Hamilton vs. Vettel: Das Duell geht in die nächste Runde (00:50 Min.)

Man muss in den Geschichtsbüchern der Formel 1 schon recht weit zurückblättern, um die letzte rein rote erste Startreihe zu finden. 2008 in Magny-Cours beim Großen Preis von Frankreich nahm die Ferrari letztmalig die erste Reihe beschlag, damals in Person von Kimi Räikkönen und Felipe Massa. Jetzt, rund neun Jahre später, erstrahlt die Spitze des Grids wieder in Rot - Sebastian Vettel sicherte sich in Sochi die Pole Position gefolgt von Räikkönen.

Mercedes vor Ferrari - ein Bild, das trügt, Foto: Sutton
Mercedes vor Ferrari - ein Bild, das trügt, Foto: Sutton

Nach der Vorstellung in den Freien Trainings kommt das Ergebnis nicht unerwartet, nach den bisherigen Qualifyings der Saison hingegen schon. Bislang gelang es nämlich Mercedes stets, dank Zusatz-Power in Q3 noch einmal zuzulegen und sich die beste Startposition zu sichern. Das gelang diesmal nicht, weder Valtteri Bottas noch der diesmal ausgesprochen fehleranfällige Lewis Hamilton vermochten es, die rote Phalanx zu durchbrechen.

Vettel schreibt Mercedes nicht ab

"Ich bin sicher, dass es morgen ein sehr, sehr hartes Rennen wird. Es wird sicher viel über den Speed entschieden, aber es kommt auch darauf an, mit den Reifen hauszuhalten", rechnet Sebastian Vettel trotz der starken Ferrari-Performance mit einem engen Rennen, in dem er Mercedes keineswegs chancenlos sieht. Tatsächlich bewegten sich die Scuderia und die Silberpfeile bei den Volltanktests am Freitag in etwa auf Augenhöhe, jedoch mit kleinen Vorteilen für Ferrari.

In Q2 sah es dabei so aus, als würde doch Mercedes die Oberhand behalten, Ferrari wies deutlichen Rückstand auf. "Wir haben zwei Fahrer, die nicht nur großartig, sondern auch clever sind", grinste Teamchef Maurizio Arrivabene, wohlwissend, dass Vettel und Räikkönen es betont langsam angehen ließen, um jene Reifen, mit denen sie ins Rennen starten müssen, zu schonen. Ein womöglich entscheidender Vorteil im ersten Stint des Grand Prix'.

Während bei Ferrari nach dem Qualifying Hochstimmung vorherrschte, zeigte man sich bei Mercedes zerknirscht. Zwar war es den Silberpfeilen gelungen, das Setup von Freitag auf Samstag deutlich zu verbessern, dass es dennoch nicht für die erste Startreihe reichte, zeigt jedoch, dass die Mercedes-Alleinherrschaft in der Formel 1 endgültig der Vergangenheit angehört.

Wissenswertes über den Russland GP (00:46 Min.)

Wolff rechnet mit Ferrari-Sieg

"Nein, das Gefühl habe ich nicht", meinte Motorsportchef Toto Wolff angesprochen darauf, ob Mercedes am Sonntag um den Sieg kämpfen kann. "Ich habe das Gefühl, dass es morgen über Ferrari gehen wird." Im Lichte der drei bisherigen Rennwochenenden, an denen Ferrari im Rennen gegenüber dem Qualifying stets noch zulegen könnte, vermutlich keine ganz unrealistische Einschätzung, wenngleich man sich an solche Worte aus dem Munde eines Mercedes-Verantwortlichen nach den Jahren der silbernen Dominanz erst einmal gewöhnen muss.

"Man konnte heute sehen, dass Ferrari schneller war. Am Ende war es eng, aber nicht eng genug", konstatierte Bottas, dessen Hoffnungen auf dem Start liegen - bekanntlich ist in Sochi der Weg zur ersten Kurve weit. "Es gibt viel Windschatten", weiß der Finne aus vergangenen Rennen, dass die zweite Startreihe beim Russland GP nicht die schlechteste Ausgangslage sein muss. "Ferrari war heute vorne, aber hoffentlich sind sie es morgen nicht mehr."

Für Hamilton ging eine stolze Serie zu Ende, letztmalig verpasste der Brite beim Belgien GP 2016 die Top-3 der Startaufstellung. "Ferrari hat großartige Arbeit abgeliefert. Ihre Rennpace sieht schnell aus und meine Renn-Runs waren gestern nicht besonders toll", hält sich die Zuversicht beim dreifachen Champion in Grenzen. Hamiltons Hoffnungen ruhen ebenso wie jene seines Teamkollegen auf den langen Geraden und dem vermeintlich besseren Top-Speed der Silberpfeile.

"Die Geraden sind lang - das sollte uns ein paar Möglichkeiten bieten, um nach vorne zu kommen. Das ist unser Ziel", betont der Brite. Ein Blick auf die Zahlen des Qualifyings nährt Hamiltons Zuversicht allerdings nicht unbedingt. Mit 331 km/h war Räikkönen schneller als Hamilton und Bottas, sodass Ferrari im Falle eines Überholmanövers mithilfe des Windschattens wohl kontern könnte.

Ferrari-Vorschau auf den Russland GP (01:33 Min.)

Ein-Stopp-Rennen wahrscheinlich

Was die Strategie betrifft, sind den Teams aller Voraussicht nach die Hände gebunden, da es in Russland wie so oft auf ein klassisches Ein-Stopp-Rennen hinauslaufen dürfte, dem glatten Asphalt in Sochi, der kaum Reifenverschleiß zur Folge hat, sei Dank. Somit ist mit einem Stint auf den superweichen Reifen zu rechnen, sind die ultraweichen Start-Pneus erst einmal abgegeben.

2008 in Magny-Cours folgte auf die Ferrari-Doppe-Pole übrigens ein Ferrari-Doppel-Sieg. In der Reihenfolge Felipe Massa vor Kimi Räikkönen, der umgekehrten Startaufstellung. Setzt sich die Geschichte fort, darf am Sonntag in Sochi der Iceman jubeln. Gleichzeitig wäre es der erste Sieg eines Piloten beim Großen Preis von Russland, der nicht in Diensten von Mercedes steht.