Sein Job ist es, sich um den RS25 V10-Motor von Renault zu kümmern - doch wenn dann am Sonntag die zwanzig Motoren losheulen, ist er auch nur ein Racing-Fan wie jeder andere - und das Rennen auf dem Nürburgring hat es Denis Chevrier angetan: "Was für ein fantastisches Rennen! Wir wussten vor dem Start, dass wir bis in die letzten Runden angreifen müssten – uns war aber auch klar, dass wir in dieser Phase gegenüber den Gegnern den größten Vorteil besitzen würden. In den vergangenen Jahren waren die Rennen nach spätestens zwei Dritteln der Distanz praktisch entschieden. Heute läuft es dank der neuen Regeln manchmal umgekehrt."

Es geht um jene neuen Regeln, die von manchen wiederum als lebensgefährlich eingeschätzt werden - weil die Fahrer ihre Reifen nur dann wechseln dürfen, wenn diese beschädigt sind und diese Beschädigung auch nicht eindeutig definiert ist. Zudem verliert man bei so einem Reifenwechsel viel Zeit, weil er nicht im Rahmen des regulären Tankstopps passieren darf - und so zoomte sich Fernando Alonso an den führenden Kimi Räikkönen heran, der mit einem unrunden Vorderreifen auf Risiko setzte. Eine spektakuläre Show, ein spannender Krimi. Und ein Zwiespalt - wie so oft in der Formel 1: Das spannende Finale steht einem gefährlichen Unfall von Kimi Räikkönen gegenüber. Denis Chevrier sagt: "Fernando setzte Kimi Räikkönen im letzten Stint permanent unter Druck - und das hat sich letztlich ausgezahlt. Es war atemberaubend, dieses Rennen zu beobachten. So sollte jedes Rennen sein!"

Aber auch das Rennen von Giancarlo Fisichella war spannend - Chevrier: "Fisico fuhr gestern ein großartiges Rennen – er machte 14 Positionen gut, nachdem er aus der Boxengasse am Ende des Feldes gestartet war. Genau wie Fernando wusste auch er, dass er im letzten Renndrittel angreifen musste, um unsere Strategie optimal auszunutzen. Diese Aufgabe hat er perfekt gelöst." Fisichella belegte Platz 6.

Dass es wieder einmal der Wagen des Römers war, der technische Probleme bereitete, fällt auch dem Motorentechniker auf: "Bislang war das Glück nicht auf Fisicos Seite – aber wir arbeiten alle hart daran, um diese Serie zu beenden." Denn: "Tatsache bleibt, dass wir mit einem so hervorragenden Auto in der Konstrukteurswertung noch viel weiter vorne liegen sollten."

In Kanada werden Alonso und Fisichella mit den Nürburgring-Motoren antreten - für die Motorengehirne ist dieser Doppeleinsatz einer der schwierigsten im ganzen Jahr: "Absolut. Der Nürburgring gilt schon als relativ harte Motorenstrecke, und Montreal zählt zu den schwierigsten Kursen des Jahres. Auf dem 'Circuit Gilles Villeneuve' wechseln sich langsame Kurven mit langen Vollgaspassagen ab. Die durchschnittlichen Drehzahlen und der Volllastanteil liegen ungewöhnlich hoch und beanspruchen die V10-Triebwerke enorm."

Sorgen würde man sich aber nicht machen, versichert Denis Chevrier: "Die RS25-Motoren liefen in der Eifel perfekt, und sie sind schließlich auf diesen langen Lebenszyklus ausgelegt. Wir sind zuversichtlich, auch in Kanada wieder zu den Besten zu gehören."