Bei ungewöhnlich heißen Eifeltemperaturen erlebte die Formel 1 Welt heute Mittag eine Premiere: Auf dem Nürburgring feierte das fünfte planmäßige 'neue' Qualifyingformat seit Anfang 2003 sein Debüt. Wahnsinnig 'neu' war der Modus dann aber doch nicht: Schließlich lief er ähnlich jenem der vergangenen Saison, nur ohne eine vorgeschobene zweite Session, ab.

Und obwohl dies bedeutet, dass wir auch weiterhin mit den Schwächen des Einzelqualifyings leben müssen, welche sich heute in Form des Rundengeizes im Freien Training, der durch das letzte Rennen festgelegten Startreihenfolge - welche den Top-Fahrern einen Vorteil gibt - sowie der Ungewissheit im Hinblick auf die Spritmenge bemerkbar machten, gibt es immerhin einen vielfach gepriesenen Vorteil: Der Pole Setter steht bereits am heutigen Samstag fest. In der Eifel hört er auf den Namen Nick Heidfeld.

Quick Nick sprengt Duell der Superqualifyer

Jarno Trulli und Mark Webber - diese Namen tauchen bereits seit Jahren in den Listen der besten Qualifyer auf. Doch am Nürburgring holte sich ein ganz anderer die Pole: Lokalmatador Nick Heidfeld wird bei seinem Heimrennen in der Grünen Hölle erstmals von der Pole Position ins Rennen gehen!

"Es ist fantastisch", lautete Nicks Freude strahlendes Fazit. "Nach Monaco hatte ich gedacht, dass es hier schwieriger werden würde. Aber glücklicherweise war dies zu Unrecht. Ich dachte, dass wir vorne dabei wären. Aber ich bin von der Pole wirklich überrascht."

Mit seiner Runde ist der Mönchengladbacher jedenfalls "zufrieden": "Heute Morgen hatte ich gegen Ende der Runde wenig Grip, weswegen ich das Setup verändert habe und das war gut so. Wenn du dir den Ort für deine erste Pole auswählen könntest, dann würdest du ganz klar deinen Heim GP wählen." Der Druck macht Quick Nick dabei nichts aus. "Du hast immer viel Druck, aber ich habe keine Probleme damit."

Aber auch Kimi Räikkönen ist mit seinem zweiten Startplatz nicht unzufrieden. "Es lief nicht schlecht für uns", verriet der Finne. "Das Auto war das ganze Wochenende über gut. Bislang wusste jeder wer leicht und schnell war, aber jetzt müssen wir es abwarten. Wir haben jedenfalls ein gutes Auto für das Rennen. So lange der start gut geht, sehe ich keinen Grund warum ich nicht um den Sieg kämpfen sollten."

"Ich bin sehr zufrieden", schließt sich auch Mark Webber der allgemeinen Freude an. "Die Runde lief hervorragend." Allerdings betont der Australier auch den Spritfaktor: "Wir wissen natürlich nicht, wer welche Strategie hat."

Ein Punkt den auch BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen aufgreift: "Es ist natürlich ein schönes Gefühl. Was die Position im Rennen angeht, müssen wir aber erst einmal abwarten, da heute jeder mit Rennsprit gefahren ist. Jetzt haben wir bis morgen Nachmittag wieder das große Rätselraten." Wie Nick ist aber auch Mario Theissen von der guten Vorstellung seiner Piloten "überrascht": "Ich hoffe, dass wir auch im Rennen eine gute Figur abgeben werden."

Nick erhielt aber nicht nur Lob aus den eigenen Reihen, sondern auch vom siebenfachen Weltmeister Michael Schumacher. "Ich finde es klasse. Wir sind gute Freunde und seine Leistung, die er dieses Jahr gebracht hat, ist ganz große Klasse", schwärmte der Ferrari-Star. "Den zweiten Platz aus Monaco mit einer Pole zu krönen, da kann man nur gratulieren." Allerdings betont auch der Champion: "Ich könnte mir vorstellen, dass Benzin eine Rolle spielt, aber trotzdem hat Nick eine gute Runde hingelegt."

Die Frage nach dem Gewicht.

Aber nicht nur bei den drei Schnellsten stellt sich die große Frage nach dem Gewicht. Auch ab Rang vier und Jarno Trulli, darf munter über den Tankinhalt - und zwar nicht im Hinblick auf legal, illegale Kollektoren - spekuliert werden.

Und obwohl Jarno sagt, dass es "gut" aussehe, kommt der Toyota-Mann für ein leichtes Auto in Frage. Er selbst betont allerdings: "Wir sind was die Strategie angeht sehr zuversichtlich."

Hinter dem Italiener werden morgen Juan Pablo Montoya, der im Vergleich zu Räikkönen entweder erneut stark enttäuschte oder sehr viel schwerer unterwegs ist, und Fernando Alonso ins Rennen starten. Erst in Reihe vier findet sich mit Rubens Barrichello der beste Ferrari-Pilot neben Ralf Schumacher wieder.

Michael Schumacher steht direkt dahinter neben Giancarlo Fisichella auf Startplatz zehn. Die zweiten Zehn des Grid eröffnen dahinter Felipe Massa und David Coulthard, der noch "mit der Strecke kämpft" und davon ausgeht, dass es "nicht einfach" wird Punkte zu holen. "Mehr war für mich nicht drin."

Zusammen mit DC's Teamkollege Tonio Liuzzi wird Rückkehrer Jenson Button in den Europa GP starten. "Wir sollten hier ziemlich gut sein2, prophezeit der Brite. "Wir hatten bislang nicht das richtige Setup. Da wir die Imola-Motoren fahren müssen, konnten wir am Freitag nicht viel trainieren. Heute ging es besser, aber wir müssen immer noch vorsichtiger als mit einem neuen Motor sein."

Im Duell am Ende der Startaufstellung konnte sich heute wieder Jordan durchsetzen. Während Tiago Monteiro also als 17. starten wird, steht neben ihm der Österreicher Patrick Friesacher, der seinen bislang an diesem Wochenende überlegenen Teamkollegen Christijan Albers klar in die Schranken weisen konnte.

"Ich bin schon zufrieden, im Großen und Ganzen war's ganz gut", erklärte Friesacher. "Ich bin auch zufrieden, dass ich einen Jordan und meinen Teamkollegen schlagen konnte."