Das Qualifying zum Russland GP 2017 hat historischen Wert. Nicht nur für Ferrari - zum ersten Mal seit dem Frankreich GP 2008 stehen zwei rote Boliden in der ersten Startreihe -, sondern auch für Mercedes. Es ist erst die vierte Qualifying-Niederlager in der Hybrid-Ära. Die Probleme von Sochi erinnern an die bislang bitterste Mercedes-Niederlage der letzten Jahre, den Singapur GP 2015. "Der Grund hier ist aber ein anderer", erklärt Mercedes Motorsportchef Toto Wolff.

Während Valtteri Bottas die Pole Position nur knapp verpasste und bei Addition seiner besten Sektorzeiten sogar auf Platz eins stehen würde, fuhr Hamilton chancenlos hinterher. Knapp sechs Zehntel fehlten dem Briten auf Pole-Setter Sebastian Vettel. "Ich habe einen Fehler gemacht in T13/T14, der hat mich alleine eine halbe Sekunde gekostet", erklärt Hamilton.

Bis zu diesem Zeitpunkt war auch Hamilton im Pole-Kampf, doch es war bei weitem nicht der einzige Fehler des Briten in Sochi. Das gesamte Wochenende kämpft Hamilton schon mit seinem Silberpfeil. "Am Freitag haben wir die Reifen nicht in das Fenster gebracht, heute hatten wir sie auf Temperatur. Wir haben über Nacht Änderungen vorgenommen und ich hatte heute ein anderes Auto, aber ich hatte Probleme mit dem Heck - zu wenig Grip."

Mercedes schneller, aber nicht schnell genug

"Wir haben gute Fortschritte im Vergleich zu unseren Gegnern gemacht, besonders mit Blick auf Ferrari", lobt James Allison, Technischer Direktor des Weltmeisterteams die Arbeit von Freitag auf Samstag. "Allerdings hat es nicht ganz gereicht, um eines unserer Autos in die erste Reihe zu bringen." Und hier hat Singapur 2015 Mercedes gelehrt: "Auch wenn die Probleme anders waren, wir haben uns wieder hingesetzt und die Daten genau analysiert. Den Schritt den wir jetzt gemacht haben von Freitag auf Samstag war groß, aber nicht groß genug."

Ebenfalls nicht groß genug war der Sprung von Q2 auf Q3 - sonst die Mercedes-Spezialität. Bottas fuhr im zweiten Qualifikationsabschnitt die schnellste Zeit von allen. Allerdings fuhr der Finne im entscheidenden Moment dann sogar etwas langsamer, während sich die Konkurrenz deutlich steigern konnte. Auch Hamilton fuhr im finalen Segment minimal langsamer. "Q2 fühlte sich stark an", bestätigt Wolff. "Aus irgendwelchen Gründen konnten wir unsere Rundenzeiten nicht mehr verbessern. Ob die Fahrer versucht haben, zu viel aus den Reifen herauszuquetschen oder ob es an den Aufwärmrunden lag, wissen wir noch nicht."

Q1 Q2 Q3
Vettel 1:34.493 1:34.038 1:33.194
Räikkönen 1:34.953 1:33.663 1:33.253
Bottas 1:34.041 1:33.264 1:33.289
Hamilton 1:34.409 1:33.760 1:33.767

Trotz der Änderungen über Nacht geht der einstige Dauersieger nicht besonders hoffnungsvoll in das Rennen. "Mein Longrun gestern war schrecklich", meint Hamilton. "Ich bin ja immer pessimistisch und war schon skeptisch, ob wir Rennen von der Pole gewinnen können, bei denen wir auch gute Longruns hatten", gesteht Wolff. "Anhand der bisher gesammelten Daten habe ich aber kein überwältigendes Gefühl."

Und auch der Start kann Hamilton vor dem Russland GP - den in drei Ausgaben dreimal Mercedes gewinnen konnte - nicht optimistisch stimmen: "Ich starte von der schmutzigen Seite der Startaufstellung. Somit habe ich mir für den Start keinen Gefallen getan." Allerdings dürfte den Briten zumindest der Weg bis zum ersten Bremspunkt gefallen, der ist in Russland so lange wie nirgends sonst.