Robert Kubicas überraschende Rückkehr ins Formel-1-Cockpit beim privaten Renault-Test in Valencia schlug in den vergangenen Wochen hohe Wellen. Zunächst hieß es, der Test war nur ein Geschenk vom Team an seinen ehemaligen Piloten. Wenig später bestätigten jedoch beide Seiten, dass Kubica sechs Jahre nach seinem verheerenden Rallye-Unfall physisch wieder bereit für die Königsklasse sei. Der Pole selbst zeigte sich in einem Interview mit dem polnischen Sportsender Eleven Sports weiterhin euphorisch. Es scheint so, als habe er seine Angst vor der Formel 1 vollständig abgelegt.

"Es hat sich herausgestellt, dass ein Formel-1-Auto zu fahren nicht so beängstigend ist, wie es schien", so der 32-Jährige, der in einem Lotus E20 des Jahrgangs 2012 ganze 115 Runden auf dem Circuit Ricardo Tormo absolvierte. Ein solches Pensum hatten weder er selbst noch Experten nach dem schrecklichen Rallye-Unfall im Winter 2011 für möglich gehalten. "Ich kann nun besser schlafen, denn ich weiß, dass ich ein Formel-1-Auto ohne Einschränkungen bewegen kann - schnell und konstant", freut sich Kubica.

Seit seinem Rallye-Unfall hatte sich Kubica auf der Rundstrecke an diversen Sportwagen und Prototypen und im Zuge seiner Vorbereitungen auf den F1-Test auch an einem GP3-Boliden versucht. Sein Fazit nach der Rückkehr in ein Formel-1-Cockpit klingt angesichts der einstigen Ungewissheit überraschend. "Ich kann sogar sagen, dass das F1-Auto eines der am einfachsten zu fahrenden Fahrzeuge war, die ich nach meinem Unfall bewegt habe", so Kubica. Wie gut er sich auf Anhieb fühlte, kam für ihn selbst unerwartet.

"Nach den ersten drei Runden hat es sich so angefühlt, als ob ich nicht länger als einen Monat pausiert hätte. Ich war geschockt, da es nach all den Jahren zunächst so viele Fragezeichen gab. Ich habe mich im Cockpit sehr gut gefühlt. Ich habe mich zuhause gefühlt." Das Wichtigste war für Kubica die Erkenntnis, den Anforderungen der Königslasse nach wie vor gewachsen zu sein: "Vor zwei Jahren haben mir die Leute nur geringe Chancen eingeräumt, wieder ein F1-Auto zu fahren. Aber ich bin zurückgekommen und habe es, so wie ich denke, mit Stil geschafft."

Kubica hat in Sachen Formel 1 wieder Blut geleckt, Foto: Renault
Kubica hat in Sachen Formel 1 wieder Blut geleckt, Foto: Renault

Kubica: Fühle mich fitter als vor zehn Jahren

Nachdem Kubica in seiner aktiven Zeit in der Königsklasse stets als Schwergewicht galt, das hin und wieder einige Kilos zugunsten der Performance abtrainieren musste, fühlt er sich heute sogar besser trainiert als damals. "Ich habe sehr viel an meiner körperlichen Verfassung gearbeitet. Ich war noch nie so fit. Selbst in meinen goldenen Jahren nicht, als ich noch in der Formel 1 angetreten bin", so der Pole.

Die Gewichtsprobleme von früher gehören der Vergangenheit an. Seine Fitness sei sogar besser als in dem Jahr, in dem er in Kanada seinen ersten und einzigen Grand-Prix-Sieg erringen konnte: "Mein Gewicht ist zum ersten Mal in meinem Leben wieder niedriger als 2008." Seine Ambitionen für eine Rückkehr in die Formel 1 scheinen durch den erfolgreichen Test und seine derzeitige Form zweifelsohne wieder einen Aufschwung zu erleben.

Kubica weiß um die Hoffnungen, die er damit bei seinen Fans schürt. "Ich weiß, dass die Vorstellungen und Erwartungen einiger Fans und Leute im Motorsport nach diesem Test einen Boost erhalten haben, aber es macht keinen Sinn, jetzt in zu große Euphorie zu verfallen", erklärt Kubica weiter, der in den Tagen nach dem Test bereits den Wunsch nach einer weiteren Fahrt in einem F1-Boliden durchklingen ließ. Dennoch: "In meinem Leben ist in den vergangenen sechs Jahren viel passiert und vieles in mir hat sich verändert."

Dass Kubica mit dem Thema Formel 1 nach Jahren der Wehmut noch nicht abgeschlossen hat, scheint offensichtlich. Wie seine motorsportliche Zukunft jedoch aussieht, will er zunächst offen lassen: "Ich werde daran arbeiten, das Ziel zu erreichen, das ich mir selbst gesetzt habe und von dem ich glaube, dass es in Reichweite liegt. Aber es ist zu früh, um zu sagen was es ist und ob es passieren wird. Ich bereite mich aber für die höchsten Ziele vor."