Zum 22. Mal gastiert die Formel 1 zum Saisonauftakt in Melbourne, genauer gesagt im Albert Park. Noch mehr als in den Jahren zuvor werden die Augen auf die Königsklasse gerichtet sein, ist der Australien GP doch der Gradmesser für die neuen Regularien. Fragen, die während der Testfahrten nicht gänzlich geklärt werden konnte, sollten spätestens am Sonntag beantwortet werden. Im Zuge der zu erwartenden höheren Kurvengeschwindigkeiten wurden einige Maßnahmen an der Strecke vorgenommen, um die Sicherheit zu gewährleisten.

  • Zusätzliche Reifenstapel in den Kurven eins, sechs und 14
  • Die Maueröffnung auf der linken Seite in Kurve acht wurde geschlossen
  • Die Befestigungen der Kerbs an den Scheitelpunkten der Kurven 11 und 12 wurden verbessert
  • Am Ausgang von Kurve 12 wurde ein Doppel-Kerb installiert
  • An der Außenseite von Kurve 12 wurde eine Tecpro-Barriere angebracht
  • Die DRS-Zonen bleiben unverändert; auf der Start-/Zielgeraden darf der Flügel flachgestellt werden, ebenso auf der nachfolgenden Geraden

Albert Park Circuit: Einmal um den See

Streckengrafik Albert Park Circuit, Foto: Toro Rosso
Streckengrafik Albert Park Circuit, Foto: Toro Rosso

Die Strecke im Albert Park gehört zu den temporären Rennstrecken. In dem futuristischen Vorort von Melbourne dienen öffentliche Straßen als Rennstrecke. Der Albert Park Circuit ist seit 1996 Austragungsort der Formel 1. Der Wechsel von Adelaide zum Südzipfel Australiens war jedoch von Protesten begleitet. Umweltschützer beklagten die Rodung von Bäumen im Albert Park und allgemein die Umgestaltung des Areals.

Die Strecke führt auf öffentlichen Straßen einmal um den Albert Park Lake herum. Gefahren wird dabei im Uhrzeigersinn. Dabei ist Rennsport im Park nicht erst seit 1996 ein Thema. Bereits in den Anfangsjahren der Formel 1 wurde dort gefahren, im Gegensatz zu heute aber gegen den Uhrzeigersinn. Bei diesen Veranstaltungen handelte es sich jedoch nicht um Rennen, die zur offiziellen Weltmeisterschaft zählten.

Streckenverlauf: Australien - das A steht für Abwechslung

Wissenswertes über den F1-Australien GP (01:07 Min.)

Der Albert Park Circuit gehört mit 70 Prozent Vollgasanteil zu den schnelleren Strecken. Schnelle und langsame Kurven wechseln sich ab, ebenso gibt es mehrere lange Vollgas-Abschnitte. Eine der größten Fehlerquellen ist die erste Kurve. Verbremser sind dort keine Seltenheit, ein Abflug kann auch schnell das Rennen im Kiesbett beenden. Ähnliches gilt für den Bremspunkt in Kurve neun. Diese Stelle eignet sich sehr gut, um den Gegner in einen Fehler zu treiben. Nicht zuletzt ist auch die vorletzte Kurve bereits Schauplatz diverser Fehler gewesen. Den heftigsten Unfall gab es vergangenes Jahr jedoch bei der Anfahrt zu Kurve sechs, als Fernando Alonso auf Esteban Gutierrez auffuhr und sich spektakulär überschlug.

Streckendaten
Länge: 5,303 km
Runden: 58
GP-Distanz: 307,574 km
Rundenrekord: 1:24.125 (MSC, 2004)
Kurven: 16
Weg bis Kurve 1: 383 m
Länge Boxengasse: 262,9 m
Zeit in Box bei 60 km/h: 15,774 Sekunden

Technik-Herausforderung: Bremsen und Benzin im Fokus

Insgesamt sieben Bremszonen gibt es auf der Strecke, in denen die Fahrer von mehr als 230 km/h verzögern. Für die Bremsen bedeutet das eine große Herausforderung. In diesem Jahr werden die Belastungen durch das gestiegene Fahrzeuggewicht noch zunehmen. Ebenfalls ein Faktor beim Australien GP ist der Benzinverbrauch. Dieser befindet sich im oberen Bereich. Es könnte ein denkwürdiges Rennen in dieser Hinsicht werden. Zwar haben die Teams nun fünf Kilo mehr Benzin an Bord, durch die enorm gestiegenen Kurvengeschwindigkeiten wird der Verbrauch jedoch noch deutlich zunehmen. Dramen sind nicht ausgeschlossen.

Die Strategie: Fragezeichen Reifen

Zum ersten Mal müssen sich die neuen Reifen unter Wettkampfbedingungen bewähren, Foto: Sutton
Zum ersten Mal müssen sich die neuen Reifen unter Wettkampfbedingungen bewähren, Foto: Sutton

Aufgrund der neuen Regeln sind Vorhersagen für die Strategie noch schwierig zu treffen. Die Reifen sollen länger halten, Pirelli bringt jedoch die drei weichsten Mischungen Ultra-, Supersoft und Soft mit. Aufgrund der fehlenden Erfahrungswerte hat Pirelli für die ersten Rennen der Saison klar festgelegt, wie viele Sätze jeder Mischung den einzelnen Fahrern zustehen. Jeder Pilot erhält sieben Sätze der Ultrasofts, vier Sätze rote Reifen und zwei der härtesten Mischung. Die Entscheidung wird wohl zwischen einem oder zwei Boxenstopps fallen. Ein ständiger Begleiter des Australien GP ist das Safety Car. In den vergangenen fünf Jahren gab es in drei Rennen eine Neutralisation.

Das Wetter: Im Rennen droht Regen

Anders als das Safety Car gehört der Regen nicht unbedingt zum Australien GP. In den vergangenen fünf Jahren gab es nur in fünf der insgesamt 25 Sessions Regen. Während des Rennens wurde es in Melbourne gar noch nie nass. Die Chancen auf einen verregneten Grand Prix 2017 stehen aber gar nicht so schlecht. Etwa eine Stunde nach Rennstart steigt das Regenrisiko auf 85 Prozent. Auch im zweiten Training am Freitag könnte ein Schauer das Programm durcheinanderwirbeln. Das Qualifying dagegen soll komplett trocken über die Bühne gehen.

Albert Park: Unvergessene Momente

Moment 1: Streckenposten verstirbt Während des Australien GP 2001 kam es zu einem Unfall zwischen Ralf Schumacher und Jacques Villeneuve, in dessen Folge ein Streckenposten starb. Villeneuve krachte in den Zaun, hinter dem der Streckenposten stand. Von Villeneuves Auto löste sich dabei ein Reifen, der den Marshall traf und tödlich verletzte.

Moment 2: Webber sorgt für Sensation Das Rennen im Jahr 2002 wies gleich einige Besonderheiten auf. Zum einen gab es kurz nach dem Start eine Massenkarambolage, in deren Folge elf Autos ausschieden. Zum anderen holte der Lokalmatador Mark Webber in seinem ersten Rennen im unterlegenen Minardi sensationell den fünften Platz.

Moment 3: Brawn GP dominiert Saisonauftakt Nach dem Honda-Ausstieg Ende 2008 und dem kurzfristigen Aufkauf des Teams durch Ross Brawn rechnete niemand mit dem nun Brawn GP genannten Team. Doch dank des Einsatzes des Doppel-Diffusors fuhren Jenson Button und Rubens Barrichello zu einem sensationellen wie überlegenen Doppelsieg.

Australien GP: Die letzten Rennen

Jahr Sieger 2. Platz 3. Platz Pole Schn. Runde
2016 Nico Rosberg Lewis Hamilton Sebastian Vettel Lewis Hamilton Daniel Ricciardo
2015 Lewis Hamilton Nico Rosberg Sebastian Vettel Lewis Hamilton Lewis Hamilton
2014 Nico Rosberg Kevin Magnussen Jenson Button Lewis Hamilton Nico Rosberg
2013 Kimi Räikkönen Fernando Alonso Sebastian Vettel Sebastian Vettel Kimi Räikkönen
2012 Jenson Button Sebastian Vettel Lewis Hamilton Lewis Hamilton Jenson Button

Australien GP: Fakten zum Rennen

  • Mit vier Siegen ist Michael Schumacher Rekordsieger des Australien GP; Jenson Button folgt mit drei Erfolgen auf Rang zwei.
  • Jubiläum bei Red Bull: Am Sonntag bestreitet das Team das 225. Rennen. Fährt einer der beiden Fahrer auf das Podium, wäre es das 100. Podest für Red Bull Racing.
  • 2017 findet der Australien GP insgesamt zum 33. Mal statt