklärt. Valtteri Bottas hält sehr gut mit Lewis Hamilton mit, der Finne ist im WM-Kampf dabei. Und bei Red Bull gab es zuletzt Aufregung um Max Verstappen und Daniel Ricciardo. In Ungarn schoss der Niederländer seinen australischen Stallgefährten ab, es gab harte Worte von Ricciardo, dem dadurch ein Top-Resultat durch die Lappen ging. Es wird spannend zu sehen sein, wie sich diese Situation in den kommenden Rennen darstellt.

Brennpunkt 6: Casting für 2018 läuft

Noch immer sind einige Cockpits für die Formel-1-Saison 2018 frei. Bei Ferrari verlängerte ganz aktuell Kimi Räikkönen seinen Vertrag, andere Fahrer wie Sebastian Vettel und Fernando Alonso haben - zumindest offiziell - noch keinen neuen Vertrag unterschrieben. Während Vettel wohl so gut wie sicher bei Ferrari bleibt, will Alonso bei McLaren seine sportliche Perspektive für kommende Saison abklären. Der zweite Teil der Saison dient für einige Fahrer mit weniger prominenter Laufbahn zudem als Casting für ein neues oder auch bestehendes Cockpit.