Am Freitag des Russland GPs beherrschte ein großes Thema das Fahrerlager: Die Motoren-Angleichung. Vor ziemlich genau einem Jahr, ebenfalls beim Russland GP, hatte die FIA mitgeteilt, dass verschiedene Maßnahmen getroffen werden, um die Belieferung aller Teams mit Power Units sicherzustellen.

Ein zentraler Bestandteil dieser Abmachung zwischen den Motorenherstellern war, auch die Leistung der verschiedenen Aggregate in gewissem Maße anzugleichen. Dazu wurde die Token-Regelung aufgehoben, damit die Hersteller besser auf Klassenprimus Mercedes aufholen können. Außerdem wurden gewisse Limitierungen bei den Metalllegierungen und den Dimensionen eingeführt.

Offenbar führten die verschiedenen Maßnahmen zum gewünschten Erfolg: Wie die FIA den Teams in der letzten Strategiegruppensitzung mitteilte, befinden sich drei der vier Motorenhersteller innerhalb einer gewissen Marge. Um diese Marge auch objektiv beurteilen zu können, haben sich die Motorenhersteller auf eine äußerst komplexe Simulationsmethode geeinigt.

Nach ebenjener Methode haben Simulations-Ingenieure der FIA in Genf berechnet, dass sich die Antriebe von Mercedes, Ferrari und Renault auf einer Runde auf der Referenzstrecke von Barcelona innerhalb von 0,3 Sekunden befinden. "Dieses Ziel wurde erreicht", bestätigte FIA Rennleiter Charlie Whiting.

Allerdings sind nicht alle mit der Simulations-Methode einverstanden. Red Bull beispielsweiße polterte nach der Strategiegruppensitzung, der Rückstand von Renault sei viel größer. "Alle Motorenhersteller haben sich auf diese Simulationsmethode geeinigt, nicht die Teams", erklärt Whiting. Im Qualifying beispielsweise kann Mercedes deutlich mehr Reserven mobilisieren als die Konkurrenz. Doch nicht nur die Q3-Zeiten werden in die Simulation miteinbezogen.

Simulation nur Überprüfung von Maßnahmen

Honda allerdings, der vierte Motorenhersteller im Bunde, befindet sich weit von den angepeilten 0,3 Sekunden entfernt. "Es war aber nicht das Ziel, einem Hersteller zu helfen. Es ging in dieser Simulation darum, zu sehen, inwiefern sich die Maßnahmen auf die Leistungsangleichung ausgewirkt haben."

Einen genauen Zeitplan, wann die Simulationen erneut durchgeführt werden, gibt es bislang nicht. "Wir werden es aber weiterhin checken", verspricht Whiting. In Russland haben einige Hersteller bereits erste Upgrades für ihre Motoren gebracht. Das allerdings ist nicht mehr so transparent wie in den vergangenen Jahren, weil die Teams nicht mehr mit dem Regelhüter diskutieren müssen, ob gewisse Änderungen aus Performance-, Zuverlässigkeits- oder Kostengründen eingeführt wurden. Token mussten die Hersteller nur für Performance-Updates zahlen.

Bei den Fahrern gehen die Meinungen über die Leistungsangleichung auseinander. Sergio Perez sagte Motorsport-Magazin.com, der Vorteil des Mercedes-Antriebs sei dahin. "Mercedes, Ferrari und Renault sind mehr oder weniger gleichauf", so der Mexikaner. Die Renault-Piloten sehen das anders. Nico Hülkenberg meint: "Nein, wir sind beim Motor schon noch hinter Mercedes und Ferrari."

Motoren werden billiger

Ein weiteres Ziel von Herstellern und FIA war es, die Preise für die Kunden zu senken. Die Hersteller haben sich dazu verpflichtet, in diesem Jahr eine Million Dollar weniger zu verlangen, 2018 sollen die Kunden weitere drei Million weniger an Ferrari, Renault und Mercedes überweisen müssen.

Um diese Zahlen auch für die Hersteller rentabel zu machen, soll die Anzahl der Power Units pro Saison und Fahrer weiter gesenkt werden. 2018 sollen nur noch drei statt wie bisher vier Exemplare zur Verfügung stehen. Davon allerdings scheinen die Hersteller nun wieder abzukehren, denn die Entwicklungskosten steigen bei einer weiteren Reduktion stärker als die Herstellungskosten gesenkt würden. Die Motoren müssten länger auf den Prüfständen betrieben werden.