Erst angefressen und bockig, dann versöhnlich und kämpferisch und letztendlich happy: Lewis Hamilton durchlebte in Monaco so einige Aggregatzustände. Platz sieben sprang nach einem insgesamt desolaten Rennwochenende heraus. Es war Schadensbegrenzung und mehr, als sich der Mercedes-Pilot ausgerechnet hatte.

"Natürlich habe ich viele Punkte verloren", sagte Hamilton. "Aber ich sehe das Gesamtbild. Ich bin von Platz 13 gestartet, hätte einen Unfall oder Motorschaden haben können. Dann hätte ich gar keine Punkte geholt. Ich habe es so professionell wie möglich gemacht und nicht zu sehr gepusht. Ich bin zufrieden damit, wie ich die Zeit im Rennen genutzt habe, denn es war unmöglich, zu überholen."

Sieh es wie einen Ausfall

Es waren ungewöhnliche Töne, die Hamilton anschlug. Auch er dürfte wissen, dass Sebastian Vettel nach seinem Sieg im Fürstentum nun mit 25 Punkten Vorsprung in der Weltmeisterschaft führt. Der Silberpfeil-Herausforderer sah auch ein, dass es schwierig werde, diesen Rückstand aufzuholen. Vor allem angesichts der Ferrari, die bislang auf jeder Strecke stark und zuletzt sogar überlegen waren.

Doch offenbar war es Mercedes-Teamchef Toto Wolff gelungen, seinen Star bei Laune zu halten. Sicherlich kein einfaches Unterfangen nach einem Wochenende voller Ärger. "Wir haben heute Morgen besprochen, wie wir das Rennen angehen", sagte Wolff. "Ich habe Lewis gesagt: Sieh es wie einen Ausfall an, bei dem du aber noch ein paar Punkte holen kannst. Lieber zwei oder vier Punkte als gar keine. Die können am Ende den Unterschied ausmachen."

Monaco: Insgesamt ein desolates Wochenende für Lewis Hamilton, Foto: Sutton
Monaco: Insgesamt ein desolates Wochenende für Lewis Hamilton, Foto: Sutton

Das ungewöhnlichste Wochenende

Hamilton hielt sich an die Vorgabe. Genau genommen übertraf er sogar die interne Zielsetzung. Die Mercedes-Ingenieure hatten erwartet, dass Platz zehn das Maximum sein würde auf der Strecke, wo Überholmanöver kaum möglich sind. Am Ende hätte Hamilton den Kampf gegen Carlos Sainz um Platz sechs wagen können, doch das Risiko wollte er nicht eingehen: "Wenn ich es versucht und es nicht geklappt hätte, wären die Punkte weg gewesen. Und das wäre blöd."

Ähnlich blöd wie das Wochenende in Monaco aus Hamiltons Sicht. Auch am Rennsonntag kam der dreifache Weltmeister nicht gut auf den Ultrasoft-Reifen zurecht, musste im Auto regelrecht kämpfen. Wie schon in den Tagen zuvor, als auf der weichsten Pirelli-Mischung wieder einmal nicht viel funktionierte. "Seit ich beim Team bin, hat sich das Auto noch nie so ungewöhnlich angefühlt", sagte Hamilton.

Platz sieben als reine Schadensbegrenzung im Fürstentum, Foto: Sutton
Platz sieben als reine Schadensbegrenzung im Fürstentum, Foto: Sutton

Plötzlich das schnellste Auto

Trotzdem dehnte Mercedes seinen Ultrasoft-Stint bis zur 47. Runde aus, bevor Hamilton auf die Supersofts wechselte. Dann ging es plötzlich vorwärts. "Nach dem Boxenstopp hatten wir plötzlich das schnellste Auto da draußen - und das im defensiven Modus", meinte Wolff. "Man könnte sagen, dass Ferrari zu diesem Zeitpunkt runtergeschaltet hat, aber das haben wir auch. Lewis sagte, dass der Grip dann wieder da war. Warum das so ist, bleibt ein Mysterium."

Monaco hat aufgezeigt, dass der Mercedes weiter arge Probleme mit den Ultrasoft-Reifen hat - Hamilton jedenfalls. Er forderte sein Team eingehend auf, das Rätsel so schnell wie möglich zu lösen. In zwei Wochen geht es nach Kanada. Auch dort warten wieder die weichsten Mischungen auf die Formel 1. "Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass wir ein perfektes Auto haben", sagte Hamilton. "Es gibt einige Bereiche, in denen wir uns verbessern können."