Nach dem kurzen Abstecher nach Kanada ist die Formel 1 nun zu Gast in Aserbaidschan. Zum zweiten Mal wird in den Straßen der Hauptstadt Baku ein Rennen veranstaltet. Die Ausgangslage in der WM verspricht weiterhin große Spannung. Gelingt Ferrari nach der Niederlage von Kanada ein Comeback? Oder hat Mercedes die Probleme nun endgültig verstanden und legt die altbekannte Dominanz wieder an den Tag? Motorsport-Magazin.com liefert die Team-für-Team-Vorschau.

Wissenswertes über den Baku GP (00:52 Min.)

Mercedes in Aserbaidschan: Stunde der Wahrheit

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Mercedes111135306
Lewis Hamilton 0000100
Valtteri Bottas000080

  • Probleme: Immer noch Zweifel
  • Zielsetzung: Schwung aus Kanada mitnehmen
  • Wolff: "Es war eine große Genugtuung, zu sehen, wie all die Analysen, die wir nach Monaco angestellt haben, sich in Kanada so gut ausgewirkt haben."

In Kanada zeigten Mercedes und ganz besonders Lewis Hamilton die altbekannte Dominanz der letzten Jahre. Die Probleme aus den Rennen zuvor schienen wie weggeblasen, der Ultrasoft funktionierte wie am Schnürchen. Und doch existieren Fragezeichen, denn bis ins allerletzte Detail wurden die Probleme nicht gelöst. Der lila Reifen kommt in Baku zwar nicht zum Einsatz, dafür sind Hamiltons Erinnerungen an den Kurs nicht die besten. Im vergangenen Jahr crashte er im Qualifying und kämpfte im Rennen rundenlang mit Problemen, bei deren Lösung ihm das Team wegen des damals noch bestehenden Funkverbots nicht helfen durfte. Nur Platz fünf stand am Ende für den Briten zu Buche, ein Nackenschlag im WM-Kampf. Auf eine derartige Wiederholung dürfte er gerne verzichten wollen.

Form-Check: Mercedes scheint zurück zu sein, doch Zweifel bleiben bestehen.

Lewis Hamilton dominierte in Kanada, Foto: Sutton
Lewis Hamilton dominierte in Kanada, Foto: Sutton

Ferrari in Aserbaidschan: Den Blick nach vorne richten

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Ferrari0001300
Sebastian Vettel0001180
Kimi Räikkönen0000120

  • Probleme: Psychologischer Tiefschlag in Kanada
  • Zielsetzung: Zurückschlagen
  • Vettel: "Wenn das hier jetzt ein Hin war, dann ist Baku hoffentlich wieder ein Her."

Abhaken und weiter geht's - so lautet die Devise bei Ferrari nach dem Kanada GP. Sebastian Vettel musste bereits früh die Segel im Kampf um den Sieg streichen, nach einem Frontflügelwechsel war Rang vier noch Schadensbegrenzung. Kimi Räikkönen ereilten kurz vor Rennende technische Probleme. Psychologisch war der Kanada GP ein Nackenschlag für Ferrari, doch Vettel führt die WM weiterhin an und wie stark der Ferrari in Kanada im Rennen wirklich gewesen wäre, ist nicht nachzuvollziehen. Im vergangenen Jahr kam der Deutsche mit einem schlechteren Auto in Baku auf das Podium. So schlecht also sieht es bei genauerem Hinsehen gar nicht aus.

Form-Check: Die Pleite von Kanada sollte aus den Köpfen raus, dann ist in Baku der Kampf um den Sieg drin.

Sebastian Vettel jagte in Kanada das halbe Feld, Foto: Sutton
Sebastian Vettel jagte in Kanada das halbe Feld, Foto: Sutton

Red Bull in Aserbaidschan: Force India im Blick

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Red Bull0000100
Daniel Ricciardo 000060
Max Verstappen000040

  • Probleme: Wenig Power und verpasste Chancen
  • Zielsetzung: Mithalten
  • Verstappen: "Ich hatte zuletzt sehr viele Enttäuschungen. Das gehört wohl zum Racing dazu. Aber manchmal habe ich genug davon."

Der Zug der beiden Top-Teams ist abgefahren, für Red Bull kann es in dieser Saison nur noch darum gehen, vereinzelt für Glanzlichter zu sorgen. In Baku stehen die Chancen dafür ziemlich schlecht. Die Strecke mit ihrer extrem langen Geraden kommt dem Auto nicht entgegen, im vergangenen Jahr reichte es nur zu den Plätzen sieben und acht. Der Blick bei Red Bull sollte sich daher eher Richtung Force India gehen, denn in drei der letzten vier Rennen sammelte das britisch-indische Team mehr Zähler im Rennen, als Red Bull. In Kanada zuletzt musste sich Daniel Ricciardo heftigen Angriffen von Sergio Perez erwehren. In Baku könnte sich das fortsetzen.

Form-Check: Red Bull muss den Blick eher nach hinten richten.

Daniel Ricciardo feierte das Podium in Montreal mit seinem Shoey, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo feierte das Podium in Montreal mit seinem Shoey, Foto: Sutton

Force India in Aserbaidschan: Angriff auf das Podium?

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Force India0001170
Sergio Perez0001150
Esteban Ocon------

  • Probleme: Teaminterner Streit nach Kanada
  • Zielsetzung: Stellung fixieren
  • Fernley: "Es gibt Positives und Negatives, was da passiert ist."

Force India ist das Team der Stunde. Vom Rest des Mittelfeldes hat man sich abgesetzt, Red Bull ist in Schlagdistanz. Einzig teamintern könnte es nach dem Kanada GP etwas brodeln, als sich Sergio Perez und Esteban Ocon derart uneinig waren, dass Sebastian Vettel an beiden vorbeikam. Verschenkte Punkte, denen Robert Fernley aber nicht weiter nachtrauerte. Vielmehr war man sich der besonderen Situation bewusst. Der im Vorjahr erreichte vierte Platz bei den Konstrukteuren wurde manifestiert. Und mit dem Kurs in Baku wartet nun eine Strecke, auf der man im Vorjahr einen Podestplatz feiern durfte. Der Status als dritte Kraft zumindest in Aserbaidschan winkt.

Form-Check: Force India ist super drauf und kann Red Bull angreifen.

Bei Force India gab es teamintern Zoff, Foto: Sutton
Bei Force India gab es teamintern Zoff, Foto: Sutton

Toro Rosso in Aserbaidschan: Der Angststrecke trotzen

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Toro Rosso000000
Carlos Sainz 000000
Daniil Kvyat000000

  • Probleme: Keine Nennenswerten
  • Zielsetzung: Platz 5 verteidigen
  • Kvyat: "Unsere Qualifying-Pace war gut letztes Jahr. Es war schade, dass wir nicht ins Ziel gekommen sind."

Toro Rosso hat sich auf dem fünften Rang eingenistet und muss sich nun den Angriffen der Konkurrenz erwehren. In Baku war das Team im vergangenen Jahr im Qualifying gut unterwegs, doch im Rennen stand ein Doppelausfall zu Buche. Die lange Gerade an der Uferpromenade verlangt Power, die das Team im Vergleich zu Williams oder Haas nicht hat. Im engen Mittelfeld wird es eng für Toro Rosso, den "Nuller" aus Kanada vergessen zu machen.

Form-Check: Toro Rosso ist stark, in Baku aber wartet eine Herausforderung auf das Team.

Toro Rosso will in Baku Platz fünf verteidigen, Foto: Red Bull
Toro Rosso will in Baku Platz fünf verteidigen, Foto: Red Bull

Williams in Aserbaidschan: Wenn nicht dort, wo dann?

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Williams000090
Felipe Massa 000010
Lance Stroll------

  • Probleme: Zu wenig Punkte
  • Zielsetzung: In Baku an das Vorjahr anknüpfen
  • Lowe: "Felipe ist derzeit in Topform"

Williams wollte 2017 eigentlich vorne angreifen, das Gegenteil ist der Fall. Mitten im Mittelfeld muss das Team aus Grove um jeden Punkt kämpfen. In Kanada wurde Felipe Massa unschuldig aus dem Rennen geschossen, dafür sammelte Lance Stroll seine ersten Punkte in der Formel 1. Insgesamt aber war die Ausbeute der letzten vier Rennen zu schwach. Nun wartet jedoch eine Strecke, die dem Williams liegen sollte. Im vergangenen Jahr wurde Valtteri Bottas Sechster, Felipe Massa holte immerhin einen Zähler. Laut Paddy Lowe befindet sich der Brasilianer derzeit sogar in Topform. Gleichzeitig heißt das aber auch: Gelingt in Baku kein gutes Ergebnis, wird es finster bei Williams.

Form-Check: Baku muss der Wendepunkt werden, sonst hat Williams ein Problem.

Lance Stroll fuhr in Kanada erstmals Punkte ein, Foto: Sutton
Lance Stroll fuhr in Kanada erstmals Punkte ein, Foto: Sutton

Renault in Aserbaidschan: Palmer unter Druck

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Renault000000
Nico Hülkenberg 000020
Jolyon Palmer000000

  • Probleme: Hülkenberg auf sich alleine gestellt
  • Zielsetzung: Weiter Punkte sammeln
  • Abiteboul: " Fakt ist, dass Jo über ein Auto verfügt, das Punkte holen kann, und er muss in die Punkte kommen. Fertig."

Der Druck auf Jolyon Palmer steigt. Der Brite in Renault-Diensten ist weiterhin ohne Punkte und bekam nun öffentlich die Pistole auf die Brust gesetzt. Schreibt Palmer nicht bald Zählbares an, könnte sein Cockpit futsch sein. Nico Hülkenberg ist bei Renault momentan die einzig realistische Option auf Punkte. An Baku hat der Deutsche gute Erinnerungen, im vergangenen Jahr wurde er im Force India Neunter. Wie auch Toro Rosso liegt das Layout dem Renault-Boliden jedoch nicht, da extrem viel Power gefragt ist. Das galt aber auch für Kanada, und dort schaffte es Hülkenberg sogar auf Platz acht.

Form-Check: Alle Renault-Hoffnungen liegen auf Hülkenberg.

Nico Hülkenberg muss den Job von zwei Fahrern erledigen, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg muss den Job von zwei Fahrern erledigen, Foto: Sutton

Haas F1 in Aserbaidschan: Gerne mehr als nur ein Eichhörnchen

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Haas F1000000
Romain Grosjean0000090
Kevin Magnussen000000

  • Probleme: Keine Nennenswerten
  • Zielsetzung: Punkte - gerne auch mehr
  • Steiner: "Wir würden gerne mehr holen als nur Ein-Punkt-Resultate."

Mit dem Verschwinden der roten Farbe hat sich Haas zur grauen Maus der Formel 1 entwickelt, auch sportlich. Zwar fuhr man in dieser Saison bislang konstant in die Punkte, doch Ausreißer nach oben gab es keine. Daher ziert man aktuell auch das Ende des Mittelfeldes. Doch die Konstanz ist auch eine Stärke, denn grobe Schnitzer findet man bei Romain Grosjean und Kevin Magnussen selten. Beim kommenden Rennen in Aserbaidschan könnte dies eine Grundvoraussetzung sein, schließlich geht es an einigen Stellen der Strecke sehr eng zu. Im vergangenen Jahr blieben die Amerikaner ohne Punkte, das soll sich nun ändern.

Form-Check: Mit dem Eichhörnchen-Team Haas ist auch in Baku zu rechnen.

Haas würde gerne mehr als nur einen oder zwei Punkte pro Rennen holen, Foto: Sutton
Haas würde gerne mehr als nur einen oder zwei Punkte pro Rennen holen, Foto: Sutton

Sauber in Aserbaidschan: Wenig Chancen

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Sauber000000
Pascal Wehrlein 000000
Marcus Ericsson000000

  • Probleme: Weiterhin keine Pace
  • Zielsetzung: Motorendefizit ausgleichen
  • Wehrlein: "Ich freue mich sehr darauf, in Baku wieder ins Auto zu steigen."

Sauber kann in Baku wohl nur ein mittelschweres Wunder in die Punkte spülen. Die Form aus Spanien konnte man weder in Monaco, noch in Montreal wiederholen. Das Motorendefizit wird nicht geringer und fällt am kommenden Wochenende nochmals stärker ins Gewicht. Erstes Ziel muss es sein, den Anschluss an das Mittelfeld zu schaffen. Über Punkte braucht man vorher gar nicht reden.

Form-Check: Sauber ziert wohl wieder das Ende des Feldes

Bei Sauber läuft nicht alles rund, Foto: Sutton
Bei Sauber läuft nicht alles rund, Foto: Sutton

McLaren in Aserbaidschan: Was soll man noch sagen?

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
McLaren000000
Fernando Alonso000000
Stoffel Vandoorne------

  • Probleme: McLaren und Probleme? Google kennt nur 471.000 Treffer
  • Zielsetzung: Immer noch Punkte
  • Alonso: "Es ist kein Geheimnis, dass dieses Wochenende für uns schwierig wird."

Auch nach sieben Rennen steht McLaren weiterhin bei null Punkten. In Kanada sah für Fernando Alonso alles nach Platz zehn aus, ehe kurz vor Schluss mal wieder der Motor kaputt ging. In Baku wartet nun eine Strecke, die Power fordert und damit wenig Hoffnung macht bei McLaren. Zudem wartet auf Alonso wohl eine Strafe wegen eines nach dem Ausfall in Montreal notwendigen Motorwechsels. Der Spanier dürfte also wenig Chancen haben, endlich einen Punkt für das Team zu holen, selbst Ankommen kennt er in dieser Saison kaum. Vielleicht schlägt ja stattdessen die Stunde von Stoffel Vandoorne, der auch langsam mal ein gutes Resultat bräuchte.

Form-Check: Ein Rennen ohne Motorschaden wäre bereits ein Fortschritt.

Fernando Alonso sehnt sich nach einer Zielankunft, Foto: Sutton
Fernando Alonso sehnt sich nach einer Zielankunft, Foto: Sutton